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Sonic Mania - Soundtrack auf Vinyl - Review

Label: Data Discs

Stil: Wenn SEGA Sonic auf 32-Bit CD-ROM gemacht hätte...

Erhältlich über: Amazon, Label, Discogs

Das Spiel: Wenn Sonic auf dem Saturn einen Auftritt gehabt hätte, dann hätte er geträumt, dass er so gut wie dieses Spiel gewesen wäre.

Die Editionen: Drei Stück sind es. Eine ist auf die Vorbesteller innerhalb der ersten Verkaufstage limitiert, genaue Zahl unklar. Diese kommt in einem Blau-Gelb-Rot-Splatter daher - Sonic, Tails, Knuckles. Die bunte normale Fassung ist klassisch Sonic-Blau und in Schwarz gibt es die 180g-33rpm-Platten auch noch. Das Cover ist ausnahmsweise mal ein Gatefold ohne Obi-Strip und auch außerhalb der Data-Discs-Nummerierung. Schön knallige Farben auf dem etwas langweiligen Cover, innen die obligatorische Green-Hill-Zone-Hommage, insgesamt ein solides, aber ohne echte Inspiration entworfenes Design.


Angehört

Seite A: Kurzes und knackiges Intro, das zusammenfasst, was Sonic ist: Tempo, Sonnenschein und Action. Der Klang des SEGA-CD im Geiste für ein paar Sekunden, dann auf zum 90s-Dreamcast-Jazz. Mehr noch als das Spiel selbst fühlt sich dieser Upbeat-Song mit seinen verspielten Melodien an, wie aus dem Jahr 2000 gefallen, es muss so kurz um den 10ten Geburtstag des Igels gewesen sein, als er so beherzt in die Tasten haute. Darauf folgt erstaunlich entspannter Smooth-Stil mit Synth-Mundharmonika und schwungvoll schlendernd gesetzten Beats. Nachtclub in einer 70s-Cop-Show mit Zeitreiseelementen, würde ich sagen. Dann wurde es ja auch endlich Zeit für die E, die zu 4/4-Taktung mit Anime-Fantasy gemeinsam protzen geht. So wie Anime-Fantasy früher klang. Ein wenig daneben und unpassend und zu fröhlich, aber kreativ wild genug. Danach geht der Igel voll Bond, wenn Bond auf den Pink Panther trifft. Wusste nie, dass Sonic auch mal Geheimagent war. Zeit mal etwas ernster zu werden. Und so spielt es episch wie ein Darius auf. Mit anderen Worten, es gibt Unterwasser-Jazz. Die schnellen Tempi im Hintergrund werden komplett von den tragenden Melodien dominiert, die von großen Taten erzählen, da kann der Chiptune-Twirp auf Speed als Unterlage machen, was er will. Sonic rettet die Welt und das mit Klasse und Stil. Nach der Arbeit geht es auf den Dance-Floor auf Speed. Die Synth-Double-Bass geht in die vollen, die virtuosen Melodielinien schlängeln sich wie ein Igel durch die Loopings und Katrina and the Waves machen die Tunes, Running on Sunshine. Dass da Eggman - Sorry, Dr. Robotnik - mit seinem Theme zum Ende der Seite einen Strich durch die Rechnung setzen muss, ist klar, sind ja noch genug Stages übrig. Er schafft es, alte Yuzo-Erinnerungen an die frühen CD-ROM-Tage zu wecken, als Nihom-Falcom die nicht existenten Charts für Spiele-Soundtracks dominierte.

Seite B: Nach so viel glorreicher Action muss erst mal ein wenig gechillt werden und der beste Ort bei Sonic für so was ist nun mal das Hauptmenü, das hier viele Erinnerungen an Sonic Adventure wachwerden lässt. Der etwas langsamere Beat mit seinem lazy Lead erinnert schon mehr als nur ein wenig an schwach gemixte Cocktails mit Orcas. Wie schon ein paar Tracks zuvor zeigt sich Studiopolis als eine japanische Jazz-Bing-Band auf einer Tonspur, die mit sich selbst Überstunden schiebt. Nicht sehr klassisch Sonic, aber sehr klassisch SEGA. Danach beginnt der Soundtrack ein wenig, die Lust an sich selbst zu verlieren, so scheint es. Der zweite Press-Garden-Akt nimmt zwar das Thema wieder auf, aber schläft sonst recht friedlich die Laufzeit durch. Auch Igel brauchen Pausen, nehme ich an, aber jetzt schon? Überhaupt sind zweite Akte hier nicht die Stärke, Der zweite Akt zu Mirage Saloon wirkt, als hätten ein paar betrunkene Mariachis einen Hippie-Flötisten ehrenhalber in die Truppe aufgenommen und stolpern durch ein nicht abgesprochenes Set. Meh, könnte schlimmer sein. Ah, geht doch! Tempo, Bass und goldene Ringe sind zurück, sogar ein paar Samples schallen durch recht modernes Sonic. So circa 2001, praktisch gestern war es doch. Fehlt nur noch ein wenig Crush 40 im Anschluss und wir hätten hier einen richtig guten Boss-Fight in Früh-3D. Danach bin ich verwirrt. Wir hatten Mirage Saloon Act 1 schon, auf der anderen Seite. Jetzt schon wieder? Zwei Drittel der Level fehlen bis hier und dieser bekommt zwei Mix-Versionen? Okay, er ist ausgesprochen gut, die E-Gitarre weit überzeugender, aber irgendwas passt hier nicht. Dann jetzt vor dem Finale auch noch eine Art technoider Begleittrack ohne zu viel Ambition, der nur von ein paar kurzen, aufspielenden Passagen gerettet wird, die wir aber am Ende der ersten Seite schonmal überzeugender hörten. Der finale Boss muss es retten. Nun, zumindest sind wir wieder im Wunderland früher CD-ROM-Glorie zurück, es haut episch genug in die Tasten, aber viel Versöhnung oder gar würdigen Ausklang gibt es hier nicht zu holen.


Gehört und genossen auf...

Dies ist die "Eurogamer-Referenz-Anlage": Plattenspieler - Thorens TD 203 (Test); Phono-Verstärker - Pro-Ject Phono Box DS2 USB; Stereo-Verstärker - Teufel Kombo 62 CD-Receiver; Boxen - Nubert nu Vero 30 (Test); Kopfhörer: Beyerdynamic Amiron (Test) + A20 (Test)


Das wäre noch zu sagen...

Eine Platte wie: Wenn SEGA den besten Sonic-Soundtrack seit Teil zwei gebracht und dann die bessere Hälfte für sich behalten hätte.

Eine Art Fazit: Enttäuschung kann nicht ausbleiben, wenn eine Solo-LP daherkommt, die locker eine Doppel hätte sein können und dann auch noch eine etwas willkürliche Auswahl bietet. Der Fokus liegt klar auf den neuen Zonen, wahrscheinlich wollte SEGA die alten, für das Spiel arrangierten Tracks nicht rausrücken, aber nicht mal eine Green Hill Zone? Dazu kommt das für Datas Verhältnisse eher belanglose, weil so erwartete Design. Nicht ihr Schmuckstück, mehr was für den Sonic-Sammler.

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Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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