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Beyerdynamic MMX 300 Headset - Test

Liebe geht durch die Ohren.

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Besser geht's kaum: Etwas sparsam ausgestattetes, aber unverwüstliches, fantastisch isoliertes und brillant klingendes PC-Headset.

Spiele-Headsets gibt es wie Sand am Meer. Viele versprechen großen Funktionsumfang, tatsächliche oder emulierte 7.1-Surround-Kanäle, gigantische Bässe und nicht zuletzt schnittiges Gamer-Design. Die allermeisten sind für das, was sie kosten, auch in Ordnung. Allein, wer schon mal einen vernünftigen Stereo-Kopfhörer aufhatte, wird mit diesen Spieler-Accessoires selten warm. Es stimmt, dass bei Spielen oft mit schierer Kraft schon reichlich Eindruck geschunden wird. Aber in Sachen Höhen- und Mittenwiedergabe, Pegelfestigkeit und allgemeinem Klangbild machen reine Spiele-Headsets gegen vergleichbar und oft sogar günstigere teure Stereo-Kopfhörer selten einen Stich.

Dementsprechend besteht durchaus ein Bedarf an Headsets mit wahrem Premium Klang, eines, das man vor dem PC immer aufsetzt, ob man nun spielt, Youtube-Videos schaut oder Musik hört. Beyerdynamic bestellt dieses Feld schon seit einigen Jahren mit dem MMX 300, der Abwandlung eines Headsets, das ursprünglich für die private Luftfahrt konzipiert wurde. Und direkt nachdem man diese "Kannen" aufsetzt, merkt man, hier einen Schallwandler echter Hi-Fi-Profis auf den Ohren hat. Doch immer der Reihe nach - auspacken zuerst.

Nüchtern. Auf der Beyerdynamic-Website darf man sich gegen Aufpreis aber auch eine komplett mattschwarze Version zusammenstellen lassen oder andere nette Farbnuancen setzen.

Recht spartanisch-zweckmäßig kommt die Verpackung daher. Drinnen neben dem MMX 300 eine schwarze Transporttasche vom Format eines größeren Kulturbeutels. Schwarz und ein bisschen schmucklos schreit sie förmlich, "hier wird Technik sicher von A nach B getragen". Nicht unbedingt ein Hingucker, aber dick gepolstert und mit allerlei Fächern und Einschüben gesegnet, ist sie eine irre praktische Dreingabe für Gamer, die öfter Mal unterwegs sind. Sehr nett. Was sonst noch aus der Packung kullert: Ein Adapter auf 6,35 Millimeter, der die 3,5mm Audio-Klinke stereoanlagentauglich macht, dazu - natürlich - die Anleitung. Das war's, was schön ist, denn deshalb kann es direkt zum Eindruck des Headsets weitergehen.

Das kann je nachdem, ob man in Beyerdynamics "Manufaktur " aus verschiedenen Farben und Materialien einen individuellen Kopfhörer zusammenstellte oder eben nicht, unterschiedlich aussehen. Für diesen Test liegt er in der grauschwarzen Carbon-Musterung mit Kunstleder-Ohrpolstern vor. Direkt fällt auf: Leicht ist er nicht, was vor allem an den matt pulverbeschichteten Metallgabeln liegt, die die großen ohrumschließenden und ebenfalls mit Metalleinsätzen versehenen Muscheln halten. Unter dem per Druckknöpfen abnehmbaren Bügelpolster versteckt sich ebenfalls Metall. Keine Frage, dieses Gerät wurde gemacht, um Jahre zu überdauern. Kein Wunder, dass die Heilbronner großzügige 5 Jahre Garantie auf den MMX 300 geben.

An der linken Ohrmuschel der Mikrofonarm mit dickem Windschutz, der sich nach oben wegdrehen lässt, wenn man ihn nicht braucht. Auch ansonsten ist er schön flexibel verstellbar und bleibt, wo man ihn haben will. Das matte gummierte Kabel endet nach zweieinhalb Metern in zwei vergoldeten 3,5mm Klinken - eine für die Kopfhörer, einer fürs Mikrofon, womit das MMX 300 sich maximal anschlussfreudig gibt. Auch am Smartphone macht er als Headset folglich eine gute Figur, wenn man sich für knapp fünf Euro einen vierpoligen Doppelklinkenstecker besorgt. Auf den ersten Blick gefällt, dass sowohl die Ohrpolster als auch die Kopfbandpolsterung mit wenigen Handgriffen zu ersetzen sind. Bei Verschleißteilen wie diesen immer nett. Ein wenig verwundert hat mich allerdings, dass das Kabel nicht ohne weiteres ausgetauscht werden kann, denn das ist fest verbaut. In Anbetracht der fünf Jahre Garantie und der allgemein sehr vertrauenerweckenden Verarbeitung, ist das aber kein Beinbruch.

