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Beyerdynamic T90 & A20 - Test

Ich hasse HiFi.

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Eine nicht ganz preiswerte Kombination aus Kopfhörer und Verstärker, die Spielewelten in neue Akustik-Dimensionen katapultieren kann.

Ich hasse HiFi. Weil ich es liebe und mir oft Klang wichtiger ist als das Bild. Weil ich Musik liebe, selbst wenn ich sicher nicht das perfekte Gehör habe und nicht einmal an die oft esoterischen Unterscheidungen glaube, die euch jeder echte HiFi-Laden nur zu gerne als Plattitüden um die Ohren haut. "Musik ist mehr als nur die Aneinanderreihung von Tönen" gehört vielleicht zu den verschrobensten Sätzen, die ich je mit anhören durfte, als ein Verkäufer hinter mir dem wohlmeinenden und -habenden Vater eines armen 16-Jährigen von dem "minderwertigen" Harman-Kardon-Set abriet und stattdessen in die T&A-Ecke umschwenkte. Guter Verkäufer, aber alles, was der junge Musikenthusiast und nun wahrscheinlich auf ewig vom HiFi-verschreckte Jung-Kunde haben wollte, war ordentlich Bumms, bevorzugt passend zu seinen umgehängten Monster-Kopfhörern.

Was uns zum Thema des Tages bringt. HiFi ist teuer. Bis zu "gefühlt unendlich" teuer. Aber wieviel HiFi ist richtig für mich? Wieviel bringt mir noch was? Wo hören Klangsteigerungen auf und wo beginnt es in (noch mehr) Geldverschwendung auszuarten? Und vor allem: Gibt es einen Weg zurück, wenn man sich erst mal an etwas gewöhnt hat? All diese Fragen sollte mir eine Beyerdynamic-Kombo beantworten, bestehend aus dem T 90 Kopfhörer und dem A 20 Kopfhörerverstärker. Der Preis des Duos liegt bei knapp unter 1000 Euro. Das mag jetzt für den einen oder anderen auch esoterisch klingen, aber das sind oft genug die gleichen Leute sind, die 600 oder sogar 800 Euro für eine Grafikkarte hinlegen. Ist also alles relativ, eine Frage der Prioritäten und so weiter, wobei der Sound einen klaren Vorteil hat: Selbst die beste Grafikkarte wird nach zwei, maximal drei Jahren nicht mehr zu den Platzhirschen gehören oder sogar veraltet sein. Ein guter Kopfhörer und Verstärker dagegen... Selbst wenn ihr euch in den 80ern einen guten Stereo-Verstärker geholt habt, heißt, das nicht, dass er heute schlechter sein muss als aktuelle Modelle. Wobei das natürlich ein wenig Pflege voraussetzt.

Kühles Understatement im Design.

Das bringt uns auch zu den beiden Geräten und wir fangen mal mit dem T 90 an. Dies ist kein Unterwegs-Kopfhörer und das aus verschiedensten Gründen. Der erste ist sein für Handys und andere Mobil-Geräte zu hoher Widerstand von 250 Ohm. Dieser Wert sagt, wie hoch der Widerstand für ein Signal ist. Ein niedriger Widerstand kann mehr Störgeräusche durchlassen, ein hoher hat den Nachteil, dass die Quelle mehr Power haben muss, um hohe Lautstärken zu erreichen. 250 liegt ziemlich in der Mitte und damit ist der T 90 gut für Soundkarten und ähnliche Geräte geeignet, die viel, aber im Gegensatz zu echten Verstärkern nicht endlos Kraft mitbringen. Da er bei mir am PC laufen soll: passt!

