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Razer Basilisk Gaming Maus - Test

Hardware hui, Software... okay.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Toll ausgestattete, performante und gut verarbeitete Rechtshändermaus für nicht allzu großes Geld. Software leider noch mit Schwächen.

Gut, nun sind wir also bei 16.000 DPI angekommen - nicht erst seit gestern, ich weiß - und es ist immer noch so befremdlich wie eigentlich überflüssig. Natürlich entwickelt sich Sensortechnik fast schon beiläufig weiter und es wäre töricht, die Leistung nicht bis ins Letzte auszureizen. Die Zeiten, in denen man in diesen dpi-Sphären aber effektiv spielen kann, ohne die Windows-Einstellungen anzutasten (was nicht empfehlenswert ist), sind noch längst nicht angebrochen. Kein Spiel, das ich kenne, oder besser "spiele", lässt seine Mausempfindlichkeit derart weit runterregeln, dass man bei extremen und sehr fein aufgelösten Abtastraten wie dieser ein befriedigendes Resultat erzielte.

Ein Blender, das ist der Basilisk getaufte Neuzugang in Razers Mausfamilie trotzdem nicht. Viel mehr kommen hier bewährte Komponenten, ansprechendes Design und wertige Verarbeitung zu einer interessanten Alternative zusammen. Vorweg aber vielleicht eine Einschränkung in Sachen Ergonomie. Die Maus eignet sich für mittelgroße Hände ausgezeichnet und lädt mit der Daumenablage links und der zurückgezogenen und wie ein Paddle unterhalb des Vorwärts-buttons aus der Seite sprießenden DPI-Bremse zum bequemen Palm Grip ein, der Ringfinger wirkt so aber direkt etwas verloren. Die rechte Maustaste verläuft über die komplette Oberfläche der Maus, anstatt dem Ringfinger noch ein Stück Rand zu lassen, auf dem er ruhen kann. Das wird nicht jedem gefallen.

Links wie rechts sind die Flanken gummiert und geben guten Halt. Leider auch Fusseln und Hautschüppchen. Aber irgendwas ist ja immer.

Ich arrangierte mich trotzdem schnell damit, dass meine Fingerkuppe rechts der Maus häufig mehr Kontakt mit dem Mauspad hatte als mit dem Nager selbst. Spieler, die Ring- und kleinen Finger mit der Spitze immer etwas angezogen und Claw-artig an der linken Flanke der Maus abstützen, stört es nicht im Geringsten, zumal weiche Gummilamellen ordentlich Halt geben. Aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen, dass die Maus ein bisschen zwischen den Stühlen sitzt, was die Griffarten angeht. Wie gesagt: Sobald ich mich daran gewöhnt hatte, spielte ich ganz selbst verständlich mit ihr und habe nicht das Gefühl, schnell wieder zu meiner alten Maus zurückkehren zu müssen.

Überrascht hat mich das nicht, denn vom Fleck weg fand ich die Basilisk sehr ansprechend. Für unter 70 Euro kann sich ihr Feature-Set mehr als sehen lassen. Gut zwei Meter Textilkabel - nett, aber geschenkt, das machen Billiganbieter mittlerweile auch. Acht Tasten, eine davon mit innovativem Konzept, wo man sie vielleicht nicht erwartet hätte, aber schnell nicht mehr missen mag. So gut wie jeder Button ist unterlegt mit mechanischen und damit so gut wie unzerstörbaren, präzisen Omron-Switches, die zu Klicken sich wunderbar unzweideutig und befriedigend anfühlt. Obendrauf gibt's Ob-Board-Speicher, mit dem sich die per Razer Synapse Software angelegten Profile direkt auf der Maus ablegen lassen und dann auch auf anderen Rechnern (oder ohne die Zusatzsoftware) funktionieren.

Wer rechts was vom Gummi haben will, muss Ring- und kleinen Finger anziehen.

Umgeschaltet durch die selbst angelegten Konfigurationen wird mit einem Knopf an der Unterseite des Nagers. In der Theorie bedeutet einem ein LED daneben mit der entsprechenden Profilfarbe, welches man gerade aktiviert hat. Allerdings funktioniert das bisher nur, wenn die proprietäre Razer-Software abgeschaltet ist. Ist sie an, bleibt die Diode ungeachtet des gewählten Profils weiß. Seltsam. Ebenso seltsam wie die Tatsache, dass unter einem Profil zwar die Tastenbelegung und DPI-Leistung gespeichert wird, nicht aber die Beleuchtungseinstellungen. Ich habe das in Regenbogenfarben schimmernde Razer-Logo bewusst abgestellt und das in meinen Augen trashige Regenbogenpulsieren des Mausrads mit Absicht gegen statisch rotes Licht getauscht. Ist die Software aber aus oder sitze ich an einem anderen Rechner, ist auf dem Schreibtisch wieder Disco angesagt. Aber an der Software wird ohnehin noch gearbeitet. Dazu unten mehr.

Ein anderes Feature, das mir besonders gefallen hat, ist der stufenlos anpassbarer Mausradwiderstand. Von weich (wenngleich nicht ganz lautlos) bis starr und stufig bestimmt man die Laufeigenschaften des Rads mithilfe eines Rädchens an der Unterseite. Klar, mehr als einmal macht man das nicht, nämlich bis man den für sich perfekten Drehwiderstand gefunden hat. Aber ich besaß schon die eine oder andere Maus, bei der mir das Rad zu leichtgängig oder zu fest drehte. Dieser Grad an Individualisierung sagt mir daher sehr zu. Das erstreckt sich auch auf die dritte Daumentaste links, oben erwähntes Paddle aus Metall, das in der Standardeinstellung als DPI-Bremse fungiert.

