Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

PlayStation Plus im November: Ein bisschen was von allem

VR, Indie, Abenteuer und reichlich Couch-Mehrspieler.

Nachdem ihr vermutlich immer noch mit den PS-Plus-Oktoberspielen wie Metal Gear Solid 5 beschäftigt seid - sofern ihr das nicht schon zum Release 2015 verschlungen hattet -, kommt es euch vielleicht gerade recht, dass die PS-Plus-Spiele für November eher Spezialisten sind, die man sich für den richtigen Moment aufheben kann. Denn der kommt für das eine oder andere hiervon ganz bestimmt. Die Bandbreite kann sich über alle drei Plattformen sehen lassen, auch wenn diesmal nicht die ganz große Rampensau dabei ist. Also, sollen wir?


Worms Battlegrounds (PS4)

Mein Gott, was waren das für Zeiten, als Team 17 mit dem ersten Worms auf Amiga so gut wie jedes meiner Treffen mit Freunden bestimmte. Ich war mir zunächst nicht sicher, und wollte gerade schreiben, dass es wohl das erste Spiel war, in dem ich extensiv meine Untertanen benannte und mir lustige Teamnamen und dergleichen ausdachte. Aber ich glaube, der Preis geht an einen gewissen Sensible-Software-Titel. Trotzdem: Worms hatte wahnsinnig viel Persönlichkeit, auch wenn schon 1995 der eine oder andere schrie, dass es sich doch nur um einen Klon des Klassikers Artillery handelte.

Aber: So hatte wirklich noch keiner ein Spiel nach Artillery-Art gespielt. Worms lebte vom absurden Humor, der sich vielgestalt ausdrückte: In hochgepitchten Stimm-Samples, in der schrägen Waffenauswahl und nicht zuletzt allein schon in dem Gedanken, dass hier so armselige Kreaturen wie Würmer mit Bazookas und explodierenden Schafen aufeinander losgingen. Aber es war auch ein Ausnahmespiel. Erwähnte Sprachausgabe war damals noch nicht allzu weit verbreitet - besonders nicht auf dem Amiga - und dass es seine wunderbar zerstörbaren Level immer wieder neu generierte, ließ es ebenfalls als wahnsinnig progressiv dastehen. Das ist immerhin gut 22 Jahre her.

Wenn der Rambo dem Dirty Harry die heilige Handgranate hinkullert, dann ist man in Worms.

Nun also Battlegrounds. Sicher nicht das beste Worms - das wäre das letztjährige W.M.D. - aber sicher nicht das schwächste. Der zweifelhafte Preis ginge an das fehlgeleitete Worms 3D. Tatsächlich funktioniert Battlegrounds als das, was es sein will, wahnsinnig solide. Das erkennt man vor allem daran, dass seine große Schwachstelle der zum Vergessen langweilige Einzelspielermodus ist. Bei einem Titel, der davon lebt, ihn gemeinsam beziehungsweise gegeneinander zu erleben, ist das weder verwunderlich noch sagenhaft schlimm. Ansonsten: Der Charme der verschrobenen Art-Direction funktioniert immer noch auf den Punkt und obwohl ich nicht sicher bin, ob diese Sorte Spiel bei Leuten zündet, die damals nicht dabei waren, ist diese Reihe doch ein Stück europäische Spielegeschichte, mit der man mal in Kontakt gekommen sein sollte. Warum also nicht mit diesem hier, ist ja immerhin nicht so, dass man dafür bezahlen müsste?


Bound (PS4)

Bound ist der Inbegriff eines Kunstspiels, kann aber gut mit jeder Häme leben, die systemverliebtere, kopfbetonte Spieler ihm entgegenbringen. In diesem Fall kommt Kunst nämlich unbedingt von "können". Rein optisch und gestalterisch werdet ihr nur wenig Vergleichbares in eurem Leben gesehen haben. Schnappschüsse vom Spielgeschehen können diesem Rausch an Farben und Formen, dem Kontrast zwischen organischer, zärtlicher Bewegungspoesie und abstrakt-geometrisch vertrackten Escher-Welten nicht im Geringsten gerecht werden.

Cover image for YouTube videoBound - Rausch der Farben und Formen
Poesie in Bewegung.

