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Superflight: Im Wingsuit auf Highscore-Jagd

So schnell und doch so entspannend.

Ihr kennt sicher diese Verrückten, die sich nur mit Stoffflügeln an Armen und Beinen, genannt Wingsuit, aus Flugzeugen werfen und mit wahnsinniger Geschwindigkeit gen Boden schießen? Und vermutlich gehören die meisten von euch zur gleichen Kategorie Feigling wie ich, die so etwas niemals in der Realität machen würde - zumindest hoffe ich das, denn sonst käme ich mir umso feiger vor. Gut jedenfalls, dass es für Feiglinge wie mich jetzt Superflight gibt, ein Spiel, in dem ihr als Low-Poly-Figur mit Wingsuit durch prozedural generierte Level rast und dabei versucht, so viele Punkte wie möglich zu machen. Fliegt so rasant und lebensgefährlich, wie nur irgend möglich.

Die Welten von Superflight sehen eigentlich immer surreal aus.

Superflight ist ein simples Spiel. Ihr startet, fliegt los und versucht anschließend so nah und halsbrecherisch wie möglich an Hindernissen vorbeizufliegen. Je näher ihr am Polygon-Fels entlangschrammt, desto mehr Punkte, je länger, desto mehr Multiplikatoren kassiert ihr. In geradezu schwindelerregende Höhen steigt eure Punktzahl, wenn sich nicht nur zu einer Seite von euch Wände befinden, sondern rings um euch herum. Im Idealfall fliegt ihr also mit Höchstgeschwindigkeit durch möglichst enge Felsnischen. Das alles wird dadurch erschwert, dass es Luftlöcher sowie Auf- und Abwinde gibt - und natürlich müsst ihr vor jedem riskanten Flugmanöver abwägen, ob euch es das Risiko wirklich wert ist. Klatscht ihr nämlich gegen einen Fels, war's das und ihr bekommt euren Punktestand präsentiert.

Entgegen der halsbrecherischen Beschreibung dieses herausfordernd klingenden Spielprinzips, kann ich gar nicht genug betonen, wie entspannend es tatsächlich ist. Es macht Spaß, sich einfach mal eine Zeit lang gar nicht wirklich auf den Highscore zu konzentrieren, sondern nur gelassen durch die Gegend zu fliegen. Habt ihr genug von einem der prozedural generierten Level, müsst ihr ihn noch nicht einmal verlassen, ihr könnt euch auch einfach nach unten fallen lassen oder eines der allgegenwärtigen Portale benutzen. Letzteres gibt zusätzlich noch einmal 1.000 Punkte und im nächsten Abschnitt sieht wieder alles ganz anders aus. Nicht nur, was die groben Polygonstrukturen angeht, auch deren Farbgebung entsteht immer wieder neu. So fliegt ihr also nacheinander etwa durch blau schimmernde Canyons, über grün leuchtende Berge und im nächsten Moment durch gelb glühende Pfeiler, die ein wenig wirken wie die Hochhausschluchten einer Megametropole.

Im Sturzflug geht es hier durch pinkfarbene Felsschluchten.

Weil das Erleben eurer Umwelt in Superflight aber nicht alles ist, enthält das Spiel ein paar Instrumente, die euch dabei helfen, euren Highscore zu maximieren. So könnt ihr beispielsweise eine Welt erzeugen, indem ihr im Menü einen Seed eingebt. Ein anderer Spieler würde mit dem gleichen Seed exakt die gleiche Spielwelt vorfinden. Das sorgt für direkten Wettbewerb. Zudem könnt ihr Welten, die euch besonders gut gefallen, auch speichern und danach manuell wieder aufrufen und so oft spielen wie ihr wollt. Während ihr also im laufenden freien Spiel nicht besonders gut lernen könnt, wie ihr aus einer Welt die meisten Punkte herausholt, geht ebendas mit der Speicherfunktion auch über Wochen und Monate hinaus recht gut.

Ideal steuert sich Superflight mit einem Controller. Der ist deshalb von Vorteil, weil das Spiel überraschend gut auf das reagiert, was ihr mit dem Analog-Stick macht - der übrigens auch das einzige ist, was ihr überhaupt braucht. Drückt ihr diesen nämlich ganz sanft in eine Richtung, passt auch eure Wingsuit-Figur ihre Richtung dezent an, werdet ihr aber hektisch, kann es ganz gut passieren, dass ihr die Kontrolle verliert. Und wenn ihr euch dann in einem engen Canyon befindet, knallt ihr eben gegen die Wand.

Per Seed könnt ihr euch ein Level kreieren, das so auch bei anderen Spielern immer gleich sein wird.

Und natürlich ist Superflight ein kleines, ja ein winziges Spiel. Umso erstaunlicher ist es, dass es mir so viel Spaß macht, es fällt mir wirklich schwer, mich davon loszureißen. Beim Spielen kommt man in einen Flow, vergisst alles um sich herum. Das ist auch deshalb so beeindruckend, weil das Spiel noch nicht einmal Musik enthält. Alles, was ihr hört, ist der Wind. Entwickelt wurde Superflight übrigens von gerade einmal drei Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin - und zwar im dritten Semester ihres Bachelor-Studiums.

Mir ist Superflight kein einziges Mal langweilig geworden. Viel zu groß war meine Neugierde, welche Felsformation mir wohl als nächstes begegnen würde und vor allem welche Chancen sie mir wieder bieten könnte. Ich bin durch ein Portal gesprungen und landete mitten in einer Schlucht, der Punktemultiplikator hat sich überschlagen und plötzlich, als ich aus diesem Höllenritt wieder heraus war, fühlte sich alles wieder ganz entspannt an. Dann bin ich einfach ein paar Schlangenlinien durch den Nebel geflogen, wohl wissend, dass es schnell genug wieder spannend werden würde. Jeder neue Highscore fühlt sich in Superflight an wie ein ganz persönlicher Erfolg.

Manchmal sehen die Welten in Superflight auch aus wie futuristische Hochhaus-Schluchten.

Aber letztlich ist doch das Gameplay an sich der Grund, warum ich immer wieder zu Superflight zurückkehre. Gar nicht so sehr, weil ich meinen persönlichen Highscore in die Höhe treiben will. Das passiert mehr oder weniger nebenbei. Stattdessen fühlt sich die Steuerung des Wingsuit so angenehm ausgeglichen an, die Spielwelt wirkt so friedlich, die Flugmanöver so kontrolliert - eine Partie Superflight fühlt sich an wie eine kleine Portion Urlaub, in der man gern alles um sich herum vergisst. Kritiker mögen es einen interaktiven Bildschirmschoner nennen. Ich sage, es ist eines der schönsten Spiele, das ich seit Journey einfach nur zur Entspannung gespielt habe.

Entwickler/Publisher: GrizzlyGames/GrizzlyGames - Erscheint für: PC - Preis: 2,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PC - Sprache: englisch - Mikrotransaktionen: Nein

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Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

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