Der nächste Grund für den Heimgebrauch ist das Kabel. Erst einmal ist es fest, was gerade unterwegs ungünstig wäre, da man dort eher mal hängenbleibt und sich nach Ersatz umgucken muss. Hier ist das Kabel - wie bei vielen HiFi-Modellen - fest verbaut, da der Kontakt als Störquelle vermieden wird. Angesichts der guten Verarbeitung am Kontaktpunkt von Kabel und Hörer mache ich mir ehrlich gesagt wenig Sorgen. Ich habe schon ganz schön daran herumgezogen, ohne, dass es das Kabel oder die Kontakte dahinter zu interessieren scheint. Ihr müsst also wirklich schon mit Gewalt zerren. Komplizierter ist natürlich ein Kabelbruch durch Abknicken. Das Kabel ist gelichzeitig fest ummantelt, aber flexibel genug, auch an der Kontaktstelle. Wiederum, ich habe eine Menge ungünstige Alltagssituationen probiert - der Vorteil, wenn es nicht das eigene, gerade gekaufte Gerät ist - und das Kabel hat alles brav mitgemacht. Außerdem und wie gesagt: Ihr habt einen 450-Euro-Kopfhörer gekauft: Geht etwas vorsichtiger damit um. Die Kabellänge ist auch ein Grund, warum Mobilität nicht im Vordergrund steht. Es ist nicht zu kurz, es ist zu lang, um es am Handy mit sich rumzuschleppen. Oder vielmehr: Bei den 3 Metern werdet ihr es dann oft hinter euch herschleppen. Also: Kabel, fest, Kopfhörer nicht für unterwegs, ein klein wenig pfleglich behandeln, dann lange Hörgenuss.

Lediglich die verschraubten Gelenke wirken nicht sonderlich elegant, machen aber einen sehr haltbaren Eindruck.

Nachdem das geklärt ist, werfe ich doch mal einen Blick auf die äußeren Werte. Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters, aber dieser Betrachter hier ist erfreut von dem, was er sieht. Sicher, es ist sehr konservativ. Ein schwarzer Bügel, dunkles Anthrazit gefolgt von hellem Aluminium, dann wieder dunkle und außen mit einem braunem, metallic-artigem Mesh. Ich denke, dass sowohl aus Kosten- als auch Gewichtsgründen nur die Bügel aus Metall bestehen, der Rest ist dagegen ein sich zumindest haptisch hochwertig anfühlender Kunststoff. Wenig elegant wirken dagegen die kleinen schwarzen Gelenke, die fast wie Fremdkörper aussehen und sich nur damit retten können, dass sie einen sehr stabilen Eindruck hinterlassen. Die tun also ihre Arbeit, aber ein wenig fein hätten sie sich dafür schon machen können. Insgesamt wirkt der T90 von der Haptik her ausgesprochen robust, hochwertig und durchaus nach etwas mehr, als man es gerade bei üblichen Gaming-Headsets gewohnt ist.

Auch den Vergleich zur direkten Konkurrenz muss es nicht fürchten. Seit ein paar Wochen liegt hier für den Test-Vergleich auch ein Sennheiser HD 650 und ein Ultrasone Edition 10. Mit dem Ultrasone, der sich geradezu pervers dekadent anfühlt, will ich gar keine Vergleiche anstellen. Das Teil kostet fast 2000 Euro - wie ein Freund, der ihn mir lieh, weit häufiger betonte als nötig war -, der Sennheiser dagegen fühlt sich ein wenig mehr nach Plastik an, auch wenn er eigentlich einen sehr ähnlichen Material-Mix nutzt wie auch die Bauteile des T 90. Alles sehr relativ, der Sennheiser ist ein fantastisch verarbeiteter Kopfhörer, ohne Frage. Aber den T 90 mag ich etwas lieber.

