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Ultimate Marvel vs. Capcom 3 - Test (PC, PS4, Xbox One)

Kommen Iron Man, Phoenix Wright und Chris Redfield in eine Bar…

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Fast 50 Charaktere, verrückte Moves und viel Content. Auch alte Macken, aber nichts, was sich bei einem Fun-Fighter nicht verschmerzen ließe

Erinnert sich noch jemand an den Aufschrei 2011? Capcom veröffentlichte Marvel vs. Capcom 3, das an und für sich super war, aber bei dem doch eine ganze Reihe Dinge mehr fehlten, die man nicht über In-Game-Währung erspielen konnte. Egal wie lange man sich mit dem bunten Cast die herumprügelte. Der Ärger kochte vor allem auf, als nur Monate später Ultimate Marvel vs. Capcom 3 erschien. Monate. Ein paar Monate später gab es alles, was als nicht mal günstiger DLC nachgereicht wurde, in einem Komplettpack. Zig Grundsatz-Debatten wurden aufgemacht, ob das groß anders sei als die Street-Fighter-2-Geschichten zu Super-Nintendo-Zeiten - die sich bekanntlich mit Street Fighter 4 wiederholten -, ob es einfach nur bösartig sei oder was auch immer. Aber selbst User, die auf Metacritic und Amazon 1-Sterne-Wertungen verteilten und Capcom mit deftigen Worten bedachten, sagten häufig genug eine Kleinigkeit in einem Nebensatz dazu: "So fantastisch das Spiel auch sein mag, aber..."

Das war das große Problem für Capcom und die in Street Fighter 5 komplett mit In-Game-Währung erspielbaren Inhalte - zu denen leider immer noch kein brauchbarer KI-Arcade-Modus gehört - sind scheinbar zumindest ein Zeichen heutzutage Dinge anders anzugehen. Wie gesagt, ein fantastisches Spiel, aber im Vordergrund stand der Frust über die als zu dreist empfundene Release-Politik.

50 Charaktere ergeben ein paar wilde Kombinationen.

Das Gute heute ist auch, dass Jahre später bei dem HD-aufgehübschten Ultimate Marvel vs. Capcom 3 nur noch eine Sache übrig bleibt: Ein fantastisches Spiel. Und das ist es auch, war es auch damals schon und die HD-Aufbereitung hat daran sicher nichts geändert. Man gab sich durchaus Mühe, alles halbwegs sauber hochzuarbeiten, auf volle 1080p. Sicher, heute auch nicht mehr State of the Art, schließlich gibt es keine PS4-Pro-Checkeboard-4K-Variante, aber egal. Gestochen scharf und sauber läuft hier ein Spiel, das schon immer zu den ausgesuchtesten Irrsinnsschlachten im Turnier-Fighter-Feld gehörte. Ihr kennt diese kurzen, kruden Gastauftritte? Yoda in Soul Calibur? Hier fühlt sich das ganze Spiel an wie so ein Match. Zum Glück auf eine richtig gute Art.

Eigentlich klingt jede Match-Konstellation schon wie der Anfang eines Witzes. "Sitzen Frank West, Firebrand und Deadpool am Lagerfeuer..." Im Kopf fragt man sich schon, wie es mit so einem Trio aussieht. Nicht während des Kampfes, sondern davor und danach. Worüber reden die? Wie kamen sie zusammen? Dazu die Auswahl: Sie ist auf Capcom Seite fantastisch und deckt die Firmengeschichte mit allen wichtigen Franchises gut ab. Das gilt auch für die Marvel-Seite, wobei heute, nach all den Netflix-Serien sicher auch ein Daredevil dabei wäre. Trotzdem, sowohl die X-Men als auch die Avengers und viele drum herum sind gut vertreten, es ist einfach eine runde Sache. Man muss auch bedenken, dass damals praktisch kein Mensch Rocket Racoon oder die Guardians of the Galaxy kannte, also Kudos, dass er hier ist. Auch die Hintergründe strotzen vor kleinen Details, selbst wenn ich generell sattere Farben bevorzugt hätte und ein paar mehr Locations generell. Das knappe Dutzend habt ihr lange durch, bevor ihr auch nur die Hälfte der Figuren mal ausprobiert habt.

.Viewtiful vs. Thor. Demnächst auf Netflix?

Die Trios sind das Grundkonzept, denn ihr sucht aus dem Pool von 48 Charakteren - je 24 für Capcom und 24 für Marvel - drei aus und tretet immer gegen ein Trio an. Ihr könnt die anderen beiden entweder fast immer direkt in den Kampf holen, entweder für eine kleine Attacke oder als spielbarer Charakter. Wie alles in dem Spiel sind diese Wechsel und Assists simpel in der Ausführung gehalten, auch bei den meisten Specials werdet ihr euch keinen abbrechen, selbst im normalen Modus nicht. Wenn ihr den einfachen Eingabemodus wählt, dann habt ihr Specials auf Knopfdruck, was Ultimate Marvel vs. Capcom 3 wirklich zu einem Party-Spiel machen kann. Jeder kann hier bunte, lustige Moves ausführen und eigentlich bleibt nur die Elite außen vor, denn das komplexeste Spiel seiner Art mit zig Konter-Konter-Konter-Moves ist das hier nicht. Gehe ich völlig konform mit, weil a) solche Spiele muss es auch geben und b) ich einfach auch mal all die absurden Charakter-Konstellationen und ihre Moves durchprobieren will, ohne für 48 Figuren Specials zu lernen.

