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Diablo 3: Rückkehr des Totenbeschwörers - Test

Der Leichenschmaus ist angerichtet

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Mit dem Totenbeschwörer habt ihr eine Klasse, die sich auf zig Arten spielen lässt, die eines verbindet: Enormer Spielspaß!

Der Totenbeschwörer ist offiziell raus und hat im Spiel auch gleich die Vormachtstellung übernommen. Wer noch mit der Kaufentscheidung der neuen alten Klasse hadert, hängt wahrscheinlich bei der Frage, ob es die stattlichen 15 Euro auch wert sind. Die Frage lässt sich leicht beantworten, denn wer nach all den Jahren noch immer leidenschaftlich Diablo 3 zockt oder so wie ich alle paar Wochen wieder zurückkommt, um etwas zu "nerden", wird der Investition im Endeffekt nicht (lange) nachtrauern.

Der aufgemöbelte Totenbeschwörer ist der bislang vielfältigste Charakter unter allen Helden, die sich in Sanktuario versammelt haben. Wie in Diablo 2 macht er als Fernkämpfer eine gute Figur und als Nahkämpfer schlägt er sich auch überraschend und mindestens genauso gut (wenn nicht besser). Wer gerne allein unterwegs ist, sich aber dennoch etwas Gesellschaft wünscht, kann sich unzählige untote Freunde an die Seite holen, die die Dämonenhorden aufmischen. Und wer lieber mit Freunden und anderen Spielern in einer Gruppe unterwegs ist, kann den Necro auch als Supporter spielen und mit Flüchen, Heilung und Kontrolleffekten um sich werfen.

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Pet-Build: Totenbeschwörer vs. Hexendoktor

Pet-Builds waren immerhin schon immer das Steckenpferd des Necros und wohl auch die beliebteste Spielweise in Diablo 2. In Diablo 3 gibt es mit dem Hexendoktor bereits einen Helden, die sich stark auf Begleiter verlässt. Aus diesem Grund wurden auch seitens der Fans sehr früh Befürchtungen geäußert, dass sich eine weitere Pet-Klasse nicht genügend abheben könnte. Vermutlich hat man den Totenbeschwörer auch deshalb so umfassend überarbeitet. Ja, das Designerteam hat vieles vom alten Necro aus D2 beibehalten (Skelette, Golem, Monster wiederbeleben und so weiter), bei den wichtigen Dingen wie dem passiven Verhalten der Diener wurde aber kräftig geschraubt.

Der größte Unterschied zwischen D2- und D3-Totenbeschwörer ist, dass man nun richtig ackern muss, um die Marionetten tanzen zu lassen. Die Dienerarmee in D3 agiert zwar zur Not passiv, allerdings kann und will man den Knochenheinis nun durch Aktivieren des Talents einen direkten Angriffsbefehl für ein Ziel vorgeben. Das hat zur Folge, dass sich alle Skelette auf das anvisierte Ziel stürzen und - je nach gewählter Rune - mehr Schaden anrichten, das Ziel betäuben, den Totenbeschwörer heilen oder einen anderen Nutzen bringen. Auch beim altbekannten Golem, der schon in D2 der treue Begleiter des Necros war, ist es so. Er greift selbstständig feindliche Monster an, seine richtigen Fähigkeiten zeigt er aber erst, wenn er einen aktiven Befehl erhält.

Anders als der braune oder rote Tonklumpen aus Diablo 2 entspricht das Aussehen eines Fleischgolems (links) oder eines Knochengolems (rechts) nun auch seinem Namen.

Da Skelette und der Golem nicht ununterbrochen befehligt werden können, gibt es noch andere Faktoren, die eine ständige Aufmerksamkeit des Spielers erfordern. So unterliegen (abgesehen von Skeletten und dem Golem) alle anderen beschworenen Diener (Skelettmagier, Geister, reanimierte Monster) einem zeitlichen Verfall. Diese Lakaien sind zwar extrem mächtig, halten aber nur ein paar Sekunden, ehe sie ins Totenreich zurückkehren.

Man ist im Kampf also ständig darum bemüht, die eigenen Dienerreihen mit Frischfleisch zu versorgen. Dadurch wirkt der Totenbeschwörer endlich mehr wie ein Kommandant und weniger wie der Zuschauer von früher. Die Zeiten, in denen man nur halb auf den Bildschirm blickend den Knochenspeer oder die Kadaverexplosion gedrückt hat, damit man nicht ganz so untätig erscheint, während die Diener alles in den Boden stampfen, sind endgültig vorbei. Dagegen spielt sich der Pet-Build des Hexendoktors schon eher wie der alte D2-Necro: Man hat keine direkte Kontrolle über die eigenen Diener und ist mehr damit beschäftigt, selbige richtig zu positionieren, damit diese maximale Schäden austeilen.

