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10 Jahre Eurogamer.de: Gute Spiele, die wir längst vergessen hatten

Der Zahn der Zeit nagt nicht nur an den Spielen.

Jeder hat das eine oder andere Spiel, das er im Laufe der Jahre irgendwie ein bisschen vergisst, obwohl er es eigentlich mochte. Meistens fällt einem ein solcher Kandidat dann in irgendeinem passenden oder unpassenden Moment wieder ein. In der Schlange beim Bäcker, beim Legen des Endbosses eines neueren Titels oder - wann sonst? - beim Abendessen mit dem Partner. Wir haben den Vorgang mal ein bisschen forciert und blicken auf die Games zurück, die unser Unterbewusstsein längst unter einer Plane im Keller unseres Gedächtnisses verstaut hat. Ob es euch im Bezug auf diese Titel ähnlich ging oder ob euer Hirn euch die Existenz einiger anderer, eigentlich ganz netter Spiele verschwiegen hat, könnt ihr uns in den Kommentaren wissen lassen.


Martin

Wenn ich so alleine die Tests durchgehe, dann sind da Tonnen an Spielen, die ich sehr mochte und an die ich ewig nicht mal mehr dachte. Ich konzentriere mich hier mal auf die, die ich aus dem einen oder anderen Grund in wirklich guter Erinnerung behalten habe, die sofort positive Gefühle auslösten als ich den Namen las und auch beim weiteren Nachdenken diesen Zustand aufrechterhalten konnten.

EA hatte für Amalur echte Rollenspielprominenz um sich geschart.

Kingdoms of Amalur war das vielleicht seltsamste Rollenspiel, das ich je testete. Es war eigentlich sehr konservativ, zumindest, was das Szenario anging. Aber der wilde Mix aus klassischem Action-RPG, MMO-Elementen und einer frischen Spielwelt, die geradezu danach schrie, weiter genutzt zu werden, aber aus verschiedensten Gründen nicht wurde, hatte es mir angetan. Ich schrieb damals "ich weiß nicht wohin damit, außer, dass es in meinem Laufwerk bleibt". Das trifft es bis heute gut. Es ist wirklich schade, dass es mit Kingdoms of Amalur so schnell enden musste, aber zumindest ist Big Huge Games zurück, auch wenn sie sich aktuell noch mit mobilem Free-2-Play über Wasser halten mussten. Da es dieses Jahr eh kein großes Rollenspiel mehr gibt, habt ihr vielleicht Zeit, euch diesem Relikt von 2012 zu widmen. Weiß der Himmel, viele haben es damals nicht getan.

Wenn man heute jemandem nach dem Action-RPG Folklore fragt, bekommt man in aller Regel nur verwirrte Blicke. "Folklore? PS3? Ganz früh, 2006? Nie gehört?" In 99 Prozent aller Fälle: nein. Schade. Das eigenwillige Design, die absolut grandiose Musik, der japanisch schwermütige, aber auf eine gute Art kitschige Plot - etwas, das viele J-Studios leider verlernt haben, wie es scheint -, in Folklore wartet eine sehr ungewöhnliche Fabelwelt auf euch. Spielerisch war es nie das ganz große Ding, aber es versprühte ganz viel von dieser schönen Andersartigkeit, die japanische Spiele in ihren besten Momenten so reizvoll macht.

Eden Games war auch das Team hinter dem viel zu früh veröffentlichten, aber voller guter Ideen steckenden Alone in the Dark Reboots von 2007.

Ich habe ewig nicht mehr an Test Drive Unlimited gedacht. Das liegt auch ein wenig an Forza Horizon, das ja im Prinzip sehr ähnlich ist, nur viel besser. Mit dessen erstem Teil begann der Wunsch nach einem weiteren Test Drive Unlimited zu verschwinden, weil ein neues Horizon ja immer in Sicht ist. Aber Test Drive Unlimited war 2006... etwas ganz Eigenes. Eine offene Welt in einem Rennspiel, die einem eine reale Umgebung zeigen wollte, komplett mit einem "Mach-doch-was-du-willst"-Ansatz und wundervollen Autos auf wahnsinnig empfindlichen Straßen, das war eine ganz eigene Liga, in der es sich etwas unsicher bewegte. Es war komplett überambitioniert, scheiterte oft genug an seinen Ambitionen, aber ich habe es mit Inbrunst geliebt und viele, viele glückliche Stunden in Hawaii verbracht. Es ist, wie an einen schönen Urlaub zurückzudenken: Der aktuelle in Horizon ist sicher auch nicht verkehrt. Aber der auf Hawaii damals war etwas ganz Besonderes.


