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Die Kampagne von Star Wars: Battlefront 2 lässt viele Chancen ungenutzt

Die helle Seite. (Vorsicht Spoiler)

Ach DICE, ihr lasst mit der Kampagne von Star Wars: Battlefront 2 so viele Chancen ungenutzt. Und dabei beginnt alles so vielversprechend und optimistisch stimmend. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Iden Versio und dient dem Imperium als Teil des Inferno-Trupps, einer Spezialeinheit, die sich um die schwierigen Aufgaben kümmert. Halt das, wofür es solche Teams gibt. Oder anders gesagt: Im Gegensatz zu normalen Sturmtruppen trifft der Inferno-Trupp, worauf er schießt.

Zumindest in puncto Inszenierung und Atmosphäre schlagen die Entwickler damit zu Beginn genau den richtigen Ton an. Versio befindet sich als vermeintliche Gefangene auf einem Rebellenkreuzer, doch ihr eigentliches Ziel lautet, eine abgefangene Nachricht über den geplanten Hinterhalt beim zweiten Todesstern im Orbit von Endor zu löschen, bevor diese endgültig entschlüsselt werden kann.

Die Art und Weise, wie das Imperium und seine Anhänger hier dargestellt werden, passt zur Original-Trilogie. Diese Arroganz, diese Überheblichkeit, dass man von seinen eigenen Motiven überzeugt ist und sie nicht in Frage stellt. Dementsprechend ungläubig und schockiert wirkt der Inferno-Trupp, als er von Endors Oberfläche mit ansehen muss, wie im Orbit der Todesstern in Milliarden kleinster Teile explodiert.

Cover image for YouTube videoStar Wars Battlefront 2 - Kampagnen-Zwischensequenz

In positiver Hinsicht weckt der Auftakt der Kampagne in mir Erinnerungen an den Klassiker TIE Fighter, in dem der Krieg der Sterne vollständig aus der Sicht des Imperiums gezeigt wird. Und vom Marketing her hatte ich bisher den Eindruck, dass die Kampagne von Battlefront 2 dahingehend ein würdiger "Nachfolger" werden könne. Aber nein, anstatt das bis zum Ende durchzuziehen, zückt man wieder die Heldenkarte und ihr schließt euch nach einem fragwürdigen Auftrag der Rebellion an.

An den Wänden hängt die imperiale Propaganda.

Warum nur, DICE? Es ist nicht so, dass ich alles in allem keinen Spaß mit der Kampagne gehabt hätte, aber bislang ging ich schon davon aus, dass die starke Hervorhebung des imperialen Inferno-Trupps im Vorfeld der Veröffentlichung auch bedeutet, man würde durchgehend auf dieser Seite spielen. Es gibt doch schon genug Spiele und anderes Star-Wars-Material aufseiten der Rebellen, da wäre es schön gewesen, mal wieder die andere Seite, ihre Perspektive und Motivationen zu erleben. Es ist zum Haare raufen.

Sei es wie es sei, es lässt sich ja nicht ändern. Aber bei Battlefront 3 dann bitte eine echte imperiale Kampagne oder eine aufseiten der Ersten Ordnung, okay? Was die Inszenierung betrifft, ist die BF2-Kampagne vor allem dank ihrer gelungenen Zwischensequenzen weit mehr als das, was frühere Multiplayer-Shooter als Kampagne auspreisten und sich dann lediglich als aufgeblasene Bot-Matches heraussstellte. Gewisse Elemente erinnern aber nach wie vor daran. Damit meine ich nicht unbedingt die Kulissen, die zum Teil auf den Multiplayer-Karten basieren, was hier ehrlich gesagt gar nicht mal so sehr auffällt.

Cover image for YouTube videoStar Wars Battlefront 2 - Kampagnen-Zwischensequenz

Vielmehr sind es die Gegner-Gruppen, die oft eher planlos agieren, eben eher wie in einem Match gegen Bots. Manche von ihnen stürmen blindlings in Räume hinein oder stehen mitten im Freien herum, ohne Deckung zu suchen, andere tun das wiederum schon. Dementsprechend ist die Herausforderung nicht unbedingt die größte, sofern ihr wisst, was ihr tut. So anspruchsvoll wie etwa ein Wolfenstein 2 auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist Battlefront 2 jedenfalls nicht. Sagen wir es so: DICE hätte noch mehr tun können, um die Kampagne vom Multiplayer-Part abzugrenzen - Call of Duty lässt grüßen -, was ebenso auf gewisse Interface-Elemente zutrifft. Der eingeschlagene Weg ist richtig, aber die Umsetzung muss konsequenter werden.