Auf dem Kopf geht der haptische Eindruck noch mal deutlich nach oben. Ich hatte nie einen geschlossenen oder sonstigen Kopfhörer, der so dermaßen bequem sitzt und das zehn Stunden am Stück. Die 350 Gramm sind leicht genug, um von dem sehr weichen Bügel verteilt zu werden, ohne dass es nach ein paar Stunden nervt. Die ebenfalls Mikrofaser-gepolsterten Muscheln liegen extrem sanft an, es gibt nur so viel Druck wie nötig ist - durchschnittliche Erwachsenenkopfgröße - damit nichts bei Kopfbewegungen oder Wanderungen im Drei-Meter-Radius verrutscht. Die großen Muscheln umschließen meine durchschnittlich großen Ohren komplett, ohne sie zu berühren. Es wird nicht mal warm unter dem T 90, jedenfalls nicht annährend so sehr, wie man es von preiswerter verarbeiteten Gerätschaften kennt. Es kommt wohl genug Luft ran. Sicher, wer weiß, dass er keine geschlossenen Hörer mag, der wird auch hier seine Meinung wohl nicht ändern. Aber es wäre einen Versuch wert.

Bequem ist kein Ausdruck, trotz der 350 Gramm störte das T 90 auch nach Stunden nicht.

Im Inneren des dynamischen und offen gebauten T 90 steckt das, was Beyerdynamic Tesla-Technologie getauft hat, was aber wenig mit Herrn Tesla zu tun hat. Außer natürlich, dass er sich auch mit Magnet und Strom und so beschäftigt hat. Die Tesla-Schallwandler im T 90 kommen Tesla jedenfalls sehr viel näher, wenn ihr die 80s-Rock-Band Tesla hört. Egal, der Name klingt immer irgendwie cool und die Design-Philosophie dahinter ist nicht, die größten Treiber zu bauen, sondern um den magnetischen Energie-Verlust zu minimieren, wofür der Magnet um den Treiber herumgebaut ist, statt als kleinerer Magnet in einen größeren Treiber integriert zu werden. Der Sinn des Ganzen ist es, Effizienzverluste zu vermeiden und ein stabileres Klangbild zu erreichen.

Die technischen Werte liegen ganz sicher auf dem Niveau, das man bei dem Preisschild erwarten darf. Ein Frequenzbereich von 5 Hz - 40k Hz deutet an, was später kommen wird. 102 dB Kennschalldruck und maximaler Schalldruck von 125 dB deutet dagegen an, dass ihr euch ernsthaft selbst verletzen könntet, wenn ihr das wirklich über längere Zeiträume ausreizen würdet. So, das ist es auch schon, auf geht es.

Das Setup ist bei so einem Gerät natürlich nicht unwichtig und daher hier im Detail: Ich will Musik, Spiele und Film über den PC laufen lassen (okay, Filme meist nicht, aber für den Test hier halt). Da eine interne Soundkarte sich gerne von Interferenzen stören lässt und ich die für den Moment mal außen vor haben will, nehme ich eine SoundBlaster X7. Den ganzen DSP-Klangoptimierungs-Mist schalte ich aus und was bleibt ist eine externe 24Bit/192 kHz Soundkarte mit ausgezeichneter Chip-Bestückung (ja, die ASUS Muse One ist noch besser, aber ich habe keine). Daran kann ich jetzt entweder den Kopfhörer direkt anschließen, was ich auch zuerst mache. Oder ich gehe vom Analog-Cinch-Ausgang zuerst in einen Kopfhörer-Verstärker - wie schon angedeutet das Beyerdynamic-Modell A 20 - was dann später kommt. Alternativ habe ich den Kopfhörer auch an eine internen SoundBlaster-ZxR angeschlossen, da diese einen 6,35mm Ausgang mit 600 Ohm Unterstützung bietet. Die Musik kommt teilweise von HD-Tracks als Download oder als Stream über Tidal HiFi. Die X7 schließt natives 352 kHz in dem Setup natürlich aus, aber weder die Kopfhörer noch meine Ohren sind SO gut. Letztere nicht mal nah dran fürchte ich.

Ein viertes Bild, weil ich mich nicht getraut habe den Kopfhörer zu zerlegen und die Tesla-Einheit ans Tageslicht zu bringen.