Mit einem Golem, sieben Skeletten, einer Handvoll Skelettmagier und bis zu zehn wiederbeleben Monster ist die Untotenarmee in D3 zwar deutlich kleiner als zu D2-Zeiten, an Schlagkraft hat sie aber gewonnen.

Unerwartetes Neuland - der Totenbeschwörer als Nahkämpfer

Ich muss zugeben, dass ich als eingefleischter D2-Pet-Necro meine Zweifel an einen Nahkämpfer-Totenbeschwörer hatte. Die Betonung liegt hier auf "hatte", denn mittlerweile bin ich nur noch als Nahkämpfer unterwegs. Bevor mich die Erkenntnis getroffen hat, wie gut sich der Nahkämpfer-Totenbeschwörer spielt, schwirrte mir ständig die Frage im Kopf herum, was hat ein bleicher, hagerer Totenbeschwörer an vorderster Front verloren hat, wenn er doch elegant die Toten befehligen kann.

Diese Frage sah auch das Designerteam. Ihre Antwort darauf war die "Knochenrüstung". Mit dieser Fähigkeit reißt der Totenbeschwörer seinen Gegnern die Knochen aus dem Leib und bastelt sich daraus eine gewaltige Rüstung. Auf den ersten Blick erkennt man seinen Necro gar nicht wieder. Eben noch steht da ein leeres Handtuch, von dem man erwarten würde, dass es beim ersten Windhauch wie ein trockener Ast abbricht. In der nächsten Sekunde wälzt sich Dwayne Johnson in einer knochigen Rüstung durch die Dämonenhorden.

Mit nur einem Knopfdruck wird aus der apathischen Bohnenstange ein extrem gepanzertes Kampfmonster, das im Nahkampf nicht zurückstecken muss. Der Buff darf nur nicht auslaufen, sonst gibt's eine Eilbestattung.Auf YouTube ansehen

Beim Spielstil erinnert der Nahkampf-Necro ein bisschen an den Druiden aus D2. Er wird zum Tornado des Todes und alles, was in den Erfassungsradius seiner Attacken gerät, wird verflucht, von der Sense zersäbelt, der Nova gesprengt oder mit den Überresten besiegter Monster bombardiert. Verschiedene Fähigkeitenkombinationen geben dem Sense schwingenden Necro deutlich mehr Ausrichtungsmöglichkeiten, als man zunächst erwartet.

Sehr erfreulich ist auch die hohe Agilität des Totenbeschwörers, die er durch "Blutige Pfade" erhält. Die Fähigkeit ist wie die Teleportation der Zauberin (nur mit mehr Blut) und erlaubt es dem Totenbeschwörer, sich augenblicklich quer über den Bildschirm zu bewegen. Hier kann man sich zwar (berechtigt) daran stoßen, dass das wenig einfallsreich ist, auf der anderen Seite ist in hohen Rifts ein guter Flucht-Zauber viel besser als irgendeine individualisierte Fähigkeit mit verstrickter neuer Mechanik. Bei einer Bombe vor dem Gesicht will man einfach nur schnell weg.

Wer den Totenbeschwörer einmal im Nahkampf gespielt hat, überlässt den ganzen Spaß sicher nicht mehr allein den Skeletten.Auf YouTube ansehen

Das Spiel mit den Lebenspunkten und den Leichen

Eine Besonderheit des Totenbeschwörers ist, dass er wie kein anderer Charakter im Spiel mit seinen eigenen Lebenspunkten spielt. So verbrauchen einige seiner Fähigkeiten (wie Blutige Pfade) bei ihrem Einsatz nicht nur die individuelle Ressource "Essenz", sondern fordern zusätzlich einen Bluttribut in Form eines Prozentanteils der Lebenspunkte.

Zudem hat fast jede Fähigkeit eine Rune zur Auswahl, die zu den sonst üblichen Essenzkosten auch noch den Bluttribut hinzufügt. Im Gegenzug erhält man stärkere Verbesserungen als sie mit den anderen Runen möglich sind. Das reicht von erhöhter Reichweite über mehr Schaden bis hin zu mehr Aufladungen oder dem unbegrenzten Einsatz einer Fähigkeit. So etwas kannte man bislang noch nicht.

Das Ganze ist natürlich ein zweischneidiges Schwert. Der gesteigerte Schaden im Tausch gegen Lebenspunkte kann gerade bei höheren Rifts - wo die Lebenspunkteanzeige in den binären 1- oder 0-Zustand wechselt - schnell nach hinten losgehen. Damit das nicht zu drastische Ausmaße annimmt, stehen dem Totenbeschwörer unzählige Möglichkeiten zur Option, mit denen er sich aktiv und/oder passiv Lebenspunkte verschafft. Die Kunst besteht darin, die richtige Balance zwischen eingehender Heilung, verbrauchten Lebenspunkten und dem für die Rift-Stufe notwendigen HP-Polster zu finden, um maximalen Schaden auszuteilen, ohne gleich von den ersten Elitegegnern beerdigt zu werden.

