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Mario Sports Superstars - Test

Große Auswahl, aber wenig Substanz.

Mit fünf Sportarten bietet der Titel zwar viel Inhalt, aber den Einzeldisziplinen mangelt es auf Dauer an Tiefe und Langzeitmotivation.

Könnt ihr euch Bowser beim Sport vorstellen? Wie der bullige König der Koopas mit seinem großen, stacheligen Rückenpanzer über Fußball- und Tennisplätze hechtet oder an Pferderennen teilnimmt? Gut, in Anbetracht manch früherer Nintendo-Spiele ist das vielleicht kein gänzlich neuer Gedanke, aber schmunzeln muss ich schon, wenn ich Bowser auf einem schmächtigen Pferd sitzen sehe und mich frage, ob es überhaupt bis zum Ende des Rennens durchhält.

Beim Tennis habt ihr auf dem Touchscreen immer die verschiedenen Schlagmöglichkeiten im Blick.

Aber keine Sorge, das tut es. Tiere kamen bei der Entwicklung von Mario Sports Superstars nämlich nicht zu Schaden - hoffe ich zumindest mal. Zu behaupten, das Spiel setze auf eine realistische Umsetzung seiner enthaltenen Sportarten, wäre falsch. Natürlich, ein gewisser Semi-Realismus ist vorhanden, schließlich orientiert man sich generell an den realen Regeln - vom Platz gestellt wird im Fußball aber niemand -, doch das Ganze geschieht auf eine sehr zugängliche, arcadige Art und Weise.

Genau dafür ist der Titel nämlich gedacht, für eine schnelle Runde virtuellen Sport zwischendurch. Ob Fußball, Baseball - übrigens seit zehn Jahren das erste Mario-Baseballspiel, das in Europa erscheint -, Golf, Tennis oder Reiten, ein kurzes Tutorial bringt euch beim erstmaligen Aufrufen des jeweiligen Spielmodus die einfach zu erlernenden Grundzüge bei und lässt euch anschließend freie Hand, Profitipps könnt ihr euch auf Wunsch aber ebenfalls noch anschauen.

Ganz grundsätzlich wählt ihr in jedem Spielmodus einen, manchmal auch zwei (etwa im Fußball) bekannte Charaktere aus, die wiederum über unterschiedliche Fähigkeiten verfügen. Protagonisten wie Peach oder Buu Huu sind agil, Baby Mario oder Baby Luigi eher schnell, während Donkey Kong oder Bowser aufgrund ihres Körperbaus entsprechend kräftiger sind, aber zugleich langsamer. Und dann gibt es da noch die Allrounder wie Mario oder Yoshi, die ein bisschen von allem können. Je nach Sportart wählt ihr noch zusätzliche Charaktere wie Gumbas oder Toads für euer Team aus, die aber keine speziellen Eigenschaften haben. Bis zu einem gewissen Grad bestimmt ihr eure Spielweise somit also selbst.

Gemeinsam in einem Team könnt ihr Fußball leider nicht spielen.

Jede der Sportarten könnt ihr in Einzelmatches oder mit bis zu drei Turnieren alleine gegen die KI spielen, habt ihr aber erst einmal alle Kniffe des Spiels gelernt und alle Turniere erfolgreich abgeschlossen, was nicht lange dauert, wird euch der Computer vermutlich irgendwann nicht mehr wirklich herausfordern. Zum Glück gibt es den Multiplayer-Modus, den ihr lokal oder online spielen dürft. Ein Feature, das ich hier jedoch schmerzlich vermisst habe, ist Download Play. Ihr könnt also Freunde nicht mit einer abgespeckten Version des Spiels gegen euch antreten lassen, jeder muss sein eigenes Exemplar besitzen. Eine spontane, kleine Runde mit anderen 3DS-Besitzern ohne Mario Sports Superstars ist also leider nicht möglich. Schade eigentlich, denn so könnte man anderen mitunter das Spiel schmackhaft machen, indem sie es selbst mal ausprobieren.

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Davon abgesehen könnt ihr in allen Sportarten Matches gegen einen oder mehrere Gegner bestreiten. Beim Fußball treten maximal zwei Spieler zum Match an. Das aber nur gegeneinander, was ich etwas schade finde. Man wählt zwar zwei der Nintendo-Helden für sein Team aus, kann dann jedoch nicht gemeinsam kooperativ spielen, was hingegen beim Tennis möglich ist - hier können bis zu vier Spieler an einer Partie teilnehmen. Warum dort und nicht beim Fußball, erschließt sich mir nicht so ganz. Maximal vier Spieler konkurrieren ebenfalls beim Golf um die niedrigste Zahl an Schlägen bis zum Einlochen. Ganz praktisch ist, dass man hier simultan spielen kann, es muss also niemand unnötig warten. Aufsatteln dürfen beim Reiten hingegen sechs Spieler.

Erwähnenswert ist außerdem, dass im Multiplayer-Modus lediglich Einzelmatches gespielt werden können. Ganze Turniere wie im Offline-Modus oder gar Ligen sucht ihr dort vergeblich. Eine verpasste Chance, wenn man bedenkt, dass ihr beispielsweise in einem Mario Kart in verschiedenen Cups mit mehreren Strecken fahren könnt. Ein wenig mehr Gedanken hätte man sich hier schon noch machen können, aber hier galt wohl ebenfalls das Motto "gut für eine kleine Runde zwischendurch", vielleicht passen Online-Turniere in diese Denkweise nicht so ganz hinein.