Neugierig war ich vor allem ob des Gewichts, das mich durchaus überraschte. Glücklicherweise verschwindet das aber wie von selbst, sobald man das sich resolut über die Ohren stülpende Headset anlegt. Die Last verteilt sich angenehm gleichmäßig auf den spürbaren, aber nicht störenden Andruck von den Seiten und das bequem aufliegende Kopfband. Ich würde nicht sagen, dass man vergisst, dass man das MMX 300 trägt, was nicht bedeuten soll, dass dieses Headset in irgendeiner Weise unkomfortabel zu tragen wäre. Im Gegenteil: Stundenlange Sitzungen in Rainbow Six: Siege, DayZ und Elite: Dangerous überstand ich ohne Verspannungen und ohne das Bedürfnis den Kopfhörer abzunehmen. Ein Sonderlob muss man der Isolation aussprechen, die Umgebungsgeräusche nach Herstellerangaben auf 18 dB herunterdrückt, was ich Beyerdynamic gerne glaube. Ich bin sicher, dass ich noch keine bessere passive Isolierung auf den Ohren hatte.

Guter Klang bei Tag...

Im Praxistest muss man sich zunächst einmal damit arrangieren, dass es keine Kabelfernbedienung gibt, mit der man die Lautstärke regulieren oder - meiner Meinung nach noch wichtiger - das Mikrofon stumm schalten könnte. Das ist für einige möglicherweise eine Umgewöhnung, aber eine, die mit geringem viel Aufwand zu bewältigen ist. Mini-Programme wie MicMute ermöglichen das Stummschalten mit einfachen Tastaturshortcuts. Insofern kein Problem.

Doch kommen wir nun zum Wichtigsten: dem Klang. Beyerdynamic ist bekannt für kräftige, und klare, aber nie zur Übertreibung neigende Schallwandler. Das stimmt auch für den MMX 300 ohne Einschränkungen. Es ist einer dieser ohrenöffnenden Kopfhörer, die einen Dinge hören lassen, die man mit seinem Vorgängergerät nie bemerkt hat. Eine bestimmte Sorte Laub, die in DayZ unter den Füßen eine Idee anders knistert als der Rest. Ein von links nach rechts durch die Ohren pustende Böe voller Schneeflocken in Rise of the Tomb Raider. Schottersteine unterschiedlicher Größe, die in Dirt Rally brutal in den Radkasten eines 3er BMWs spritzen und mehr über die Beschaffenheit eines Streckenabschnitts verraten. Selbst die Ortung von Schrittgeräuschen in Rainbow Six: Siege fällt mit dem MMX 300 leichter als zuvor.

... und bei Nacht.

Zu keinem Zeitpunkt schwappen die Bässe über andere Frequenzbereiche hinweg und übertünchen so effekthaschend wichtige Details. Hier herrscht allenthalben unaufgeregte, selbstbewusste Transparenz, die viele Kopfhörer über die vergangenen Jahre des Basswahns verlernt haben. Brummen tut's nur, wenn es soll, dann aber richtig. Wenn nach einer Blendgranate in Siege die Ohren klingeln oder in Tomb Raider tonnenschwere Felsbrocken Whack-a-mole mit Lara in der Hauptrolle spielen. Es ist ungemein angenehm, wie selbstsicher der Beyerdynamic das Klangbild auf ein akustisches Panoramaformat vor einem ausbreitet. An allen Ecken und Enden macht man neue Kleinigkeiten aus und ergötzt sich regelrecht daran. Gleichzeitig ist man hin und weg davon, wie kräftig und ausgewogen das Headset auch leise noch klingt und wie fein, sauber und unbeirrbar kristallklar es selbst bei sehr hohen Lautstärken bleibt.