An Modi habt ihr den Arcade-Modus - nach Street Fighter 5 darf ich nicht mehr "natürlich" an dieser Stelle sagen -, der mit neuen Enden glänzt. Diese sind wohl eher mau, von allem, was ich aus den Fan-Zeilen heraushörte, die Paar die ich gesehen habe, waren okay und auch humorvoll genug, um mich kurz grinsen und es dann vergessen zu lassen. Schmerzhafter ist da schon, dass die KI immer noch stark zwischen "Ich blocke alles!" und "Gegen billige Spam-Moves bin ich wehrlos..." schwankt. Es geht, man kommt nicht immer mit einfachem Rumgemashe weiter, aber schon ein wenig zu oft und das sogar manchmal auch auf den hohen Leveln. Wie gesagt, insgesamt eher weniger für taktisch tiefgreifend denkende Prügel-Pros, mehr was für praktisch jeden anderen.

Endlich könnt ihr die Frage klären, die ihr nie hattet: Wer ist stärker - Amaterasu oder Rocket?

Ein paar echte Probleme wurden aber auch seit 2011 nicht gelöst oder scheinbar überhaupt angefasst. Das Balancing eines so großen Cast ist immer schwierig und hier auch alles andere and perfekt. Ich selbst bin kein Pro, wenn es um Wolverine oder Doom geht, aber wenn ich sehe, was manche mit ihnen anstellen können, glaube ich sofort, dass er vielleicht etwas zu mächtig. Solche Leute können auch gut endlose Kombo-Folgen spammen, die euch einfach festhalten, wenn ihr drin gefangen seid. Nicht leicht auszuführen, aber wenn ihr auf jemanden trefft, der es kann, dann macht euch bereit für eine Lektion in Frustration.

Ihr habt mit Heroes und Heralds, eine Mischung aus On- und Offline-Metagame, das noch Sammelkarten in den Mix wirft. Es ist komplex genug, die Karten geben euch lustige Powers wie vorrübergehend unbegrenzte X-Power für die besten Specials oder etwas Lebensenergie, wenn ihr sie für das Comeback dringend braucht. Es gibt Leute, die das lieben, ich selbst bin nie groß reingekommen, aber wenn es eure Sache ist, immer wieder neu die Helden gegen die Schurken in einem langen Match antreten zu lassen und Punkte für eure Seite zu sammeln, dann ist es da.

Und natürlich habt ihr einen umfangreichen Online-Modus mit allen Extras, Lobby inklusive. Was noch nicht so gut funktioniert hat, war das Matchmaking und das Tempo, in denen Spieler gefunden wurden. Aber dafür habe ich möglicherweise eine recht einfache Erklärung: Wie viele Leute außer mir spielen das noch auf der Xbox One? Auf der PS4 soll es etwas besser sein, aber auch hier und auf dem PC beschweren sich einige über die teilweise langen Verbindungszeiten. Als dann die Matches liefen, hatte ich zumindest auf der Xbox keine Probleme. Spielte ich gegen jemanden mit zwei oder mehr Balken in der Anzeige, lief alles, wie es sollte und es zeigte sich natürlich schnell genug, dass das Spiel nicht so tiefgreifend taktisch denkt, aber dass ein Pro mit euch online immer noch den Boden aufwischt. Ich traf nur auf sehr wenige, die noch am Lernen waren.

Wird Zeit, dass er endlich ein neues eigenes Spiel bekommt.

Technisch sieht das Ganze wundervoll aus. Wie gesagt, es ist immer noch ein mehr als fünf Jahre altes Spiel, das aufpoliert wurde, aber der neue Look geht noch mehr in Richtung Comic, es läuft in 60 Frames pro Sekunde und zumindest auf der Konsole gab es daran auch nichts auszusetzen. Auf dem PC ist die Steam-Bug-Liste relativ kurz, es gibt wohl ein paar Probleme mit dem Video-Playback bei manchen PCs, aber generell scheint es recht sauber zu laufen. Allerdings konnte ich es mangels einer Version nicht testen, daher das nicht als finale Aussage missverstehen.

Ultimate Marvel vs. Capcom 3 ist in seinem Herzen einfach ein ganz großes Spaß-Paket voller verrückter Charaktere, die ihre mal mehr, mal weniger irrsinnigen Moves in herrlich absurden Konstellationen abfeiern. Das ist die Essenz, ein Spaß-Turnier-Fighter, der dank seines Easy-Modus' alle ans Pad heranlässt und eine Buttonmash-Party feiert, aber auf eine wie gesagt gute Art. Das Balancing, das Kombo-Spamming, solche Dinge verhindern höhere Weihen, um in die Riege der großen Turnier-Monster einzutreten, aber man hat auch selten den Eindruck, dass dieses Paket das wirklich möchte. Ihr sollt euch amüsieren, wenn Amaterasu und Rocket es krachen lassen und das funktioniert einwandfrei. Für recht kleines Geld kriegt ihr einen der unmöglichsten Casts aller Prügelspiele, jede Menge Modi und alles abzüglich der damaligen Kontroverse. Kann man nicht wirklich viel falsch machen hier.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Ultimate Marvel vs. Capcom 3

PS4, Xbox One, PS3, Xbox 360, PlayStation Vita, PC

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Über den Autor
Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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