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Super Mario Odyssey: Und darum reicht Nintendo eine neue Marke pro Generation

Pure, unverdünnte Freude und die Lust, seine Spiele von innen heraus zu erneuern.

Ohne Frage, dieser Trailer wird als einer der besten in die E3-Geschichte eingehen. Sicher ist es nicht ganz fair, dass Mario direkt als Dinosaurier über die Kamera hinwegstapft und damit die E3 schon per se gewonnen hat, bevor man offiziell überhaupt weiß, dass er es ist. Aber dieses schmissige Werbefilmchen - denn sind wir mal ehrlich, ist ein Trailer nichts Anderes - ist einfach Freude in Tüten. Fantastisch geschnitten, voller Leben und optimistisch untermalt von einem Song, den Pauline, Marios ursprüngliche "Damsel in Distress", als Bürgermeisterin von New Donk City mit einer blendend aufgelegten Big Band einsingt.

Von Null auf Most Wanted in 2:32 Minuten, die gerne drei Mal so lang hätten sein dürfen. Man wippt mit dem Lied mit, kommt mit den Oohs und Aahs über all die verrückten Ideen gar nicht hinterher und fühlt sich einmal mehr daran erinnert: Nirgends sitzen die Schrauben so ansteckend locker wie bei Nintendo EAD. Als der Mario-Steinkopf die rosa Sonnenbrille rauf und runter klappt - denn NATÜRLICH kann man das - gab's bei mir kein Halten mehr.

Super Mario Odyssey - Game Trailer - Nintendo E3 2017Auf YouTube ansehen

In seinen besten Spielen packt die Kyotoer Softwareabteilung des Traditionshauses seine bekannten Marken so tief unten an, dass die innig vertrauten Konzepte immer aufs Neue durch einen oder zwei zentrale Twists Wunder und frischen Spieltrieb versprühen. Super Mario Odyssey ist offenkundig wieder so eines, wenn man dem Trailer und der ausgedehnten Präsentation aus dem Nintendo Treehouse Glauben schenkt. Klaro, andere Spiele machen das auch, gestalten neue Serieneinträge um eine grundlegende Idee herum, nur reichen deren Einfälle häufig nicht über Gimmicks hinaus *hust*Sonic*hust*, wo sich Nintendos Output regelmäßig runderneuert anfühlt.

Diesmal wirft man seinen Hut auf andere Kreaturen und kann so ihre Steuerung übernehmen. Das ist schon eine ziemlich umwälzende Änderung im Vergleich zu anderen Spielen der Serie. Aber dass es hier so selbstverständlich und einladend wirkt, hängt sicher auch damit zusammen, dass dieses Feature Name und Konzept der neuen Konsole - Switch, also "wechseln" - auf spielerische Weise spiegelt. Man kann sich förmlich vorstellen, wie die Designer beim ersten Pitch Meeting auf ein Whiteboard mit dem Namen der Konsole starrten und sich fragten, was Mario wohl dazu einfallen würde. Es muss mit diebischer Freude zugehen hinter diesen Wänden, in denen so mühelos Spaß in Codezeilen übersetzt wird, dass schon bloßes Zuschauen eine geradezu magnetische - und erstaunlich universelle - Anziehungskraft ausübt.

Ich gebe zu, so genial ich den Namen New Donk City, Paulines Rückkehr, Bowsers Evil Wedding Planner (die "Broodals") und überhaupt den allgemeinen Look des neuen Mario auch finde, die Gestaltung der an New York angelehnten Hub-Stadt macht mir noch ein bisschen Sorgen. Ein bisschen zu grau, ein bisschen zu trist, kantenflimmrig und mit sichtbarem Grafikaufbau. Dazu echte Menschen. Hm... Sonic 2006 reckt eine modernde Pranke aus seinem klammen Grab, aber ich bin sicher, ich gewöhne mich daran. Auch bin ich noch nicht ganz sicher, ob die Kombination aus (optionaler) Bewegungssteuerung und exaktem Hüpfen und Balancieren mit den kleinen Analogsticks der Joycon eine gute ist - der Vorspieler im Treehouse gestern hatte dort sichtlich ein paar Probleme. Aber all das wird sich zeigen und wohl auch schließlich auf die eine oder andere Weise fügen, wenn das Spiel im Oktober an den Start geht.

Super Mario Odyssey - Show Floor Demonstration - E3 2017Auf YouTube ansehen

Abseits der New-Donk-Abschnitte sind die bisher gesehenen Level optisch absolut umwerfende Farbexplosionen, voller kecker, nach vorne blickender Einfälle. Und solchen, die mit an die alten Titel angelehnten Retro-Passagen auch die Vergangenheit der berühmtesten Spielefigur aller Zeiten in Ehren halten. Nostalgie für Eingeschworene und Willkommenskultur Neulingen gegenüber gehen nirgends so harmonisch Hand in Hand wie bei Nintendo.

Die Spielepioniere um Shigeru Miyamoto wurden in der Vergangenheit häufig dafür kritisiert, dass sie im Grunde kaum neue IPs kreieren. Aber wer sich so bereitwillig und ohne sich groß dabei zu verrenken in neue Positionen und Blickwinkel begibt, um Vertrautes aus ungewohnten Perspektiven neu zu inszenieren, muss das auch gar nicht. Darin liegt das Missverständnis. Mario wird ewig Mario bleiben, wird aber (fast) nie nur "mehr vom selben" sein. Wenn ein Entwickler dermaßen entschlossen und überwiegend mit durchschlagendem Erfolg Altes zu erneuern in der Lage ist, steht er über dieser Art von Kritik. Auf der Rennbahn dieser Branche läuft er neben der Strecke auf seiner eigenen Spur, außer Konkurrenz, nur für sich und doch allen anderen auf und davon.

Mein Ticket nach New Donk City ist längst gelöst.


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In diesem artikel

Super Mario Odyssey

Nintendo Switch

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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