Okay, T 90 steckt an der Soundkarte, alles ist verkabelt, eingeschaltet, Wasili gab mir ein Ping, aber auch nur ein einziges Ping, um zu testen, das alles läuft. Musik an.

Kommen wir zurück zu dem ersten Satz dieses Tests. Ich hasse HiFi. Den Rest des Tages davor hatte ich nicht groß Musik gehört, schon gar nicht über Kopfhörer. Die nächsten Stunden waren ohne rage purer Musikgenuss. Ich hörte alles Mögliche in allen möglichen Lautstärken aus allen möglichen Quellen. Es war großartig, es machte Spaß, aber ich dachte so bei mir "komm schon, so viel besser als Dein üblicher 200-Euzro-Kopfhörer an Handy gestöpselt ist das doch jetzt auch nicht". Bis ich dann später am Abend "mein Übliches" anwarf und es gleich wegwerfen wollte. HiFi verdirbt euch. Wenn ihr euch einmal an etwas gewöhnt habt, dann wird der Weg zurück sehr, sehr schwer. Und das ist der Teil den ich hasse, denn ich habe derzeit keinen Tausender für diesen Luxus übrig. Ich weiß trotzdem genau, dass ich den in absehbarer Zeit lockermachen werde.

Was beim T 90 umwirft ist die Auflösung und Räumlichkeit. Eure gesamte Umgebung verwandelt sich in Klang. Es sitzt nicht direkt auf den Ohren, nicht mal den Schritt weit davon entfernt, wie es der Sennheiser HD 650 tut, der Klang nimmt Abstand im Raum ein und selbst wenn kein Raum da ist, dann schafft er ihn halt. Es ist, als würdet ihr in einem leeren 25qm-Zimmer sitzen und über gute Boxen lauschen. Gute, sehr präzise Boxen, denn was als zweites auffällt ist das Herausarbeiten selbst kleinerer Klangelemente. Klassik eignet sich dafür, subtilere Soundtracks wie beispielsweise Michael Nyman, solche Dinger erfahren eine Liebe zu Detail, die euch Musik neu erleben lässt. Die Bässe gehen sehr weit nach unten, aber sie sind nicht die Stärke des T 90. Klar, im Vergleich zu einem üblichen Kopfhörer habt ihr hier einen ganz anderen Spielraum, der mit fast unerschütterlicher Präzision in tiefsten Tiefen angegangen wird. Aber der Druck ist nicht so sehr da, wie er vielleicht sein könnte. Dafür stimmt der Verlauf bis in die Höhen tadellos. Es gibt kein Feld, wo der T 90 sich eine große Blöße geben würde, aber ist ein eigener Sound, der wohl auch der Tesla-Bauweise geschuldet ist. Es ist eine fast kalte, gnadenlose Präzision. Der Sennheiser HD 650 ist da wärmer und ich könnte mir vorstellen, dass das einigen besser liegen könnte. Da T 90 scheint fast zaghaft einen eigenen Sound in die Quelle einzubringen und das kann man als Stärke sehen, aber das subjektive Empfinden eines jeden Hörers ist anders. Manchem kann es zu neutral sein. Gerade bei Rock zum Beispiel musste ich mich erst ein wenig daran gewöhnen und auch wenn der T 90 sicher bei keinem Genre enttäuschte, ganz im Gegenteil, mag er doch lieber die verspielteren Dinge des akustischen Lebens.

