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ASUS ROG Swift PG27VQ - Test

Mit Schwung in die Kurve.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Extrem schneller, toll ausgestatteter und verarbeiteter, aber auch entsprechend kostspieliger Curved-Monitor auf TN-Panel-Basis.

Nun also Curved. Bei Fernsehern habe ich es nie begriffen. Schließlich sitzt immer nur einer perfekt im Zentrum der geschwungenen Mattscheibe und freut sich deshalb über die erhöhte Immersion eines Bildes, das sich unmerklich anschickt, seinen Betrachter herzlich zu umfangen. Bei Monitoren sieht die Sache anders aus. Vor dem PC sitze ich alleine, in perfekter Position und siehe: Ich verstehe plötzlich, weshalb Display-Hersteller den Effekt so schätzen.

Der Gedanke ist einleuchtend: Krümmt sich die Mattscheibe - in diesem Fall ein 27-Zoller um 1800R, was bedeutet, dass der Radius, beschriebe der Monitor einen vollendeten Kreis, 1800mm, also 1,80m betragen würde - sind die Ränder des Bildes nicht länger weiter von euren Augen entfernt als seine Mitte. Es ist subtil und schwer zu beschreiben, wie das wirkt. Aber nachdem ich diesem Formfaktor zunächst skeptisch gegenüberstand, wirkt mein flacher 4K-Monitor, der direkt neben dem PG27VQ hängt, ein bisschen seltsam auf mich. Ich würde schreiben, "hieran könnte ich mich gewöhnen". Aber das habe ich offenbar längst.

So martialisch er hier auch aussieht, so dezent kann er wirken, wenn man ihn an einer Aufhängung montiert.

Ein für mich unerwarteter Pluspunkt, nachdem ich hiermit zunächst haderte, weil Hersteller Asus nach dem Vorgängermodell mit IPS-Panel - dem PG279Q - wieder zur TN-Technologie zurückkehrte. Zum Glück ist auch das eines von der guten Sorte (echte 8 Bit freilich), sodass es in Sachen Farbreproduktion wenig zu meckern gibt. Da alles andere als eine mittige Sitzposition dem Curved-Konzept zuwiderläuft, spielt es auch fast keine Rolle, dass sich der TN-Neuankömmling in Sachen Blickwinkeln seinem IPS-Vorgänger tödlich geschlagen geben muss. Die Zone, in der das Bild ausgewogen und einfach gut aussieht, ohne dass Farben oder Helligkeit zu "kippen" beginnen, ist großzügig genug und von oben oder der Seite schaut niemand auf ein Display dieser Bauart.

Doch schalten wir mal einen Gang zurück: Was beim einfachen Aufbau des Monitors direkt auffällt, ist die Waghalsigkeit des Designs. Gaming-Monitore sind selten zurückhaltend, aber diese Rückseite und vor allem der dreibeinige Standfuß, die vermitteln schon eine gewisse Gefahr. Das ist extreme Geschmackssache, aber wer es dezenter mag - wie ich -, der montiert das gute Stück dank Vesa-100-Standard auch problemlos an einer Monitoraufhängung. Dann zeigt er sich auch für Leute mit Faible für dezentere Designs von seiner Schokoladenseite. Die Bezel links, rechts und oben sind verschwindend dünn - auch wenn ihr nicht erwarten dürft, dass das tatsächliche Bild auch bis zum nur etwa zwei Millimeter dünnen Gehäuserand reicht. Es sieht trotzdem luftig und leicht aus und das Logo mittig unten trägt nicht zu dick auf. Fügt sich so auch auf "langweiligen" Schreibtischen bestens ein, um schiere Leistung für sich sprechen zu lassen.

Aura-Spielereien an der Rückseite. Nicht zu verwechseln mit Philips Ambilight. Das hier ist reine Zierde, die man auch abschalten darf, wenn man möchte.

