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Pac-Man Championship Edition 2 Plus - Test

High-Score-Genie mit kleinem Stotterproblem.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Berauschend gut: Nur wenige Games-Altvorderen spielen heute noch so gut mit wie Pac. Allein die FPS-Wackler stören ambitionierte Spieler.

Wie viele Klassiker der frühen Arcade- und Atari-Zeiten von Pitfall bis Centipede wollten die jeweiligen aktuellen Rechtehalter schon per flashy Reboot in die 2000er holen? So gut wie alle scheiterten kläglich, passten sie nicht genug an neue Spielgewohnheiten an oder verfremdeten sie zu sehr. Nichts fühlte sich so recht wie eine Evolution des Konzepts an (wobei ich tatsächlich eine Schwäche für das PS2-Defender hatte) und bei manchem wollte man einfach die Hände in die Luft werfen und gestehen: manche Dinge hatten einfach ihre Zeit - und die kommt oft einfach nicht zurück.

Pac-Man jedoch... nach ein paar fehlgeleiteten Versuchen, ihn in den World-Ablegern zum Quasi-Mario zu transformieren, fand Bandai Namcos gelber Pillenfresser wunderbar auf die nicht vorhandenen Füße. Die erste Pac-Man Championship Edition legte gehörig den Turbo ein, die DX-Version etwas später peppte das Ganze um schlafende Geister auf, die sich bei Berührung an die anderen vier ranhingen und so zu wahnwitzig langen und punktetechnisch sehr lukrativen "Geisterzügen" wurden. Der echte Teil zwei holte das Ganze dann auf die aktuellen Konsolen und zog das Tempo noch einmal an, mit wirklich berauschendem Effekt.

CE 2 Plus bietet mehrere interessante Spielvarianten und sogar die Möglichkeit, das Aussehen von Labyrinth, Hintergrund und der Figuren zu ändern.

Neu war auch, dass man einen Geist bis zu drei Mal berühren durfte, bevor er wirklich "böse" wird und euch - nun absolut tödlich - mitsamt seiner Schleppe an geweckten Langschläfergeistern nachstellt. Das nimmt scheinbar zwar etwas von der Herausforderung raus, aber das Tempo ist mittlerweile so hoch, die "Ghost Trains" so lang und allgemein auf dem Screen so viel los, dass diese "Pufferkollisionen" nur fair erscheinen. Ich empfand sie sogar als spannungsfördernd, weil mit jedem Crash mit Pinky, Inky, Blinky oder Clyde das Risiko parallel zur Feuchte der Finger ansteigt.

Gleichzeitig macht man es euch ja so oder so nicht gerade leicht, weil ihr das Ende eines Stage erreichen müsst, bevor das Zeitlimit ausläuft. Und weil man zum Beispiel einen Zug fliehender Geister nur vom vorderen Ende her, also beginnend beim Hauptgeist, zu fressen beginnen kann, erreicht man auch dieses Ziel nicht zwangsläufig. Es ist schon ein Knaller, wie die simple Grundformel eines bald 40 Jahre alten Spiels durch die richtigen Anpassungen und eine passende Präsentation - das Spiel sieht und klingt genauso sehr nach einer 90er Disco wie es sein sollte - noch heute unfassbar packend und aktuell wirken kann.

Online-Bestenlisten sind zum Glück auch dabei.

Der "Plus"-Zusatz bedeutet dabei deutlich mehr als nur einen zusätzlichen Modus. Es ist im Grunde ein Spiel für sich, das im Titelbildschirm auch separat anwählbar ist. Sein Fokus liegt klar auf Koop, weil man Geister wie Früchteboni nur noch fressen kann, wenn man sie von zwei Seiten aus in die Zange nimmt. Das erfordert ein wenig Koordination und glücklicherweise fährt 2 Plus das Tempo deutlich langsamer rauf als CE2. Es ist ganz nett gemacht, auch wenn letztere meine Go-to-Art bleiben wird, Pac-Man anno 2018 zu spielen. Daran ändern auch die eigentlich ganz spaßigen neuen Bosskämpfe nichts.

Was das Spiel am Ende aber fast die klar verdiente Empfehlung gekostet hätte, ist die technische Umsetzung: Die Bildrate fällt teilweise unerhört stark ab, was spürbare Ruckler und sogar Slowdowns nach sich zieht. Das ist spielerisch bis zu einem gewissen Grad zu verschmerzen, wird aber in einigen Situationen ärgerlich, wenn es euch mit dem Highscore ernst ist und ihr wegen der technischen Unzulänglichkeiten Probleme mit dem Timing bekommt. Wir sprechen hier über Pac-Man auf Speed. Da darf es an den 60 FPS eigentlich nichts zu rütteln geben.

Geister zu fressen kommt mit wilder Kamerafahrt bei 2 Plus besonders gut. Das eigentlich ganz gute, kräftige Rumble, das bei der Switch leider nicht nur spür- sondern auch hörbar ist, kann man dankenswerterweise auch abstellen.

Nun denn, je nachdem, wie Highscore-versessen ihr seid, ist die Skala eures Ärgers darüber nach unten doch ziemlich offen. Gleichzeitig würde ich Spieler, die sich auf den Bestenlisten verewigen wollen, ans Herz legen, noch auf einen Patch zu warten, der hoffentlich kommt. Für alle anderen ohne größere Ambitionen in der Richtung ist es immer noch unschön, aber spielt sich selbst in seinen technisch schwächsten Momenten nie komplett schlecht.

Ob alleine oder zu zweit vor der Glotze, oder unterwegs zwischen zwei Bussen mit Tunnelblick und versteinerter Miene den Pillen nach - von der Technik abgesehen, ist das hier Pac-Man in Bestform. Dass das heute noch was zu sagen hat, überrascht ebenso wenig, wie es dem Zufall geschuldet ist. Es ist das Resultat einer langen, aber maßvollen Evolution eines Entwicklers, der nicht aus den Augen verlor, worum es in diesem Spiel eigentlich geht. Das ist bei einem Dinosaurier wie Pac-Man ein Stück weit beachtlich.


Entwickler/Publisher: Bandai Namco - Erscheint für: Switch - Preis: 19,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: Nein

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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