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Creative Sound BlasterX H3 Gaming Headset - Test

Deklassiert von allen, die vor ihm kamen.

Eurogamer.de - Finger weg! Badge
Sehr robust und das Mikro kann was. Leider schon nach kurzer Zeit unbequem und vor allem im Klang durch die Bank sehr schwach.

Das ist von der Firma, die die durchaus soliden Fatal1ty- und Inferno-Headsets (siehe Test hier) im Angebot hat, dazu noch das ebenfalls durchaus solide Tactic3D Rage? Warum gibt es das H3? Es hat keine Existenzberechtigung. Alle drei genannten Headsets, wie gesagt ebenfalls von Creative, sind besser und billiger oder zumindest preislich ähnlich. Sie sitzen bequemer und haben einen auf die eine oder andere Weise besseren Sound. Bitteschön, ich habe Test fertig, ich gehe jetzt Doom durchladet.

Okay, in aller Ernsthaftigkeit: Für 70 Euro Listenpreis und knappe 60 Straßenpreis ist das einfach kein gutes Headset. Höchstens und gerade so von der Verarbeitung her, auch wenn die im ersten Moment keinen solchen Eindruck macht. Das Plastik, aus dem der Hörer komplett gefertigt wurde - kein Metall hier -, ist haptisch fast schon unangenehm, die Kanten sind scharf geschnitten, es macht einfach keine Freude, dieses Gerät anzufassen. Man kann dem H3 aber nicht nachsagen, dass es nichts aushalten würde. Egal, wie ich es gebogen und gedreht habe - und ich war nicht zart mit ihm -, das Headset machte alles brav mit und gab nur das leistete Knarzen bei extremeren Manövern von sich. Damit hat es zugegebenermaßen den wenig haltbaren Fatal1ty und Inferno etwas voraus. Die wären beide bei der Belastung schon durch - ein gebrochenes Inferno irgendwo hier zeugt davon.

Sieht auf Bildern besser aus als im echten Leben, wo das Set vom hochwertigeren H5 ein ganzes Stück entfernt ist.

Das Gewicht ist natürlich ein Traum. Keine 200 Gramm sind ein Fliegengewicht und schön mitnehmbar ist es auch noch. Die beiden Muscheln lassen sich, wenn der Bügel ausgezogen ist, komplett nach innen klappen und ob der Knubbel dann leichter irgendwo reinpasst als das nicht geklappte Set, müsst ihr wissen, aber in eine Hand passt er dann.

Nun sollte man ja meinen, dass dieses Gewicht das H3 automatisch zum Dauertragen prädestiniert, aber dem macht die Polsterung des Bügels leider einen Strich durch die Rechnung. Das Kunststoffmaterial, das genutzt wurde, hat sicher seine Bedeutung in der Weltwirtschaft. Dann, wenn es Güter von anderen Gütern auf Frachtschiffen trennt und diese gegeneinander abpolstert, wenn die Wellen mal höher gegen die Bordwand schlagen, aber auf eurem Kopf hat dieses harte, unvergebende Material nichts zu suchen. Es fühlt sich an, als wäre da gar keine Polsterung, sondern einfach nur das Plastik des Bügels. Schade, das geringe Gewicht hätte ein echter Bonus sein können. Der Druck der Muscheln auf die Ohren ist gut. Nicht zu viel, nicht zu wenig und auch die Kunststoffpolsterung fühlt sich im ersten Moment ganz gut an. Schon nach einer Stunde jedoch begannen die Ohren, zu warm zu werden, nach drei Stunden musste ich einfach eine Pause machen, das Plastik klebte schon fast.

Robust und portabel sind sie ja.

Das 1,2 Meter lange, fest verbaute und textilgewickelte Kabel macht einen ordentlichen Eindruck. Etwa 30 Zentimeter vom Hörer entfernt befindet sich die Fernbedienung mit einem analogen Drehlautstärkeregler an der Seite und einer Stummschaltung. Beides funktional ohne weitere Vorkommnisse. Das Mikrofon gehört zu der ansteckbaren Sorte. Es ist ein Flex-Mikro, Standard-3,5mm-Jack und damit lässt es sich auch durch ein anderes ersetzen, sollte es mal nicht mehr auffindbar sein.

