Skip to main content
Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Assetto Corsa - Konsole, Simulation und 60 Bilder... geht alles!

Force-Feedback-Lenkräder werden immer mehr zur Pflichtausstattung.

Stechende Muskelschmerzen, schweißnasse Hände und Anflüge von Herzrasen treffen auf volle Konzentration, ständig wachsenden Ehrgeiz und ausschweifenden Jubel. Soviel steht fest: Den ersten Force-Feedback-Kontakt mit der kürzlich in München anspielbaren PS4-Umsetzung von „Assetto Corsa" werde ich so schnell nicht vergessen. Endlich mal wieder eine Rennsimulation, die einem mental wie auch körperlich alles abverlangt!

Los geht mein Höllenritt auf dem belgischen Circuit de Spa-Francorchamps. In den Schalensitz eines Fanatec RennSport Cockpit V2 gezwängt, rase ich entschlossen auf eine harmlos wirkende S-Kurve zu. Wie aus vielen anderen Rennspielen gewohnt, entscheide ich mich für eine möglichst kerzengerade Fahrt entlang der Kurven-Scheitelpunkte. Doch dann bringt mich der gewölbte Randstein in diesem Streckensektor völlig aus dem Konzept. Denn die Physik-Engine überträgt den holprigen, mittels Laserscan-Technik ins Spiel integrierten Untergrund perfekt an die Widerstandsmotoren des Lenkrads und zwingt mich zu hektischen Gegenlenkbewegungen. Der Wagen bricht aus, ich lege eine formschöne Pirouette hin. Verdammt!

Egal ob holprige Randsteine oder tückische Bodenwelle: Dank Laserscan-Verfahren wurden sämtliche Unebenheiten im Streckenboden ins Spiel übertragen.

Kurze Zeit später eine ähnlich heikle Situation, diesmal allerdings ausgelöst von einer anfangs kaum zu erkennenden Bodenwelle auf einer Geraden. Wieder dauert es nur Millisekunden, bis die Force-Feedback-Motoren meinen Patzer rabiat bestrafen. Keine Frage, um hier dauerhaft Erfolge zu feiern, muss die Armmuskulatur ordentlich schuften!

Wie überragend „Assetto Corsa" jedes noch so kleine Detail simuliert, wird mir allerdings erst nach einem fiesen Verbremser samt anschließendem Ausflug ins Kiesbett klar. Die Folge: Bedingt durch massive Steinchen-Einwirkung ist der Grip meiner Reifen plötzlich völlig dahin und ich habe knapp 30 Sekunden lang alle Mühe, das Lenkrad überhaupt im Zaum zu halten. Fantastisch!

Dass die Konsolen-Umsetzung einen bleibenden Eindruck hinterlässt, liegt aber nicht nur an der sprichwörtlich mitreißenden Fahrphysik, den genial abgestimmten Force-Feedback-Effekten und den größtenteils mittels Laserscan vermessenen Strecken. Technisch wird ebenfalls einiges geboten, allem voran eine Darstellung mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde bei 17 Fahrzeugen gleichzeitig auf der Strecke. Die PS4-Fassung meistert dieses Kunststück in 1080p, die Xbox-One-Version immerhin in 900p. Interessantes Detail am Rande: Bis die Entwickler den Code dahingehend optimiert hatten, verging fast ein Jahr. Anfangs stemmte die Konsolenversion gerade einmal 15 Bilder pro Sekunde bei massiv reduzierten Grafikdetails und fünf Fahrzeugen gleichzeitig. Reife Tuning-Leistung!

Und es gibt noch mehr gute Nachrichten für Konsoleros. Wie uns Marco Massarutto, Exeutive Manager und Ko-Gründer von Kunos Simulazioni mehrfach versicherte, sollen sowohl die PS4- als auch die Xbox-One-Fassung inhaltlich komplett identisch mit der bereits erhältlichen PC-Version sein. Alle drei bisher veröffentlichten DLC-Dreampacks sind also genauso an Bord wie sämtliche Updates und Softwareflicken. Und: Pünktlich zum Release des Spiels darf man sich zudem hinters Steuer des über 2,5 Millionen Euro teuren, weltweit nur knapp 40 Mal gebauten PS-Wunders Ferrari FXX K klemmen.

Die Cockpit-Darstellung lässt kaum Wünsche offen. In Sachen Playstation VR-Unterstützung hält man sich allerdings noch zurück.

Dagegen schade: Eine dynamische Wettersimulation fehlt weiterhin. Gleiches gilt für Rennen bei Nacht, atmosphärischen Boxenfunk und ein optisch aufwändiges Schadensmodell. Hinzu kommt: Mit über 90 handverlesenen Fahrzeugen, 21 Strecken sowie einer sehr gradlinig gestrickten Karriere ist der Titel zwar solide ausgestattet, jedoch noch längst nicht so umfangreich wie ein „Forza" oder „Gran Turismo". Bedenkt man allerdings, dass das Entwicklerteam aus gerade mal 27 Personen besteht, drückt man bei solchen Unzulänglichkeiten gerne mal ein Auge zu.

Obwohl uns eine Probefahrt mit dem Mehrspieler-Modus bis dato verwehrt blieb und der Gamepad-Steuerung noch der letzte Feinschliff fehlt - mit Lenkrad ist „Assetto Corsa" auch auf Konsole eine Wucht. Ergänzt man nun noch die schnittige Bildrate, die inhaltliche Parität mit der PC-Fassung und die deutlich optimierte Menüführung, bleibt eine mehr als gelungene Umsetzung eines echten Racing-Geheimtipps. „Forza" und Co.: Wundert euch nicht, wenn euch der ein oder andere Fan ab dem 21. April mal für längere Zeit fremdgeht.

In diesem artikel

Assetto Corsa

PS4, Xbox One, PC

Verwandte Themen
Über den Autor

Sönke Siemens

Contributor

Kommentare