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E3 2017: Metroid Prime ohne Retro - kann das gutgehen?

Ein neues Team ist vielleicht genau das Richtige - die Form der Ankündigung war aber gründlich missraten.

Ob sie darauf gesetzt haben, dass es keiner merkt? Als uns hier im Redaktions-Chat klar wurde, welches Logo da gestern auf Nintendos E3-Pressevideo eingeblendet wurde, ging ein lautes Raunen und ein langgezogenes "Aaaaaaaaalter...." durch die Runde. Darauf hatten wir gewartet, dachten wir zumindest. Der Haken, der sollte erst heute kommen.

Nun gut, eigentlich war der Haken schon, dass es sich mit dem Logo auch schon wieder hatte. Kein Trailer, nicht mal ein Bild oder ein Entwickler, der ein paar Worte dazu verliert. Der Freude tat das gestern im ersten Moment keinen Abbruch, rückblickend jedoch hatte gerade Letzteres Methode. Heute kam nämlich heraus, der neue Titel entsteht nicht bei Retro Studios und ich bin nicht sicher, ob Sebs und meine Reaktion gestern derart schlackernde Knie gewesen wären, hätten wir das da schon gewusst.

Cover image for YouTube videoSuper Mario Odyssey - Game Trailer - Nintendo E3 2017
So macht man Trailer, die bitte niemals aufhören sollen...

Egal, wie oft Nintendo beschwört, dass ein "talentiertes neues Team" unter der Leitung des langjährigen Serienproduzenten Kensuke Tanabe am Drücker ist - zum einen ist die Vorstellung, diese Reihe von jemand anderem als Retro fortsetzen zu lassen, einfach schräg. Zu viele vierte Episoden von Fremdentwicklern der jüngeren und nicht ganz so jungen Vergangenheit wirkten ein wenig wie neben der Spur, nicht so recht dazugehörig. Und zum anderen hatte Kensuke Tanabe auch die Produktion von Metroid Prime: Federation Force überwacht, das Serien-Fans immer noch zu verdrängen versuchen.

Dann wiederum, als vor zehn Jahren Metroid Prime 3 - öhm, lieber noch mal nachgucken... ach du Sch..... - erschien, hatte ich schon den Eindruck, die Serie drehte sich ein wenig zu sehr um sich selbst. So als hätte Retro Samus Aran nicht mehr allzu viel mit auf den Weg zu geben. Ist hier vielleicht längst alles gesagt und getan? Sind ein paar Dutzend Satz frische Augen und wache Geister nicht vielleicht die bessere Wahl, um Prime auf die 2020er zuzusteuern (und seien wir mal ehrlich: das wird knapp)? Im 2D-Segment hätte ich keinerlei Skrupel, Axiom Verges Tom Happ einen klassischen Ableger im Alleingang machen zu lassen. Warum sollten die richtigen Leute nicht auch Prime zeitgemäß neu auflegen können?

Details wären natürlich nett. Ist die neue Mannschaft komplett Nintendo "in-house" oder schmiss man ein Rudel talentierter westlicher Indies darauf? Oder ein bisschen was von beidem? Wie will Nintendo dafür sorgen, dass keine ehrfürchtige Schockstarre vor dieser verehrten, aber kommerziell nie so ganz durchschlagenden Serie einsetzt, die in einem Malen-nach-Zahlen-Pflichtprogramm resultieren würde? Und was ist überhaupt die angepeilte Marschroute - mutige Neuerfindung oder stringente Weiterführung. Geht vielleicht sogar beides?

... und so macht man Fans heiß, nur um ihnen anschließend eine kalte Dusche zu verpassen.Auf YouTube ansehen

Wie ich weiter oben schon mein alkoholfreies Vaterbier durch die Nase rausprustend feststellte, ist das letzte Prime eine Dekade her, technisch und spielerisch ist so viel passiert, dass die Chancen, die eine junge Truppe für die Forstsetzung darstellt, die Risiken in meinen Augen klar überwiegen. Aber das hätte man uns gestern ruhig auch so verkaufen können.

So sehr mir mein Puls gestern Abend auch bis zum Hals schlug, als sich die große "4" zu den bekannten, ominösen Klängen auf dem Bildschirm materialisierte, so wie Nintendo es gemacht hat, kündigt man ein solches Spiel nicht an (und mit Samus Returns für 3DS machte es Nintendo im anschließenden Treehouse zwar etwas zu spät, aber immerhin umfassend besser). Warum nicht wenigstens Reggie Fils-Aime ein, zwei Sätze zur "spannenden, mysteriösen neuen Zukunft von Metroid Prime" sagen lassen, "neue Horizonte, tiefere Kavernen und neue Mittel, ihnen auf den Grund zu gehen, schlagen ein faszinierendes neues Kapitel in der Serienhistorie auf", et cetera plem plem. Wenn einem jemand in dieser PR-Landschaft Worthülsen so andrehen kann, dass man hinterher glücklich, aber kein Stückchen weiser aus der Vorstellung geht, dann dieser Mann.

Aber hey, wenn es dabei bleibt, dass die Ankündigung das einzige war, was ihnen misslang, kehrt das Herzklopfen auch dann wieder zurück, wenn wir die sich aus Plasmaschwaden herausschälende "4" das nächste Mal über einen Bildschirm flimmern sehen.


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In diesem artikel

Metroid Prime 4

Nintendo Switch

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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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