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Ghostbusters-3-Trailer

Auch wenn ich den Film ignorieren werde, kann man ja mal über den Trailer sprechen.

Jetzt habe ich mich endlich mal getraut. Nachdem ich mir erst vornahm, den neuen Ghostbusters zu ignorieren, bis ich ihn günstig irgendwo auf Blu-ray finde oder mir ausleihe und auch nicht den Trailer sah, musste ich jetzt doch mal hingucken. Einfach weil eine solche Kontroverse darum entstand - vor allem in den USA, wo sonst - und ich wollte wenigstens wissen, was los ist. Und nach diesen drei Minuten muss ich sagen: Ich werde mir diesen Film nicht angucken. Jedenfalls nicht, bevor er auf Netflix landet.

Weil die Ghostbusters von vier Frauen gespielt werden und ich ein weißer Nerd bin, der dazu jetzt irgendeinen Macho-Spruch reißen muss. Sekunde, lasst mich überlegen...

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NEIN! Das ist natürlich nicht der Grund. Ich denke sogar, dass der Frauen-Cast die wahrscheinlich einzige eigenständige Idee ist, die dieser Film hat, und dass es sogar eine ist, die mir gefällt, bei der ich Potenzial sehe. Warum nicht? Vier Frauen können genauso lustig sein, wie es vier Männer damals waren. Sie können anderen Humor hineinbringen, frischen Humor, einen willkommenen Twist. Wenn man denn die richtigen Schreiber an dem Projekt hat. Nach drei Minuten eines physisch schmerzhaft platten Trailers, der alle Witzklischees der billigsten Art abarbeitet, kann ich nur zu dem Schluss kommen, dass es mir für die Truppe der jungen Schauspielerinnen leidtut, wo sie sich da durchblödeln musste.

Sicher, damals hatte man mit Reitman, Akroyd und Ramis auch eine Art in der Werdung befindliche Ausnahmetruppe zusammen. Aber auch Paul Feig und Katie Dippold können ein paar Dinge vorweisen, die anscheinend ganz gut und lustig sind, womit sie sich in ähnlicher Position wie das Trio damals befanden. Man hatte schon seine ersten Meriten gesammelt und es war Zeit, richtig groß zu werden. Man spürt bei Ghostbusters 1984, wie jeder Witz genau getimed ist. Da ist humoristische Eleganz und Präzision am Werk, die elegant mit dem Holzhammer aufgetragen wird. Ghostbusters 2016? Es hilft erst mal nicht, dass 30 Jahre Hollywood-Komödie dazwischenliegen und jeder dieser Witze schon zehn Mal woanders gerissen wurde. Wenn der Joke nicht eh eine "Hommage" an das Original zu sein scheint - um nicht zu sagen, dass er geklaut und grausam verhackstückt wurde -, dann fühlt sich jede Zeile, als wäre sie unter Schmerzen geboren und aufs Papier gezerrt worden, wo selbst eine ans Unmögliche grenzende Schauspielleistung sie niemals hätte lustig werden lassen können. Es ist so schmerzhaft gezwungen wie Pixels und das sage ich nicht leichtfertig. Statt brillant abgepasster Situationskomik scheint man sich - wiederum: ausgehend von dem Trailer - auf platte Oneliner zu verlassen. Oder schlecht beim Original zu klauen. Bin mir nicht sicher, was schlimmer ist.

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Was die restliche Kritik angeht, die so herumfliegt, manches teile ich, manches nicht. Ich denke, dass die Spezial-Effekte okay sind und zumindest in den Sekunden-Einstellungen des Trailers sogar gut aussehen. Die von damals sind nur bedingt gut gealtert, es ist nicht verkehrt, heute da modern heranzugehen. Aber wiederum, wo es damals etwas Besonderes war - 1984!! - sind Spezialeffekte heute Standard. Selbst bei Avengers 2 guckt keiner mehr groß drauf, das hat man halt heutzutage in einer solchen Produktion. Aber wie gesagt, eher harmlos für mich.

Was mich stört und das geht scheinbar so ziemlich jedem so, ist der Name. Es gibt einen Film, der Ghostbusters heißt, warum muss es noch einen geben? In dieser Unsitte ist der Film nicht allein, sowohl in diesem Medium als auch bei Computerspielen ist das eine Reboot-Krankheit, der scheinbar jede Serie sich irgendwann stellen muss. Ghostbusters 3? Ghostbusters Returns? Reloads? Reslimed? Es gibt so viele Möglichkeiten, gar nichts davon war die schlechteste.

Bei dem Verzicht darauf, den verbleibenden alten Cast außen vor zu lassen, bin ich zwiegespalten. Das kann gute Momente bescheren, kann aber auch ganz furchtbar und traurig enden. Es ist vielleicht besser, dass hier nicht die alte Garde das Heft selbst weiterreicht.

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Und sonst? Ist Ghostbusters für mich ein gegessenes Franchise. Ich habe die alten Filme seit bestimmt einem halben Jahrzehnt nicht mehr gesehen und das reicht noch für ein paar Jahre, bevor ich sie mir wieder gönnen werde. Ich kann verstehen, dass es für eine neue Generation wiederbelebt werden soll, so wie das auch um die 2000er mit den Star-Wars-Prequels gelang - lacht nur, Alt-Nerds, die Kids verschlingen den Kram - und vielleicht klappt das auch. Aber in diesem Falle bin ich mir sicher, dass wir damals den besseren Film hatten, wenn der Trailer auch nur vage wiedergibt, was uns erwartet. Ghostbusters 1984 hat Kindern wie Erwachsenen gefallen, er hatte diese seltene Gabe, auf jedem Level zu funktionieren. Das neue Ding sieht nach etwas aus, was auf Nummer sicher gelangweilt an zwei Tagen zusammengeskribbelt wurde, in der Altersgruppe von 8 bis 14 beklatscht werden wird und das man ansonsten gucken kann, wenn es auf Netflix wirklich gar nichts anderes gibt. Das ist nicht das Zeichen eines Klassikers. Das ist ein kleiner Erfolg, wenn man ein paar Spielzeuge verkaufen möchte.

Aber sehen wir auch mal die positiven Seiten: Es ist immerhin nicht Michael Bays Turtles-Schändung.

Und, werdet ihr euch Ghostbusters 3 angucken (ja, ich habe beschlossen ihn jetzt so zu nennen)?

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Über den Autor
Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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