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Live Fire zeigt Titanfall 2 bei bester Gesundheit

Mit "Mixtape Matchmaking" und neuem Spielmodus immer noch eine Macht.

Das war ein hartes Wochenende. Nachdem ich eine ganze Weile nun kaum was anderes in der First-Person gespielt hatte als Rainbow Six: Siege, fällt die Rückkehr zum bestialisch schnellen und irrsinnig in die Vertikale gezogenen Titanfall 2 so schwer, als hätte man zuvor noch nie einen Shooter gespielt. Als kompletter Ego-Leghastheniker fühlte ich mich die ersten drei, vier Netto-Stunden, die ich mich durch das neue Live-Fire-Update stümperte. Dass ich nicht hinschmiss, lag daran, dass Live Fire tatsächlich sehr vielversprechend aussah, wenn es darum geht, die Abwechslung und damit auch die Lebensdauer des Hits, der keiner werden durfte, gehörig aufzupolstern.

Eines der größten Probleme von Titanfall 2 auf Multiplayer-Seite - fragt mich nicht warum - war, dass es zwar viele tolle Spielmodi gibt, einer davon, Attrition nämlich, aber allen anderen das Wasser beziehungsweise die Spieler abgrub. Das Live-Fire-Update bringt nun nicht nur den gleichnamigen neuen Modus mit, sondern verändert auch die Spielvermittlung auf eine Art, die garantiert, dass man über alle Varianten hinweg Mit- und Gegenspieler findet. Mixtape-Matchmaking nennt sich das, und ist genau, wonach es sich anhört. Ihr wählt zu Beginn eure favorisierten Modi und lasst einfach die weg, die euch nicht interessieren. Den Rest macht der Computer, sobald ihr das Matchmaking startet.

Kein Hingucker, spielerisch aber fantastisch: Die neue Map 'Stacks'.

Ihr werdet dann automatisch in den entsprechend zugeordneten Modi spielen. Der Effekt ist zwischen einzelnen Runden vor allem über längere Sitzungen hinweg der, dass man schlecht aufhören kann. Das Warten auf die nächste Partie wird ein bisschen zur Wundertüte und wo man damals aus Gewohnheit häufig in denselben Modus rutschte, entdeckt man schon mal neue Facetten an Spielvarianten, die man sonst eher mied, aus welchem Grund auch immer. Ich weiß auch nicht warum, aber diese Art, den Spielern den Content zu präsentieren, frischt die komplette Auseinandersetzung mit Titanfall 2 wieder auf. Aktuell hat das Mixtape-Matchmaking noch das Problem, dass man hier und da mehrfach hintereinander in denselben Modus geschickt wird. Erst gestern Abend spielte ich drei Mal in Folge Last Titan Standing, bevor es dann zu Amped Hardpoint und schließlich in den neuen Modus ging. An der Rotation muss Respawn noch schrauben.

Der neue Modus hat's jedenfalls in sich. Zwei recht enge Maps wurden eigens dafür erstellt, sechs gegen sechs treffen ohne Respawns und ohne Titanen aufeinander. In der Mitte der Arena eine Flagge und nur 60 Sekunden Zeit, das gegnerische Team auszulöschen, oder eben beim Ablauf des Timers den Wimpel (und ein gigantisches "KILL ME"-Schild) auf dem Buckel zu haben. Ich weiß nicht so recht... ich denke "frenetisch" ist das richtige Wort für Live Fire. Es ist ein Modus, perfekt auf die kurze "Time-to-kill" dieses Spiels abgestimmt. Die Maps sind sparsam dimensioniert. Oft genug stirbt man schon ganz zu Beginn, weil vom gegenüberliegenden Spawnpunkt eine Granate herbeigeflogen kam. Die Karte Stacks sieht zwar alles andere als gut aus, eher wie das Ergebnis simpler Editorherumklickerei, gefällt in ihrem Fluss aber ausgezeichnet. Mit ihren Containerburgen geht sie ganz gut in die Höhe, bietet an einer Flanke einen hübsch langgezogenen Camper-Kanal, an der anderen einen gemeinen Flaschenhals. Dazwischen, untenrum, schön verschachtelte Tunnel, alles wunderbar auf engstem Raum verdichtet.