Sebastian

Shadows of the Damned hatte ich tatsächlich fast vergessen, was kein Wunder ist, denn es war nicht mal seinerzeit wirklich da. Eher schwupps und gleich wieder in der Versenkung, aus der es kam. Gut, der Celebrity-Faktor Mikami/Suda/Yamaoka war ziemlich aufgesetzt und eher gut für einen Spruch auf der Packungsrückseite, aber etwas Spaßiges ist ihnen allemal gelungen, wer auch immer da wirklich die Fäden in der Hand hatte. Mobygames listet unter "Directed by" einen gewissen Massimo Guarini. Von daher vielen Dank für ein an die körperliche Bedrängung von Resi 4 gemahnendes Spiel, das sich kaum ernst nahm, eher albern und pubertär mit Witzen um sich warf.

'Garcia Hotspur' ist der Name, den ihr gesucht habt.

Türen mit dämonischen Babyköpfen öffnen sich, wenn man ihnen eine Frucht in den Rachen donnert. Die Jingles lassen den latenten Wahnsinn eines Killer 7 durchblitzen. Yamaokas Musik bewegt sich jenseits von "Gib mir mehr" und die Action sitzt auf einem felsenfesten Fundament (hoffe ich, wenn ich es demnächst mal wieder spiele). Ganz im Sinne unseres heutigen Themas ist Shadows of the Damned die Art von verschrobenem Sonderling, den man leicht vergisst. Aber ebenso schön, wie es damals gespielt zu haben, ist die Erinnerung daran alle paar Jahre.


Benjamin

Mit XCOM: Enemy Unknown und zuletzt XCOM 2 feiert die legendäre Strategiereihe nun schon seit einigen Jahren ihre gelungene Rückkehr auf Bildschirme. Aber da gab es ja auch noch etwas Anderes, das ein wenig unterhalb des Radars flog, nämlich der im April 2013 veröffentlichte Third-Person-Shooter The Bureau: XCOM Declassified.

Der versucht, die strategischen Scharmützel aus den Vorbildern in eine neue Perspektive zu übertragen, was ihm auch ganz gut gelungen ist. Anfang der 60er Jahre beleuchtet man während des Kalten Krieges die Anfänge der XCOM. Die Organisation wurde eigentlich für den Fall eines sowjetischen Angriffs ins Leben gerufen, bekommt es nach der Entdeckung des Superelements Elerium jedoch mit außerirdischen Invasoren zu tun. Klar, nach insgesamt rund sieben Jahren Entwicklungszeit bei drei verschiedenen Studios lief nicht alles rund und etwas mehr Feinschliff hätte nicht geschadet, dennoch hatte ich großen Spaß mit den taktischen Gefechten, den verschiedenen Klassen, Waffen, Fähigkeiten sowie der Geschichte von The Bureau.

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Heutzutage vergisst man das Spiel gerne mal inmitten der XCOM-Strategiespiele und all der anderen Shooter, die es auf dem Markt gibt. XCOM-Fans kann ich den Titel aber dennoch ans Herz legen, wenn ihr das Geschehen mal aus einem anderen Blickwinkel erleben wollt. Und mittlerweile kommt ihr auch recht günstig an das Spiel.


Alex

Ich könnte mir vorstellen, dass Headlander den Rekord für das jüngste Spiel in dieser Liste hält. Es ist kaum einen Monat her, dass ich es testete und dabei eigentlich keine schlechte Zeit verlebte. Wie könnte man auch, bei diesem Look und dem schönen Gefühl, buchstäblich körperlos durch Pulp-Sci-Fi-Raumstationen zu fliegen? Und doch hinterließ schon lange nichts mehr einen vergleichbar vergänglichen Eindruck, wie Double Fines schönes Experiment in Sachen Metroidvania. Das, oder mein Erinnerungsvermögen lässt mich langsam im Stich. Auch gut möglich, denn wie sehr das Spiel rückblickend für mich im Nebel liegt, ist schon ein starkes Stück.

Renegade Ops ist weit weniger braun, als es hier den Anschein hat.

Ein Titel, bei dem es mir richtiggehend die Schuhe auszog, wie sehr ich ihn bereits verdrängt hatte, ist Renegade Ops von SEGA. Vor fünf Jahren holte mich die Fahrzeugaction aus der Vogelperspektive mit fantastischer Grafik und super Umgebungszerstörung auf eine Art in meine alten Amiga-Tage zurück, die nur wenige Spiele der vergangenen Dekade beherrschten. Ich habe es eine ganze Weile auch im Koop sehr gerne gespielt. Als letztens SEGA seinen großen Steam Sale abhielt und ich den Titel beinahe zufällig mitnahm, war ich doch ziemlich erschrocken, wie sehr ich Renegade Ops den Rücken gekehrt hatte und konnte mir kaum erklären, wie das passiert war. Jetzt sind wir wieder vereint - in der bestmöglichen Version am PC - und ich habe direkt wieder das gute Gefühl von 2011. Ich denke, in diesem Fall lag das Problem definitiv bei mir, noch einmal werde ich dieses Spiel nicht vergessen.