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An sich konzentrieren sich die einzelnen Sportarten lediglich auf die Matches, drumherum passiert wenig. Die einzige Ausnahme bildet das Reiten mit seinen zusätzlichen Beschäftigungsmöglichkeiten. Warum das so niedlich ist, erklärt euch nachfolgend meine Freundin, die mich beim Test tatkräftig unterstützte (merci beaucoup):

Die Disziplin Reiten wird hauptsächlich, und das sollte im Grunde niemanden verwundern, durch die Animationen des Pferdes niedlich. Diese fallen im normalen Rennen als gar nicht so zuckersüß auf, denn während eures Turniers reitet ihr nur auf dem Gaul und wollt als Erster an die Zielgerade kommen. Im Rennen bringt euch daher der Niedlichkeitsfaktor leider gar nichts. In der Vorbereitung auf eure Rennen jedoch schon. Indem ihr das Pferd streichelt, füttert und abbürstet, verbessert ihr nicht nur die Stimmung des Pferdes, sondern auch eure Bindung zu ihm. Und das bringt euch Vorteile ein, denn je besser die Stimmung vom und Bindung zum Pferd ist, desto schneller seid ihr unterwegs. Es lohnt sich also, nach jedem Rennen im Stall vorbeizusehen und sich ein wenig um euren Einhufer zu kümmern. Im Stall könnt ihr das Pferd streicheln und abbürsten, was es dann - je nachdem ob ihm die Stelle gefällt, wo ihr es berührt - freudig wiehern oder verstimmt schnauben lässt.

Kümmert euch gut um euer Pferd und ihr macht es glücklich.

Findet ihr die ganz besondere Stelle, die ihm am besten gefällt, bäumt es sich zudem vor euch auf. Meinem Pferd gefiel es zum Beispiel sehr, am Hintern gestreichelt zu werden, also keine falsche Scheu und beachtet nicht nur Kopf und Hals. Außerdem könnt ihr das Tier im Stall mit allen möglichen Gemüsesorten füttern, von denen ihm nicht alle schmecken werden. Ja, selbst ein Pferd ist da wählerisch. Zudem könnt ihr euch noch für andersfarbige Sättel, Zaumzeug und Kopfbedeckungen entscheiden. Die letzte Möglichkeit, die ihr im Stall habt, besteht aus einem freien Ausritt mit eurem Pferd, wo ihr es in der Ego-Perspektive über die Weide lenkt. Ihr könnt aber auch die Weide verlassen und eine Rennstrecke mit ihm reiten. Dort läuft dann keine Zeit ab und es gibt keine Gegner, sodass ihr so oft im Kreis laufen könnt, bis ihr alle Belohnungen eingesammelt oder keine Lust mehr habt.[1]

Und damit wieder zurück zu mir. Ein wenig Sorge bereitet mir unterdessen die Unterstützung von Amiibo-Karten durch das Spiel, eine neue Reihe Amiibo-Karten wird separat dazu verkauft. Nintendo zufolge benötigt ihr sie nicht zum Spielen, aber ihr könnt damit neue Ausrüstung für die Charaktere freischalten, was okay ist, aber mit bestimmten Karten eben auch die Statuswerte oder Fähigkeiten der Charaktere verbessern. Somit habt ihr die Möglichkeit, die Helden in eine Star-Version zu verbessern oder den Superstar-Status zu erreichen, indem ihr drei Amiibo-Karten einlest und dazu ein Minispiel absolviert. Bessere Charakterwerte mit Amiibo-Karten freischalten zu können, klingt ein bisschen zu sehr nach Pay-to-win. Wirklich testen konnte ich das bislang jedoch nicht und natürlich ist ein etwas besserer Charakter noch keine Garantie für den Sieg, verschafft euch womöglich aber dennoch einen entscheidenden Vorteil. Nutzen könnt ihr die verbesserten Charaktere nämlich definitiv im Multiplayer-Modus.

An sich mag ich die in Mario Sports Superstars vertretenen Sportarten, manche mehr, manche weniger. Auf Dauer fühlt es sich aber schon ein bisschen so an, als würde das Spiel zwar fünf verschiedene Disziplinen bieten, aber keine davon hat genügend Substanz, um euch offline wirklich lange zu beschäftigen. Macht euch also keine falschen Vorstellungen: Mario Sports Superstars ist primär ein Multiplayer-Titel und wenn ihr entsprechend viele Freunde mitsamt Spiel habt oder regelmäßig online zocken wollt, ist das eine durchaus gute Option. Solo-Spieler werden hier jedoch weniger glücklich. Sorgen machen mir außerdem die Amiibo-Karten mit ihren Verbesserungen der Charakterwerte. Muss das denn bei einem Online-Spiel wirklich sein, Nintendo? Selbst wenn Mario Sports Superstars mehr ein Spaßspiel und weniger ein ernstes, kompetitives Wettbewerbsspiel ist, hinterlässt das doch einen bitteren Beigeschmack.

Entwickler/Publisher: Camelot / Nintendo - Erscheint für: 3DS - Preis: ca. 40 Euro - Erscheint am: 10. März - Getestete Version: 3DS - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: Nein

[1] Zusätzlicher Text von Tina Leistenschneider.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Mario Sports Superstars

Nintendo 3DS

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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