Interessant war der Vergleich mit dem mehr als vier Mal so teuren Ultrasone Edition 10. Der führte mir nämlich vor, dass jeder seine Limits kennen muss, wenn es um etwas wie HiFi geht. Als Beispiel würde ich sagen, dass niemand mehr als 250 bis 500 Euro für eine Armbanduhr ausgeben muss, wenn er lange Zeit, vielleicht sein ganzes Leben, eine gute Uhr haben möchte. Niemand braucht wirklich eine Uhr für 5000 Euro, ganz zu schweigen von anderen esoterischen Sphären. Mein Kopfhörer-Limit scheint bei T90 oder Sennheiser zu liegen. Der Ultrasone gab mir ebenfalls einen etwas wärmeren und etwas direkteren Sound und ohne Frage, er klingt fantastisch. Aber er klingt nicht nach Preis mal Vier. HiFi kennt also doch Gnade. Sicher, es wird Leute geben, die mir erklären können, was sie da hören, weshalb das ein so viel besserer Kopfhörer ist. Aber das ist der Punkt. Sie hören es. Ich nicht. Für mich ist es "nur" eine ebenbürtige Variation, für die ich sicher nicht die Bank sprenge.

Zurück zum T 90. Bei Filmen - Test ausschließlich über BluRay - fiel ganz klar auf, wie sehr er Sprache mag und elegant betont. Vielleicht kennt ihr das Phänomen, dass die Aussteuerung vieler vor allem jüngere Action-Filme so ausgelegt ist, dass ihr für die Dialoge aufdrehen müsst und sobald ein Kampf beginnt, muss der Ton nach unten, weil sonst der Goldfisch Sekunden später in den Resten seines durch Schallwellen zerstörten Glases zappeln würde. Kopfhörer leiden genauso unter diesem Phänomen und da es nun mal die Quelle ist, gibt auch der T 90 das letztlich so wieder. Er macht es aber mit einer deutlich höheren Klangpräzision, die einem ausnahmsweise mal sinnvoll abgestimmten Heimkino-Set entspricht, bei dem der Bass und das Rumpeln tief ist, aber nicht alles andere dominiert. Auch die Übergänge verlaufen so wesentlich ohrenfreundlicher und natürlicher. Iron Man 3, der konstant zwischen Kaboom und Tony Starks Herumwimmern schwankt, machte mit diesem Setup deutlich mehr Spaß als mit meinem üblichen Kopfhörer. Außerdem, wenn man hier mal richtig aufdreht, dann merkt man, was man sich eh dachte: Die Ohren fallen ab, bevor der T 90 anfängt zu verzerren.

Der ebenfalls äußerlich schlicht-elegante Begleiter: Beyerdynamics A 20 Kopfhörerverstärker

Für Spiele gilt das ähnlich und wer einfach nur immer Kanonenschlag ohne Sinn haben will, muss sich andere Hörer holen. Leider, wie ich sagen muss, eines der vielen Standard-Gamer-Headsets, die den Bass von Natur aus übersteuern. Hier hingegen wird einem wieder einmal klar, wie viel Aufwand und Liebe im Sounddesign großer Spiele steckt. Ein Spaziergang durch Assassin's Creed: Syndicates London wurde zu einem Ohrenfest, die Welt des Witchers lebt weit mehr mit einem solchen Klang auf als 4K jemals könnte. Die Genauigkeit erlaubt eine saubere Ortung von Richtungen auch in Stereo, teilweise viel besser als bei irgendwelchen 7.1-Modi bei Gaming-Headsets hier der Fall war. Das T 90 zeigt euch die Welt in Klang, wobei auch die extreme Räumlichkeit des offenen Sets zum Tragen kommt. Schließt ihr die Augen, habt ihr im Witcher um euch herum weite Landschaft mit all ihren Geräuschen, die euch nicht zu nah ans Ohr gehalten wird. Ganz ehrlich, ich habe Witcher in einem 4K-Setup mit 2 Titan-X-Karten gespielt, was natürlich auf dem entsprechenden Monitor ziemlich gut aussah. Vorsichtig gesagt. Aber dieser Klang gibt mir einfach mehr als dieses - aktuell weit teurere - Grafik-Feature. Der Weg zurück wird schwer werden. Man sagt wohl, dass man sich nach einer Woche wieder an den alten Sound gewöhnt hat.