Wer es doch etwas aggressiver mag, freut sich über einen Standfuß mit kupferfarbenen, metallenen Highlights und einer Leuchte, die mittig unter dem Monitor das Asus-Logo projiziert. Der Hersteller liefert sogar Blanko-Linsen mit, die man selbst gestalten darf. An der Rückseite leuchtet in allen Farben konfigurierbar das an Maya-Strukturen angelehnte Muster, das wir auf viel Asus-Hardware der letzten Jahre sahen. Dessen Schimmern, Flackern oder Pulsieren lässt sich mit der fast aller anderen aktuellen Peripherie des Herstellers synchronisieren - wiederum ein Feature, das mich eher aus ingenieurstechnischer Sicht als aus geschmacklicher Perspektive überzeugt. Aber wer das nicht will, stellt es mit dem übersichtlichen, schnell reagierenden und perfekt zu handhabenden On-Screen-Menü binnen Sekunden ab.

An Ein- und Ausgängen ist neben dem für G-Sync-Monitoren üblichem Display-Port 1.2 auch noch ein HDMI-1.4-Eingang verbaut, während eine mitgelieferte USB-3.0-Strippe zum PC verlegt werden kann und den Monitor dann zum USB-Hub mit zwei Ausgängen macht. Um großen Nutzen daraus zu ziehen, verbirgt für meinen Geschmack die sich dezent ans Gehäuse schmiegende Blende die Anschlüsse zwar etwas zu gut. Wer hier Dinge einklinkt, die nicht ständig gewechselt werden, dürfte aber dank des durchdachten Kabelmanagements durch den Standfuß auch hierfür einen Use-Case finden. Die Kopfhörerbuchse ist nett gemeint, ebenso wie die integrierten Lautsprecher. Aber mehr als einen Notnagel stellen sie nicht dar. Nicht in einer Preisklasse, in der man davon ausgehen kann, dass auch die Audio-Hardware des PCs etwas kann. Ach, und 3D-Vision beherrscht er auch, sofern euch danach der Sinn steht.

Die Blickwinkel sind für ein TN-Panel ziemlich gut. Sitzt man mittig, dürfte die Krümmung ebenfalls helfen, sie im Rahmen der Möglichkeiten von TN stabil zu halten.

Vom Anfassen her macht der Monitor einen wertigen Eindruck. Gerade die erwähnten OSD-Bedienelemente mit dem kleinen Joystick und den vier klar durch Ertasten differenzierbaren Buttons wissen zu gefallen. Auf seinen drei Cowboy-haft gespreizten Beinen steht er schön stabil und ohne groß zu wackeln. Swivel, Kippen und Höhenverstellbarkeit sind in dieser Preisklasse Ehrensache und hier schön gelöst.

Kommen wir zum Wichtigsten: Dem Bild und der Performance. Mein eigener Bildeindruck klingt wenig spektakulär, es ist ein gleichmäßiger und unaufgeregter. Nicht missverstehen, das ist etwas Gutes. Der Monitor zeigt schon ab Werk ein ordentlich voreingestelltes Bild, an dem man intuitiv erst mal keine tiefgreifenden Änderungen vornehmen will. Vom Fleck weg wirkt der PG27VQ extrem leuchtstark, der Kontrast und Schwarzwert im Rahmen der Panel-Möglichkeiten ordentlich. Pixelfehler brachte mein Testgerät nicht mit und leichtes Backlight-Bleeding war rechts unten und am oberen Rand zwar vorhanden, aber nur sichtbar, wenn ich in einem komplett abgedunkelten Zimmer länger auf ein komplett schwarzes Bild starrte. In der Spielpraxis war es nicht zu bemerken, ebenso wenig wie Corona- oder Ghosting-Effekte.

Der USB-Hub eignet sich nur für Hardware, die 'fest' am Gerät hängen soll.