Kurze oder lange Schaltwippe für den zusätzlichen Taster? Oder doch ganz weg? Aber das wäre schade. Die Zusatztaste ist gut platziert und war mir herzlichst willkommen.

Das Feature richtet sich in erster Linie an Shooter-Spieler, die in gewissen Situationen, mit Scharfschützengewehren beispielsweise, lieber langsamer zielen, und damit für die Dauer des Drucks die Performance der Maus drosseln. Aber auch mir als jemandem, der unfassbar gerne an den Einstellungen rumfummelt, gefällt die wohlplatzierte und schön weich klickende Daumentaste ausgezeichnet. Problemlos kann man sie auch mit etlichen anderen Funktionen belegen, einzelnen Tastaturanschlägen, Makros natürlich ebenso und auch ein paar Windows- und Multimediafunktionen sind drin. Alles zu minimieren, um den Desktop anzuzeigen ist zum Beispiel eine nette Variante. Ich mag sie vor allem, weil sie einfach an wunderbarer Stelle an der Maus wohnt und ohne großen Kraftaufwand auslöst, was meiner Zielgenauigkeit zu Gute kommt.

Wen sie stört, der kann das per Magnet eingehakte Paddle einfach rausnehmen (nach außen wegklappen) oder durch ein kürzeres ersetzen, falls er einen längeren Daumen hat als ich oder mit der Hand weiter vorne auf der Maus liegt. Das kennt man zum Beispiel vom Xbox-Elite-Controller oder anderer Premium-Peripherie und das in dieser Verarbeitungstechnischen Güte an einer 70-Euro-Maus zu sehen, ist schön. Auch in Sachen Laufruhe und Gleiteigenschaften der robust wirkenden, aber mit 107 Gramm nicht zu schweren Maus war ich vom Fleck weg überzeugt. Aus ihrer hohen Sensorgenauigkeit und der Abtastrate von bis zu 1000 Hz holt sie also auch rein von der Handhabung her eine Menge raus.

Links mit Übergewicht. Linkshänder suchen woanders.

Weniger schön ist das modular gestückelte Software-Paket Razers, das immer weiter zu wachsen scheint. Der normalen Synapse ist in der dritten Ausgabe mittlerweile das Razer Central vorgeschaltet, über die man mehrere Razer Komponenten gleichzeitig verwalten und aufeinander abstimmen kann, sein Konto bei Razer verwaltet oder deren Store aufsucht. Will man das RGB-Licht von Mausrad und Razer-Logo ein bisschen genauer anpassen oder abschalten, muss man sich das Chroma-Modul dazuladen und natürlich gibt's für Makros auch eine separate App. Mir hat die alte All-in-one-Lösung besser gefallen und dass die Software noch als Beta ausgewiesen ist, ist bei einer bereits im Verkauf befindlichen Maus - die alte Synapse funktionierte in meinem Fall mit der Basilisk nicht mehr - ein wenig fragwürdig.


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Die Zeiten in denen man einfach nur eine Maus kaufte, sind leider endgültig vorbei. Immerhin: Die Güte der Software tangiert das nicht und natürlich bekommt man so auch mehr Kontrolle über das Gerät als man damals gemeinhin hatte. Aber in Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, seinen Rechner halbwegs sauber zu halten, ist jedes Stück Software eins zu viel. Dennoch. Für Menschen mit größerer Markentreue als ich ist der Mehrwert da, schätze ich, wenn man das Pulsieren seiner Razer-Tastatur auf Maus und Kopfhörer überschwappen lassen will. Ich brauch's nicht, kann aber immerhin sagen, die Bedienung ist gut und halbwegs übersichtlich, der Funktionsumfang angemessen. Dass ab und an das Overlay nicht funktioniert, um beispielsweise Profilwechsel oder DPI-Stufen anzuzeigen, zeugt ebenfalls davon, dass Razer an seiner proprietären Software Suite noch einiges zu tun hat. Das gilt auch für das eigentlich ziemlich coole Hypershift-Feature, bei dem man jeder Maustaste eine Sekundärfunktion zuweisen kann, die bei gedrückter FN-Taste auf einer Razer-Tastatur - und nur einer Razer-Tastatur abgerufen wird. Wenn es die Möglichkeit gibt, Hypershift durch Halten der des Daumen-Paddles (oder irgendeiner anderen beliebigen Taste) zu aktivieren, habe ich sie nicht gefunden. Naheliegend wäre es jedenfalls.

Die herausfordernd hochgezogene linke Augenbraue.

Die Software ist damit das einzige, was die Basilisk noch eine Idee unterhalb ihres Potenzials aufspielen lässt. Abgesehen davon habe ich sie wirklich ins Herz geschlossen. Ein gut gemachtes Stück Hardware das mit wohl gewählten Features und Spitzenleistung zum fairen Preis aufwartet. Im Gegensatz zur etwas aufgebläht wirkenden Software hat Razer ein vergleichsweise konzentriert auftretendes Stück Peripherie abgeliefert, dessen Features exklusiv, aber nicht abgehoben wirken. Probeanfassen ist trotzdem keine schlechte Idee, wenn man sich nicht sicher ist, wo man seinen Ringfinger lassen soll. Ich konnte mich gut damit anfreunden. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass euch das genauso geht.


Hersteller: Razer - Kompatibel mit: PC - Preis: 69,99 Euro - Erscheint am: Erhältlich

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor
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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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