Meadows fand ich schwieriger zu spielen, weil eher auf Distanz ausgelegt. Die Bäume links und rechts bieten etwas Deckung.

Meadows ist dagegen deutlich hübscher, aber so flach und deckungsarm angelegt, dass sie die Fangemeinde wohl ein wenig spalten dürfte. Nun gut, immerhin gibt's hier mehr Übersicht, die dabei hilft, den neuen Modus zu lernen. Die Ein-Spawn-Geschichte ist der Stoff, aus dem für mich auffällig oft Lieblingsspiele gemacht sind, der Multiplayer von The Last of Us war auch so ein Kandidat. Nur wird hier in deutlich höherer Schagzahl der Puls vehement hochgefahren. Schön, wie sich aus einem so simplen Regelwerk so viel Taktik ziehen lässt. Geht man schon früh auf die Flagge und macht sich damit zur Zielscheibe, um Gegner in einen Hinterhalt zu lotsen. Oder schnappt man sie in dem Moment, in dem das Gleichgewicht zu Gunsten des eigenen Teams umkippt, um den Druck in einem empfindlichen Moment anzuziehen? Oder holt man sie sich im letzten Moment vor Ablauf des Timers und macht den Weg hinter sich mit einem Gravity Star zu? Ein schön dynamischer und so kurzweiliger Modus, man hat wirklich Probleme sich auszuklinken, obwohl man schon längst sollte.

Dazu kommen die üblichen Verbesserungen und Fixes, die die Balance ein bisschen mehr in Waage bringen und indirekt ebenfalls dafür sorgen, das gemiedene Inhalte neue Beliebtheit erfahren. Tone ist nach einem umfassenden Nerf nicht mehr das Maß aller Titan-Dinge, Ronin und Northstar sind wegen massiv kürzerer Cooldowns ihrer Dash-Ausweichmanöver nun unverschämt mobil und in nicht ganz so verschachtelten Karten schlimme Pilotenkiller, Northstars Core-Angriff ist nun ebenfalls deutlich nützlicher und ich hatte schon jetzt ein paar gute Stunden mit dieser Katze von einem Riesenroboter. Das Feld benutzbarer Titans wird so wieder ein wenig in die Breite gezogen, was ich sehr begrüße.Aufseiten der Waffen viel mir vor allem der Buff des Archer-Raketenwerfers auf, dessen Projektile nun deutlich schneller unterwegs sind. Ausweichen ist nun nicht mehr, zumindest gelang es mir nicht effektiv.

Cover image for YouTube videoTitanfall 2 - Live Fire Gameplay Trailer
Titanfall 2 - Live Fire Trailer

Anfang Februar räumte EA noch ein, die Verkäufe von Titanfall 2 seien bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Allerdings stehe man weiterhin zu dem Titel und sehe ihn keinesfalls als Enttäuschung an. Diesen Worten lässt das Entwicklungsteam mit Live Fire nun Taten folgen und frischt maßgeblich auf, wie man sich durch den Mehrspieleranteil dieses beachtlichen Shooters bewegt. Der neue Modus bringt unterdessen bestens auf den Punkt, was Titanfall 2 so besonders macht: Ein konkurrenzlos gutes Gefühl für Bewegung. Wenige Erlebnisse legen Eleganz, Kraft und Präzision derart nachfühlbar in das Eingabegerät eurer Wahl wie dieses hier. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Schwung frischer Maps, zur Not halt alter Karten aus dem ersten Teil, die zumindest PS4-Spieler noch gar nicht kennen.

Wer Titanfall 2 in der herbstlichen Spieleschwemme links liegen ließ, dem bietet sich jetzt eine gute Gelegenheit, eine Bildungslücke zu kitten. Und auch alle, die bereits bestens Bescheid wissen, was die Titans und ihre Piloten auf dem Kasten haben, sollten vielleicht mal wieder reinschauen. Aufgeweckter, frischer und attraktiver präsentierte sich ein Spiel ein Vierteljahr nach dem Launch selten.

In diesem artikel

Titanfall 2

PS4, Xbox One, PC

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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