Dass das im Spielbetrieb wie beim Musikgenuss gleichermaßen stimmt, macht den MMX 300 zum wundervollen Allrounder, der sich von nichts aber auch gar nichts beeindrucken lässt. Die übliche musikalische Testrunde über alle Genres hinweg beginnt wie immer mit TV on the Radios "Halfway Home". Dessen Blade-Runner Synthies spielen die Tribal-Toms und Handclaps glasklar den Ohrenhighway hinauf. Sehr gefreut habe ich mich darüber, dass ich eine mir bisher unbekannte Gesangsspur aus dem Scat-Chor heraushörte, der sich bislang immer undefiniert "mehrstimmig" unter die harte Gitarrenmassage des Finales legte. Alvvays' emotionales Blankziehen in Party Police kommt dann makellos und zerbrechlich wie Porzellan aus dem Hörer, während die Keys längst nicht so tief unter den versurften Gitarren wegtauchen, wie ich es sonst gewohnt bin.

Die Manufaktur-Option gibt euch gegen kleine Aufpreise eine ganze Reihe an Optionen, wie euer Headset am Ende aussehen soll. Diese beiden hier kosten jeweils etwa 20 Euro mehr als die Standard-Ausgabe...

Dann Deafheavens Dream House, 9:14 Minuten Black-Metal-Häcksler, durch den schon viele andere Headsets durchmussten und an der anderen Seite nur sehr ramponiert herauskamen. Wenn sich bei 1:34 sich die resolute Double Bass unter das flirrende Gitarrengewitter legt, gibt es kein Halten mehr: Auch kunstvoll arrangierten Krach lenkt der MMX 300 in die dafür vorgesehenen Bahnen, die andere Geräte günstigerer Preisklassen vor lauter akustischer Schrapnell kaum noch erkennen können. In Sachen Elektro beerbt James Blakes Retrograde den sonst üblichen Limit to your Love aus dem vorangegangenen Album. Soul Gesang aus der oberen Etage beim Brustschwimmen über kuscheliges Piano. Darunter: nasse Dub-Step-Beats und breitwandige Synths. Der Song zieht das MMX 300 in alle erdenklichen Richtungen gleichzeitig und liefert so den letzten Beweis dafür, dass dieses Headset wirklich allem gewachsen ist.

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Das Mikro überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie, wenngleich ich nicht behaupten kann, in gleichem Maße von ihm beeindruckt zu sein, wie von der klanglichen Leistung der Kopfhörer. Es lässt sich nichts zuschulden kommen, schnappt angenehm wenig störende Raumgeräusche auf und kommt ohne Leerrauschen daher Die Stimmwiedergabe ist klar, präzise und unverfälscht. Macht sein Ding, fällt nicht negativ auf. Nichts konzerttaugliches natürlich, aber ein mehr als solides, dem Preis des Gesamtpakets angemessenes Mikrofon.

...aber dafür ist es (in einem gewissen Rahmen) ganz allein euer Headset.

Ein Hinweis für Spieler, die daran interessiert sind, sich das Headset für Konsole zuzulegen: Im Test am Controller der PlayStation 4 mit vierpoligem Klinkenadapter wurde das MMX 300 zwar anstandslos erkannt und funktionierte auch direkt. Die recht hohe Nennbelastbarkeit von 100mW liegt aber in einem Bereich, den die Controllerbuchse nicht vollkommen ausreichend bedienen kann: Das Klangbild lässt somit, direkt mit der Konsole verbunden, Lautstärke und Bass vermissen. Ein mobiler externer Verstärker wie zum Beispiel der Astro MixAmp leistet da, was ihr braucht.

Was für ein Headset! In Sachen Ausstattung fehlt es zwar an Games-Zubehör üblichen Standards wie einer Kabelfernbedienung oder einer Stummtaste fürs Mikro. Und dass man den Draht nicht ohne weiteres austauschen kann, widerspricht ein wenig der ansonsten auf ewig ausgelegt wirkenden Verarbeitung. Doch dafür beerdigt das MMX 300 auch viele der weniger guten Gewohnheiten landläufiger Gaming-Headsets. Es fühlt sich an, als könnte es das verkraften, wenn man sich mal zufällig draufsetzt und zelebriert klangliche Spielfreude als höchstes Gut. Nicht alles dreht sich um den Bass, große Membranen und irrsinnige Lautstärken. Das MMX verfolgt eine präzise, gleichberechtigte Wiedergabe aller Klangbereiche als höchstes Ziel und gefällt damit auch anspruchsvollen Ohren. Es klingt jederzeit absolut ausgewogen, glasklar und schlägt sich damit in allen Spiele- und Musikgenres gleich gut. Hiermit die klangliche Seite seiner Lieblingsspiele und -Alben neu zu entdecken ist ein absolutes Vergnügen!

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor
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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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