Ein Fall von Einmal-durch-und-gut war dann The Darkness 2, das seinerzeit als unglaublich runder Entwurf eines storygetriebenen, mechanisch und in seiner Dynamik befriedigenden Shooters viel Lust auf zukünftige Werke von Digital Extremes machte. Bevor ich es wieder vergaß. Die Entwickler haben mittlerweile mit Warframe eines der meistgespielten Free-to-play-Angebote auf Steam, weshalb es fraglich ist, ob sie es nötig haben, jemals wieder in Richtung klassischer Actionkost mit der typischen Halbwertszeit eines in doppelter Hinsicht einmaligen Abenteuers zu gehen. Schön war's trotzdem, so finster es auch war.

Nee, irgendwie bringt das die Gefühle nicht annähernd so in Wallung. Das Besondere fehlt.

Mit Blick auf die weiter anhaltende Remake-Welle hat mir ein anderes Spiel wirklich zu denken gegeben: The Secret of Monkey Island Special Edition. Als ich die Sonderausgabe das erste Mal spielte, vor sieben Jahren, feierte ich sie als originalgetreue Zeitreise und erfreute mich an den zusätzlichen Details. Aber da muss für mich wohl der Reiz des Neuen eine Hauptrolle gespielt haben. Denn wenn ich heute an Monkey Island denke, habe ich nicht ein Bild der Neubearbeitung vor Augen. Ich weiß nicht einmal warum, am Spiel selbst liegt es wohl nicht, aber irgendwie widerstrebt mir heute das glattgebügelte und mit zusätzlichen Feinheiten ausgestattete Szenenbild und die Figuren, die in ihrer Konkretisierung doch nicht ganz so aussahen, wie der Weichzeichner im Kopf sie einst porträtierte. Klar, aus Gründen der Usability - und weil das Original ja immer noch hier drinnen steckt - ist die Special Edition auch weiterhin wohl DIE Version, wenn man Monkey Island spielen will. Aber das liegt in erster Linie nicht an der Arbeit, die LucasArts bei der Special Edition geleistet hat.


Markus H.

Twisted Metal 2012 war ein Spiel, an das ich heute gerne, aber leider viel zu selten und mit etwas Wehmut zurückdenke. Der Grund dafür reicht in die 90er zurück, als ich mich mit meinen Kumpels am Wochenende zum Zocken von TM2 und 3 traf. Dafür kreierten wir sogar eine eigene Hausmeisterschaft - die Verlierer mussten das Zocker-Zimmer des Gewinners aufräumen. Leider verlief sich die Runde nach der Berufsausbildung eines jeden und obendrein war 2001 erst einmal Schluss mit der Reihe.

Umso erfreulicher war es, als 2012 der Reboot der Reihe nach mehreren eingestellten Entwicklungsversuchen auf die Bühne trat. Das war dann auch der Zeitpunkt für die Reanimation der ehemaligen Hausmeisterschaft. Zwar in kleinerer Formation und mit anderem Einsatz - die Verlierer beseitigten die Bierleichen und sorgten für Nachschub -, dennoch brachte es die alte TM-Runde wieder zusammen (nicht, dass wir uns nicht auch so gesehen hätten).

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Den Reiz von Twisted Metal machte schon immer die Mischung aus simplem "Battle Royale" mit bis an unters Dach bewaffneten Vehikeln, den verrückten und abgefahrenen Charakteren mit ihren düsteren Hintergrundgeschichten und der total sinnfreien und übertriebenen Gewalt aus, die für jede Menge Blechschäden und nicht ganz sachgemäße Verkehrstote sorgten. Hinzu kam die tolle Optik, die auch heute noch gut aussieht, und die einfache Steuerung, die selbst nach ein bis zwei Bierchen und eventuell minimal beeinträchtigter Feinkoordination kein Problem darstellt. All das hatte sich auch mit dem Reboot nicht geändert. Der Profitierte eher vom neuen Mehrspielermodus und der besseren Grafik auf der PS3.

Leider hat sich die Runde nach einigen Monaten wieder verlaufen, was mehrere Gründen hatte. Wochenendarbeit, mittlerweile vorhandener Nachwuchs, Freundin oder andere Wochenendpläne. Allen voran ist es aber wohl die Tatsache, dass wir uns nicht mehr so lange für ein einziges Spiel begeistern konnten, wie noch in unserer Jugend. Zum Glück für unsere Zockerrunde gibt es heutzutage genügend Spiele, die man übers Netz zocken kann (P.S.: Flo, das nächste Bier geht auf Dich).

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