So weit, so nicht wirklich dem Preis angemessen, aber eben von der unterirdischen Polsterung mal abgesehen auch kein totaler Flop. Schön stabil ist es ja. Aber wenn man es dann anschließt und anfängt, ein wenig damit zu hören, dann... Wo ist noch mal dieses Fatal1ty, das muss doch hier irgendwo sein...? Ja, der Vergleich ist eindeutig, das H3 verliert. Es bietet schlicht Soundbrei. Dass es in der Preisklasse jetzt selten Meisterleistung in Sachen Transparenz und Auflösung gibt, ist mir durchaus bewusst, aber das hier geht einfach nicht. Die Kulisse des Klangs wird genommen, zu einem Drittel unter Wasser versenkt und dümpelt da vor sich hin. Am besten kommen noch die Mitten weg, vor allem, wenn sie nicht von zu vielen Höhen oder Tiefen belästigt werden. Bei diesen kapituliert das H3 nämlich ziemlich schnell, vor allem, wenn ihr es nicht an einen teuren Kopfhörerverstärker, sondern eben einfach mal schnell quick'n'dirty direkt an den Laptop ansteckt. Über Ersteres kommen die Bässen von VNV Nations Technokraten-Hymne Streamline noch ein wenig zur Geltung und harmonieren noch irgendwo mit den mittigen Klängen und der Stimme, aber bei einer schwächeren Ausgangslage scheinen sich die Bässe mit den Mitten zu vereinen und einen dumpfen Matsch zu produzieren.

Die Kabelfernbedienung: funktional und praktisch, wie man es erwarten dürfte.

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Insgesamt lässt sich sagen, dass Pop und Elektronisches noch geht. Nach VNV folgte Rick Astleys so überraschend hochgelobtes, dass man mal reinhören musste, aber für mich noch nicht so zugängliches Spätwerk "50" und zum Ausgleich ein wenig Dragonettes. Wieder: An einem guten Verstärker geht es gerade noch so, direkt vom Laptop gepflückt hilft auch die eigentlich ganz solide, mitgelieferte Blaster-Acoustic-Engine (Lite-Version) nicht viel. Guten, ehrlichen Rock könnt ihr ganz vergessen, je einfacher es produziert wurde, desto grausiger kommt es an die hoffnungslos überforderten 40-mm-Treiber. Selbst überproduziertes und mit Loudness endlos aufgebohrtes Zeug wie Nickleback hat keinen Drive, was die Jungs endgültig zur überflüssigsten Band des Planeten macht. Auf der anderen Seite, nimmt man ein wenig modernes Piano - in diesem Falle Rob Costlow und Fabrizio Paterlini -, zeigt sich, wie schmerzhaft die Höhen ankommen. Diese eigentlich sehr entspannte Musik wurde schon nach drei Tracks nur noch anstrengend, weil einem ständig die unsauberen Höhenspitzen um die Ohren pfeifen. Wortwörtlich pfeifen. Die Treiber sind mit etwas mehr Lautstärke ganz schnell überfordert.

Bin mir nicht sicher, was mir dieses Promo-Bild über das Mikro sagen möchte, aber dieser Teil des Headsets ist auf jeden Fall noch der beste.

All das gilt auch für den Film und ich möchte damit keine Action-Streifen auch nur leicht über mittlerer Lautstärker durchhören müssen. Das wäre einfach anstrengend. Ich hatte schon schlechtere Kopfhörer für diesen Zweck, aber meist wurden sie von der Bordbegleitung auf Economy-Langstreckenflügen gratis gereicht. Leise bis Mittel geht es, aber es ist halt auch der Klangmatsch, der mehr von Notwendigkeit als dem Willen zu Heimkino zeugt. Falls ihr dachtet, das wird beim Gaming anders... Nein. Und wieder: Fatal1ty, Inferno und Tactic3D Rage schlagen das H3 locker.

Was das H3 gut hinbekommt, ist Sprache. Sowohl bei der Ausgabe, die klar rüberkommt, als auch der Übertragung durch das Ansteckmikrofon. Dieses leistet recht saubere Arbeit, gibt die Stimme ziemlich natürlich weiter und auch in den meisten Fällen nur diese. Es wird ordentlich gefiltert, was nicht dazugehört, und für die reine Telefonie über welches Tool auch immer ist das H3 völlig in Ordnung. Aber andererseits... 60 Euro für ein reines Skype-Headset ist schon etwas dekadent, zumal es auch da weit bequemere Alternativen aller Art gibt.

Zum Beispiel das Creative Fatal1ty. Dass das H3 von dem viel älteren und gerade mal halb so teuren Set aus dem gleichen Haus klanglich und im Komfort fast schon deklassiert wird, ist sicher seine größte Schande. Schade, denn das Sound BlasterX H5, mit knapp unter 100 Euro nicht exorbitant teurer, spielt wiederum in einer ganz anderen Liga, und das in allen Bereichen. Das H3 ist einfach nicht gut und es bewegt sich in einem Feld, in dem es zig Konkurrenten gibt, auch von Creative, die weniger kosten und ein wenig mehr leisten oder eben etwas mehr kosten und viel mehr draufhaben. So leid es mir tut, das H3 braucht niemand, und wer es hat, darf sich ärgern, dass er für sein Geld nicht etwas mehr bekam.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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