Also ja, das T 90 mit dem A 20 Kopfhörer-Verstärker dazwischen, alles an einer sehr guten Soundkarte mit HD-Soundquellen ist ein Traum, für Spiel und Film generell, bei Musik kann er alles sehr gut und manches noch besser. Was aber, wenn man 500 Euro aus dieser Rechnung herausnimmt und auf den A 20 verzichtet?

Beyerdynamic A 20

Schauen wir uns erst mal an, was der A 20 ist. Der für sein Genre nicht zu kompakte Kasten - etwa 16 mal 20 Zentimeter - macht klar, dass er ein Verfechter des Minimalismus ist. Schlichte 2mm Alu einmal drumherum, eine dunkelgraue Plastikplatte oben, fest mit dem Rahmen verbundenes, dickes Blech unten. Vier Gummifüßchen, damit er stehen bleibt, was er dank eines recht hohen Gewichts von 1,5 Kilo auch tut. Hinten habt ihr einen Stereo-Cinch-Eingang, einen ebensolchen Ausgang und an der Front zwei Ausgänge für 6,35 mm Klinkenstecker, wie sie Kopfhörer häufiger haben. Noch ein dezent Rot oder Grün leuchtender Power-Schalter und ein sich sehr wertig anfassender, natürlich analoger Lautstärkeregler, das war es auch schon. Eine Fernbedienung gibt es nicht, Soundspielerein auch nicht, es liefert, was er liefert und wenn euch das nicht passt: Pech gehabt.

Nur was nötig ist: Zwei analoge Ausgänge vorn...

Ein Blick ins Innere... Falls das jemand von Beyerdynamic liest: nein, natürlich habe ich das teure Gerät nicht geöffnet. Ich habe keinen Bosch PSR 1200 mit einem T9-Sechskant-Aufsatz benutzt. Und niemals würde ich die extrem gut verbaute Sound-Platine herausnehmen, um sie mir genau anzusehen, weil dafür müsste ich ja die Muttern an den Eingängen und dem Regler an der Front lösen. Was mit einer kleinen, vorn gummierten Zange bestimmt wunderbar geht.


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Nun, zumindest den letzten Akt, die Soundplatine von allen Seiten zu bewundern, hätte ich mir sparen können, da versteckte sich nichts. Von oben seht ihr jedoch erst einmal, dass brav Strom und Sound komplett gentrennt sind. Es gibt keine zusätzliche Abschirmung wie bei großen Verstärkern, da hier aber deutlich weniger Strom fließt, ist das nicht nötig. Die für den Sound zuständige Platine ist ein Beyerdynamic Eigenbau, es steckt also nicht beliebig austauschbare Technik in dem Gerät, wie man es bei preiswerteren Kopfhörer-Verstärkern häufiger mal sieht. Der Spannungswandlerblock dagegen ist ein Cincon CFM1001S, über den ich beim besten Willen nicht viel finden konnte. Das war es dann auch schon mehr oder weniger, ein rein analoger Verstärker ohne Chips, ohne DA-Wandler-Funktionen, einfach nur ein "nimm Sound und mach ihn kräftig"-Gerät.

einer hinten und ein analoger Eingang. Eigentlich alles, was ein guter Stereo-Verstärker braucht.

Und das tut der A 20 auch. Nicht, dass die Kopfhörerverstärkereinheit des SoundBlaster X7 das nicht auch tun würde, aber man merkt doch deutlich, dass hier noch ein klein wenig mehr Kraft drinsteckt. Der entscheidende Unterschied am Limit, wo die externe Deluxe-Soundkarte wackelt und der A 20 nicht mal zuckt. Logisch und um fair zu bleiben: Die SoundBlaster hat ein paar Funktionen mehr, der Spezialist ist meist besser in dem was er tut. Viel wichtiger ist jedoch, was der A 20 jenseits der schieren Lautstärke leistet. Ein Teil der extremen Räumlichkeit, die ich zuvor beim T 90 in dem Setup mit dem A 20 festgestellt habe, ist dem A 20 anzurechnen. Auch die Klangpräzision arbeitet der A 20 noch einmal deutlich besser heraus als es die X7 konnte. Das ist keine große Überraschung, zeigt es doch, dass ein guter Kopfhörer einfach das wiedergibt, was er bekommt, und der T 90 tut das sehr präzise. Je besser die Quelle, desto besser das Ergebnis.