Wenn jeder Schritt zum Ausdruckstanz wird, die Fantasiewesen-Protagonistin bald schwerelos und von Kraft und Schmerz zu gleichen Teilen getrieben durch eine versinnbildlichte Traumvergangenheit fegt, merkt man oft gar nicht, dass man eigentlich ein Spiel spielt. Hypnotisierend, fast ein bisschen lähmend angesichts des eigenen Unbegreifens, ist Bound die Sorte Spiel, die in ein Museum gehört. Bestechend umgesetzt ist das Rekonstruieren in der Zeit gefangener Momentaufnahmen aus der Vergangenheit der Hauptfigur der übergeordneten Rahmenhandlung. Ein 3D-Puzzle, das sich vor euren Augen aus den Scherben einer schwierigen Kindheit zusammensetzt und tief in das Geschehene zurückblicken lässt.

Okay, spielerisch steckt hier nicht allzu viel drin und die Art, wie das Spiel den zentralen Konflikt am Ende beilegt, bedaure ich noch heute, entlässt Plastics Parabel auf eine problematische Kindheit doch ein wenig unterkühlt aus dem Abenteuer. Aber vielleicht sieht genau das der eine oder andere auch anders. Bound ist auch so eines der sehenswertesten Spiele, das sich seit langem in die Instant Game Collection einreihte. Fans von Journey oder Abzu finden hier eine Handvoll Stunden sinnlicher Meditation in berauschend andersartiger Aufmachung. Dank eines Updates optional auch in VR genießbar.


Dungeon Punks (PS4 / Vita)

Klarer Fall von "Art-Director dringend gesucht" - was schade ist, denn dieser Golden-Axe-Klon spielt sich nicht übel. Die Frage ist, ob's bisher einer gemerkt hat, denn die Animationen sind spärlich und allgemein sieht's wirklich ein bisschen nach der Fisher-Price-Version von Dragon's Crown aus. Definitiv nichts für Schöngeister. Wer ein Auge zudrückt, häckselt sich trotzdem passabel unterhalten allein oder zu viert durch gut zehn Stunden an immerhin durchaus abwechslungsreichen Leveln und verspürt sogar ab und an ein leichtes Kitzeln, wenn mal wieder eine neue Waffe aus einem besiegten Gegner plumpst.

Es gibt deutlich Hübscheres und auch Wuchtigeres in diesem Segment. Aber viel kommt da nicht mehr heraus. Wer in der Hinsicht ordentlich ausgehungert ist und die Referenzwerke nicht mehr sehen kann, hat hier eine Chance auf ein sicher nicht inspiriertes, aber doch kompetentes Medley einschlägiger Klassiker. Oder ihr holt eben doch noch mal Dungeons & Dragons: Chronicles of Mystara raus! Kann auch nicht schaden.


Until Dawn: Rush of Blood (PS VR)

Ein Lightgun-Shooter war sicher nicht das erste, was mir eingefallen wäre, wenn man mich vorher gefragt hätte, was der Entwickler von Until Dawn wohl in VR anstellen würde. Folglich gab's von vielen Fans des Hauptspiels Schelte, als sich Supermassive an Rush of Blood ausprobierte. So richtig übelnehmen kann ich es ihnen aber nicht. Sicher, das hier ist alles andere als Time Crisis, aber ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass die finstere Trash-Horror-Attitüde, die diese Ballerei von vorne bis hinten so herrlich schmuddelig durchzieht, mich nicht doch ab und an zum Schmunzeln gebracht hätte.

Rush of Blood fungierte für Supermassive sicher auch als VR-Testballon. The Inpatient, das Ende November erscheint, setzt dann mithilfe von PSVR wieder auf Erkundung und Adventure-Elemente.

Wer die Nase voll hat von VR-Schießbuden, den wird's nicht reizen und das ist okay. Allerdings gehen einem dann aber ein paar echt fiese Einfälle durch die Lappen, die diese buchstäbliche Geisterbahn in petto hat. Alleine der Schlachthaus-Level ist es wert, sich dieses groteske Stück Weltuntergangs-Jahrmarkt mal einen Abend lang vor die Brust zu nehmen. Warum nicht?


Baphoments Fluch 5: Der Sündenfall (PS Vita)

Ein Spiel, das zur rechten Zeit am rechten Ort war: Nämlich Mitte 2012 im Fahrwasser von Double Fines Kickstarter Erfolg mit Broken Age. Doch Adventure-Legende Charles Cecil bewies nicht nur Riecher, sondern auch noch organisatorisches Geschick in der Umsetzung, das Tim Schafers Leuten bei ihrem Double Fine Adventure abging. Schon eineinhalb Jahre später hatten die Fans das erste von zwei Kapiteln der der lang ersehnten Baphoment's-Fluch-Fortsetzung auf ihrer Festplatte. Klar, auch das ging nicht ohne Verschiebung, aber alles in allem verlief die Produktion doch offenbar reibungslos.