Bei Nacht und voller imperialer Truppen sieht es auf Bespin nicht ganz so freundlich aus.

Nichtsdestotrotz fand ich es dufte, zum Beispiel auf der Suche nach der Kommunikationszentrale zu durch einen Rebellenkreuzer zu schleichen und dabei an einem Besprechungsraum vorbeizukommen, in dem Admiral Ackbar via Hologrammverbindung gerade die Flotte dazu aufruft, sich in der Nähe von Sullust zu versammeln. Ihr wisst, was dann folgt. Auf diese Art und Weise wird die Geschichte des Spiels ein wenig in den bekannten Star-Wars-Kanon eingewoben und gipfelt in der Schlacht um Jakku, deren Resultat ihr schon auf einer Multiplayer-Karte im Vorgänger bewundern konntet.

Übrigens: Wenn ich am Anfang von konsequent durchziehen rede, dann betrifft das auch die Protagonistin und ihr Team. In mehreren Missionen spielt ihr diese nämlich nicht selbst, sondern stattdessen einen der Helden, die das Spiel zu bieten hat, darunter Luke Skywalker. Selbst dabei steht die helle Seite der Macht im Vordergrund, einen mächtigen Vertreter der dunklen Seite steuert ihr lediglich im Epilog. Das Ganze wirkt auf mich mitunter ein bisschen erzwungen, so als ob man wollte, dass ihr in der Kampagne unbedingt mal die Helden ausprobiert, was jetzt nicht hätte sein müssen. Ich weiß nicht, wer da diesbezüglich die Entscheidungen trifft, aber er oder sie sollte seinen Ansatz überdenken. Etwas mehr Mut bitte, viele Spieler würden eine imperiale Kampagne sicher nicht verschmähen.

Cover image for YouTube videoStar Wars Battlefront 2 - Kampagnen-Gameplay

Ansonsten kann ich nur noch mal wiederholen, was ich glaube ich letztes Jahr schon gesagt habe. Gebt mir ein neues Rogue Squadron mit dieser Technik! Die Weltraumkämpfe machen richtig Laune und versprühen pure Star-Wars-Atmosphäre. Die Grundlage für einen neuen Teil dieser Reihe wäre also durchaus da. Muss jetzt kein übertrieben teures Triple-A-Millionenprojekt wie Star Citizen werden, einfach nur ein "kleines", feines Rogue Squadron, mit gradlinigen, aber spektakulären Missionen und Arcade-artigem Flugverhalten. Mehr verlange ich doch gar nicht.

Am Ende gehe ich mit gemischten Gefühlen aus der Kampagne. Ja, die Inszenierung ist sehr gut, wohingegen ich mit dem Verlauf der Geschichte nicht glücklich bin und es bevorzugt hätte, durchweg auf Seiten des Imperiums zu spielen. Auch die Gefechte an sich könnten anspruchsvoller sein, was vor allem an den zum Teil dämlich agierenden Widersachern liegt. Dennoch hat die Kampagne ihre tollen Momente, in denen das Star-Wars-Feeling gut rübergebracht wird. Spaß gemacht hat's trotzdem, doch erwartet besser kein Wunderwerk.

Darüber hinaus ist im Multiplayer-Modus nicht alles Gold was glänzt. Das liegt vor allem an den Lootboxen und dem nötigen Grind, um euch schon mal entsprechend vorzuwarnen. Mehr dazu dann in den nächsten Tagen im Test.

Entwickler/Publisher: DICE, Criterion, Motive / Electronic Arts - Erscheint für: PC, Xbox One, PlayStation 4 - Preis: ca. 60 bis 90 Euro (je nach Edition) - Erscheint am: 17. November - Getestete Version: Xbox One - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: Ja (im Multiplayer)

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Star Wars Battlefront II

PS2, Xbox, PSP, PC

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

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