Die Blutnova ist wohl das Paradebeispiel, wenn es um das Spiel mit den Lebenspunkten geht. Im Tausch gegen zehn Prozent richtet die Nova erheblich mehr Schaden an und hat eine größere Reichweite. Allerdings kann das auch mal schnell böse enden.Auf YouTube ansehen

Neben der Essenz und dem Bluttribut gibt es beim Totenbeschwörer noch eine dritte Ressource, auf die man unter bestimmten Umständen ein Auge haben muss: Leichen. In Diablo 2 waren sie von Anfang an dabei, doch bis zur Rückkehr des Totenbeschwörers gab es sie in Diablo 3 nicht. Da der Necro ohne nicht kann, wurden sie ebenfalls hinzugefügt.

Die nun zurückbleibenden Überreste besiegter Gegner nutzt der Totenbeschwörer, um sie als eigene Diener wiederzubeleben, als Bomben explodieren zu lassen oder als Geschosse gegen Feinde einsetzen. Diese auf Leichen basierenden Fähigkeiten sind in der Regel besonders mächtig, funktionieren aber nur, wenn "Material" in der Gegend herumliegt. Da bekommen Sätze wie "Leichen pflastern seinen Weg" oder "Nur über meine Leiche" eine ganz neue Bedeutung.

Sets und Items für den Totenbeschwörer

Es ist nicht nur die Klasse selbst, die zum Paket gehört, sondern auch die exklusive Ausrüstung. Wie bei anderen Klassen im Spiel gibt es auch für den Totenbeschwörer vier individuelle Rüstungs-Sets und haufenweise legendäre Items, die die unterschiedlichen Spielstile herausarbeiten. So richtet sich beispielsweise das Set "Rathmas Knochen" an alle Necros, die eine Armee der Toten befehligen wollen. Mit "Jesseths Waffen" gibt es sogar ein Waffen-Set für den Totenbeschwörer, das für den Pet-Build gedacht ist.

Wer Diablo 2 gespielt hat, sollte auch noch das Set "Trag'Ouls Avatar" kennen. Selbiges gibt es auch in Diablo 3 wieder und verstärkt die Heilungsfähigkeit des Totenbeschwörers extrem. Und wer lieber den Leichen verschlingenden, mit Knochenspeeren um sich werfenden Fernkämpfer mimt, für den ist das Set "Gewandung des Seuchengebieters" vorgesehen. Inwieweit diese Sets miteinander konkurrieren, wenn es darum geht, den höchsten Rift zu schaffen, bleibt noch abzuwarten. Derzeit scheint es so, als würde sich das Nahkämpfer-Set "Gnade des Inarius" als das stärkste herauskristallisieren.

Die Sets des Totenbeschwöreres konzentrieren sich jeweils auf ganz andere Fähigkeiten, die auch eine individuelle Spielweise mit sich bringen.

Mit dem Totenbeschwörer bekommt der D3-Fan die wohl vielseitigste und düsterste Klasse im Spiel. Egal ob als sensenschwingender Nahkämpfer, fluchender Fernkämpfer oder Anführer der Totenarmee - jede Ausrichtung spielt sich flüssig und komplett anders. Zudem hat die Klasse seit Diablo 2 einige Veränderungen und Verbesserungen erfahren, die aus der einst apathischen Klasse endlich einen richtigen Kampfteilnehmer machen.

Der Preis mag bei einigen an der Schmerzgrenze liegen und ein Preisschild mit den üblichen zehn oder zwölf Euro würde man lieber sehen. Wer allerdings nicht genug vom Monsterschlachten in Diablo 3 bekommt oder nach einer Auszeit wieder einen Vorstoß in die Abgründe der Hölle wagen will, kann beruhigt (oder auch mosernd) die paar Kröten mehr hinlegen und wird dafür unzählige weitere Stunden Spaß mit dem Necro erleben.


Entwickler/Publisher: Blizzard Entertainment - Erscheint für: PS4, PC, Xbox One - Preis: 14,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch (Text), Englisch, weitere Sprachen - Mikrotransaktionen: Nein

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Diablo III

Video Game

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Markus Hensel

Redakteur

Seit 2011 bei Eurogamer.de dabei. Zockt alles aus dem Hause Blizzard, insbesondere D3, Overwatch, Starcraft 2 und WoW-Raids (auch nach 10 Jahren noch). Hört Rock und Metal, hat einen Drachen-Fetisch, kann mit Fußball nichts anfangen, ist stolzer Besitzer eines Monstergrills und mag Kuchen und Kekse (viel zu sehr).
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