George Stobbard und Nico mal wieder zu treffen, war schön, auch wenn der zweite Teil klar der beste bleibt. Wo ist eigentlich mein Beneath-a-Steel-Sky-Nachfolger, liebe Revolution Studios?

Das Spiel selbst löst erzählerisch und im Ablauf viele der Versprechen ein, die man sich von einem echten fünften Teil der Reihe erhoffte, nachdem Cecil ihr zuvor einen missraten Ausflug in 3D-Welten verordnet hatte. Gut, die neue Polygonoptik der Charaktere stieß trotzdem nicht überall auf Gegenliebe. Insbesondere bei den Animationen schien durch, dass es sich um eine Indie-Produktion handelte. In der Totalen lässt das Spiel aber zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel daran aufkommen, aus welcher pittoresken Reihe es stammt. Fast könnte man meinen, hier wäre noch alles beim Alten. Insofern: Trotz insgesamt etwas zu einfacher Rätsel ein schönes Wiedersehen mit Nico und George, einem der charmantesten Point-and-Click-Duos, vor heimeliger Verschwörungskulisse.


R-Type Dimensions (PS3)

Uff, ich hatte fast vergessen, dass es mal eine Zeit gab, in der Entwickler ihre seinerseits noch handgepixelten Klassiker für eine Neuveröffentlichung schon mal einen rudimentären und schon per se schlecht alternden 3D-Skin überwarfen, der viel von dem überdeckte, was dem Werk einst seinen Charakter verlieh. Glücklicherweise ist R-Type insofern noch immer auf der Höhe der Zeit, als dass man nahtlos auch auf die Originalaufmachung zugreifen darf. Soll heißen: die wunderbare End-Achtziger Arcade-Pixelart ist in R-Type Dimensions noch immer enthalten - und die definitive Art, diese Klassiker zu erleben.

Dimensions umfasst die ersten beiden Spielhallen-Teile des seitwärts scrollenden Shooters und dürfte gerade in Zeiten, in denen dieses Genre immer mehr in Richtung Bullet Hell eskaliert, für bislang Uneingeweihte ein echter Augenöffner sein. Knackschwer - hey, der Automat wollte immerhin euer Geld! -, aber langsam, fast schon taktisch, ist R-Type schon immer ein Shmup eher für Kopf- als für Bauchspieler gewesen. Die Nummer mit dem unzerstörbaren Satelliten, der eure Power-ups regelt, selbst verschossen werden und an Front- oder Rückseite eures Fliegers andocken kann, lässt R-Type bis heute aus der Masse vergleichbarer Spiele herausstechen.

Sieht eigentlich ganz ok aus. Aber im Original ist's schöner. Kann man zum Glück problemlos aktivieren.

Außerdem liebe ich den Gedanken, dass es eine der wenigen Serien ist, die richtig endeten: 2004 erschien auf PS2 mit R-Type Final das letzte Spiel dieser geschichtsträchtigen Reihe. Ein Abgang mit Stil und Selbstbewusstsein - über das Spin-off R-Type Tactics hüllen wir mal den Mantel des Schweigens.


Rag Doll Kung Fu: Fists of Plastic (PS3)

Rag Doll Kung Fus Vermächtnis ist in erster Linie, dass seine DNA bis heute den gewinnenden Charme von Media Molecule mitbestimmt. Erfinder und MM-Kreativchef Mark Healy ließ schon 2005 durchblitzen, welche puppenspielerische, kreative Kraft in ihm steckt. Das Konzept verfeinerte Tarsier (die zuletzt durch Little Nightmares von sich Reden machten) 2009 zu Fists of Plastic und fabrizierten dabei eine ebenso humorige, aber deutlich besser spielbare Version des bewusst fummeligen Marionettengekloppes. Es ist ein bisschen seicht, in fröhlicher (leider nur lokaler) Runde aber noch heute ein Hingucker mit viel visuellem Slapstick.


That's You! (PS4)

Zu guter Letzt bleibt auch im November das Playlink-Gesellschaftsspiel That's You! kostenlos für PS-Plus-Mitglieder. Ich persönlich hab's noch nicht gespielt, aber unser Herr Grundmann hat es schon auf Herz und Nieren geprüft und für lohnend befunden. Wer eine Handvoll Freunde vor der Glotze versammeln und sie davon überzeugen kann, sich die App aufs Smartphone zu laden, darf anhand einiger brisanter Fragestellungen und Aufgaben den sozialen Kitt zwischen sich und seinen Lieben auf die Probe stellen.

Verwandte Themen
Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Kommentare