Ein Blick unter die schlichte Haube: Strom und Klang sind sauber getrennt auf zwei Platinen verteilt.

Heißt, das jetzt, dass der T 90 allein nichts kann? Nein, natürlich nicht. Er ist an der X7 ist immer noch das weit spannendere Gerät als mein aktueller Standard-Kopfhörer, der vom technischen Aufbau her auf einem grundsätzlichen Level ähnliche Teufel Real Z. Sollte ja auch so sein bei dem dezenten Preisunterschied. Der A 20 dazwischen, also die X7 als DA-Wandler und der A20 für die Verstärkung, gibt dem ganzen noch mal den richtigen Kick. An diesem Punkt konnte ich natürlich nicht widerstehen und schnappte mir einen dedizierten DA-Wandler, einen Denon DA300USB, um zu sehen, ob das noch mal besser kommt als die externe Alleskönner-Soundkarte. Hmmm... Nein. Für mich jedenfalls nicht. Ich denke, dass Leute, die sich für audiophile Könner halten oder es wirklich sind da sicher widersprechen würden, dass ihnen Messungen recht gäben. Aber für mich machte es leider keinen großen Unterschied mehr, jedenfalls nicht annährend so eine deutliche Steuerung, wie sie mir der A 20 in diesem Setup bietet.

Sehr schick, aber schwer zu finden: Die schwarze Jubiläumsausgabe kostete damals (2014) zwar nicht viel mehr, aber sie aufzustöbern kann dauern.

Zurück zum Sinn des Ganzen: Ich habe gelernt, zumindest für Kopfhörer, was meine Grenze ist, was richtig für mich ist und was mir noch etwas bringt. Der Sprung, den T 90 und A 20 zusammen für ihre etwa 950 Euro hinlegen, ist etwas, das mir das Geld wert ist. Der Bonus, den der 400 Euro DA-Wandler oder der gar 2000 Euro teure Ultrasone-Kopfhörer bringen, ist es dann nicht mehr und wäre für mich reine Geldverschwendung. Ich glaube, dass ich da im Mittelfeld liege und ihr, sofern für euch Klang nicht Nebensache ist, die Qualitäten, die das Duo hier bietet, auch schätzen könnt, ohne ein perfektes Gehör haben zu müssen. Die Räumlichkeit und Detailtreue sind gerade bei soundtechnisch aufwändigen Spielen ein bis dahin ungehörter Traum, der es einem noch mal leichter macht, sich in den Welten zu verlieren. Dafür gebe ich hier dem T 90, ob mit oder ohne A 20, den Ritterschlag, keiner der anderen Kopfhörer hier bot das in dieser Qualität.

Was Musik angeht, kommt der eigene Geschmack viel stärker zum Tragen. Ich mag den kühlen, etwas distanzierteren Klang in Verbindung mit eben genannten Eigenschaften für vieles, was ich gern höre. Für Rock und Metal dagegen ist es dann doch eher der Sennheiser HD 650, der mir den kleinen Tick mehr liegt. Aber als Luxus-Allrounder gewinnt der T 90. Am besten in Verbindung mit dem A 20. Und was den Preis angeht: Hey, eine Spitzen-Grafikkarte kostet nicht viel weniger - und die ist keine Anschaffung für die nächsten ein- oder zwei Jahrzehnte.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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