Was auch immer sich die diversen Hersteller auch ausdenken, um aus der Masse hervorzustechen, am Ende sind es die hohen Bildraten, schnelle Reaktionszeiten, kurze Input-Lags sowie Technologien wie G-Sync und Freesync, wegen denen Videospieler zu dieser Sorte Monitor greifen. Mit "Overclocking", einfach per OSD zuschaltbar, sind hier 165Hz drin, die im Zusammenspiel mit NVIDIAs G-Sync und 1ms Reaktionszeit einfach wahnsinnig flutschen. Der Ufo-Test ist eines der einleuchtenden Argumente für einen Monitor wie diesen und ihn absolviert der PG27VQ mit fliegenden Fahnen und wundervoll scharfer Reproduktion des grünen Männchens in Bewegung.

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Ultra Low Motion Blur wird ebenfalls unterstützt und sorgt für eine noch klarere Bilddarstellung bei schnellen Bewegungen. Der Tausch gegen G-Sync, das dann abgeschaltet sein muss, ist aber nach meinem Dafürhalten dennoch ein schlechter. Mit G-Sync fühlen sich die Spiele einfach noch flüssiger an und Schwankungen in der Bildrate sind kaum mehr spürbar. Gewöhnungsbedürftig war zu Beginn das aggressive Anti-Glare-Coating, das bei einem gekrümmten Monitor sicher Sinn ergibt, aber beim Web-Browsen oder in anderen, sehr hellen Bildern, einen leichten Kräuseleffekt erzeugt, eine Art Schimmern, wenn helles Licht durch die raue Oberflächenbeschichtung fällt. Daran gewöhnt man sich zwar und sieht es dann nicht mehr und tatsächlich werden einfallende Lichtquellen restlos zerstreut. Aber wissen sollte man es schon, bevor man sich diesen hier nach Hause holt.

Und so stellt sich ASUS wohl das optimale Multi-Monitor-Setup im Hardcore-Segment vor. Die schmalen Bezel drängen sich auch allerdings quasi dafür auf.

Womit wir bei der alles entscheidenden Frage wären. Was sucht ihr überhaupt? Wer noch Asus' blendenden PG279Q oder dessen Vorgänger, den PG278Q, den Martin einst testete, zu Hause stehen hat, der kann sich das Upgrade auf das neue Modell PG27VQ sparen. Für sie ist dieser Monitor nicht gemacht. Dabei lässt sich über das neue Modell per se kaum etwas Schlechtes sagen. Seine Vorgänger performten einfach derart am oberen Ende, dass die Luft für etwaige Steigerungen einfach dünn werden musste. Tatsächlich werden wohl erst das mit Quantum-Dot-Technologie ausgestattete Modell mit angehängtem "R" oder kommende HDR-Monitore den nächsten Sprung in Sachen Bildqualität einleiten. Es ist sicher kein Zufall, dass man für den Moment in erster Linie beim Formfaktor - Curved - Möglichkeiten für eine Weiterentwicklung dieser Produktreihe verortete.

Und so muss das Urteil lauten: Wer schon länger mit dem Gedanken spielt, es sich nach Jahren eines kleineren, minderwertigen Displays auf dem Performance/Pixeldichte "Sweet Spot" von 1440p, dank G-Sync butterweichen 165Hz und ultraschnellen Reaktionszeiten gemütlich zu machen, der findet hier einen attraktiven, wenngleich kostspieligen Gaming-Monitor auf Basis eines der besseren TN-Panels, die ich bisher sah. Wer auf Curved und das auffällige Design verzichten kann, für den gibt es günstigere Monitore, auch von Asus selbst. Der vielfach zitierte, bewährte PG279Q ist beispielsweise mittlerweile billiger, sofern man noch einen bekommt. Überzeugen aber Design und Curved-Bauweise, macht man mit diesem gut verarbeiteten und performanten Stück Hardware nichts falsch.


Hersteller: ASUS - Preis: um 850 Euro - Erscheint am: erhältlich

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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