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Just Cause

Guten Putsch!

The Unknown Stuntman

Ohne die spektakulären Stunts wäre Just Cause nichts weiter als ein leicht überdurchschnittlicher GTA-Klon. Rund 50% der Spielzeit verbrachten wir damit, immer wildere Stunt-Kombos zu kreieren. Dank 90 unterschiedlicher Luft-, Boden- und Wasser-Fahrzeuge ging uns das Spielzeug dafür nie aus. Auf der Insel gibt es einen ewig hohen Vulkan, der sich zu unserem Lieblingsspielplatz entwickelte. Mit dem Motorrad über die Klippe rasen, mit einem Affenzahn abstürzen, Fallschirm öffnen und aufs Meer gleiten, wo massig Schnellboote herumtuckern. Auf so einem landen wir dann gerne, um Weitsprung-Wettbewerbe zu veranstalten. Haben wir selber erfunden! Einfach mit dem Boot auf den Strand zurasen und versuchen, so weit wie möglich ins Landesinnere zu shreddern. Wer dabei auch noch Passanten oder Fahrzeuge platt macht, ist der Super-King. Je länger Ihr euch mit der Materie beschäftigt, desto unglaublicher werden Eure Darbietungen. Manöver, von denen man Anfangs nicht mal zu träumen wagte, sind später kein Problem mehr. Zwar gibt es auch in GTA: San Andreas Fallschirme und jede Menge Stunt-Möglichkeiten, aber in Just Cause ist das alles eine Spur rasanter, überzogener und einfach fetter.

Ballern für Anfänger

Der Unsichtbare kann jetzt sogar Autos heben.

Rico steuert Ihr zu Fuß wie jeden anderen Charakter eines Third-Person-Shooters. Mit einem gravierenden Unterschied: Noch nie war es so leicht, Gegner umzunieten. Ihr müsst wirklich nur in die ungefähre Richtung der ewig doofen KI-Heinis zielen und schon übernimmt die Zielhilfe den Rest. Wirklich herausfordernd sind die Shoot-Outs also nicht. Spaß machen sie trotzdem. Weil die Gegner meist in Scharen antanzen und dauernd jede Menge Zeug in die Luft fliegt. Irgendwie erinnerten uns die Schießereien gar nicht mal so sehr an GTA, sondern fast schon an den Egoshooter Serious Sam, wo das Kanonenfutter ja auch ohne Unterlass auf den Spieler zuströmt. Da Ricos Energieleiste sich langsam selbst regeneriert, sind die meisten Auseinandersetzungen auf Anhieb zu schaffen.

Realismus oder Spaß?

Jeglicher Realismus wurde von den Entwicklern über Bord geworfen. Springt Ihr etwa vom Heckflügel eines Helikopters ins Cockpit, ist ganz klar sichtbar, dass Rico dabei durch die Rotorblätter hüpft. In Wirklichkeit wäre man nach so einer Aktion Hackfleisch. Dieser Punkt sorgte für viel Kritik. Warum wird dann nicht gleich bemängelt, dass man in Wirklichkeit nicht einhändig am Heck eines Helikopters hängen kann, ohne den Löffel abzugeben? Dass Rico selbst die steilsten Abhänge im Affentempo hoch rennt, sei ebenfalls merkwürdig. Uns ist das aber lieber, als jedes Mal komplett außen herum zu laufen, nachdem wir einen coolen Base-Jump hingelegt haben. Runter springen, rauf rennen, runter springen, rauf rennen. Unglaubwürdig, aber praktisch. Wer mit dem Auto durch den Dschungel rast, bemerkt folgendes Phänomen. Dickere Baumstämme stellen ein Hindernis dar, doch Sträucher und dünnere Bäumchen scheinen aus Luft zu bestehen. Durch diese fahrt Ihr also einfach hindurch. Wieder unglaubwürdig, aber so kann man wenigstens durch den Wald heizen, ohne alle paar Sekunden unsanft gestoppt zu werden. Auch daran haben viele etwas auszusetzen, aber diesen Realitätsverlust kann man gerade noch in Kauf nehmen, finden wir. Ist aber ganz eindeutig Geschmackssache.

Mit der Stunt-Taste schwingt Ihr Euch auf Fahrzeugdächer.

Weitere Kleinigkeiten erleichtern Euch das Leben. Über die Select-Taste gelangt Ihr in euer PDA-Menü. Hier ruft Ihr unter anderem einen Helikopter herbei, der Euch sofort zum nächsten Missionspunkt oder einem Safe House Eurer Wahl fliegt. Außerdem fordert Ihr auf diese Art auch Fahrzeuge an, falls Ihr zu Fuß am Arsch der Welt unterwegs seid. Motorrad, Jeep, Schnellboot oder Mini-Helikopter? Alles wird binnen Sekunden geliefert. Erinnert Ihr euch an die 100 versteckten Päckchen, die Ihr in den GTA-Spielen finden musstet? Solche Teile gibt es auch in Just Cause, aber hier ist deren Standort auf der Karte verzeichnet. Warum das so ist, weiß kein Mensch. Wir haben das Zeug immer dann eingesammelt, wenn wir sowieso gerade in der Nähe waren. In Sachen Steuerung geht’s ebenso unkompliziert weiter. Egal, ob Ihr zu Fuß oder im Fahrzeug unterwegs seid flutscht alles prima. Ungeübte könnten dank situationsbedingter Button-Belegung anfangs versehentlich aus dem Fahrzeug hüpfen, statt sich aufs Dach zu schwingen, aber das vergeht.

Ungeschliffener Edelstein

Sicherlich darf man nicht alles schön reden, denn frei von Fehlern ist dieses Spiel ganz bestimmt nicht. So gibt es viele Situationen, in denen Ihr zu Fuß höhere Überlebenschancen habt, als im Helikopter oder Panzer. Da wird man von Dutzenden Autos und Kampfjets gejagt, Luftabwehrgeschütze feuern unentwegt und schießen das Fahrzeug gnadenlos zu Klump. Keine Chance, rechtzeitig ins Freie zu eilen. Eher zufällig verlassen wir unser Vehikel und rennen zu Tode verängstigt durch die Gegend. Nanu? Die treffen uns ja gar nicht? Wie kann das sein? Tatsächlich sind wir einer ganzen Armee einfach davon gerannt! Als würden die Gegner absichtlich daneben feuern, sobald Ihr ungeschützt über das Schlachtfeld sprintet. Jogging soll zwar das Leben verlängern, aber vor allem im späteren Spielverlauf nervte dieser „Bug“ ungemein. Nicht ganz so störend, aber unschön sind Clipping-Fehler, die manchmal auftreten. Da blickt man dann ins hässliche Innere diverser Polygonkörper.

Wave Race 360.

Dass die Nebenmissionen auf Dauer eintönig werden, erwähnten wir schon. Der Spaß hängt hier zwar auch ein wenig von Eurer Spielweise ab, aber nachdem Ihr das zwanzigste Dorf befreit habt, ist die Luft ein wenig raus. Ein kleiner Trost ist, dass man die so freischaltbare Zusatzausrüstung dank des niedrigen Schwierigkeitsgrads gar nicht braucht. Wer also keinen Bock auf die Nebenmissionen hat, lässt sie einfach links liegen. Kommen wir zur Technik. Eindrucksvoll! Die Sichtweite ist unglaublich. Die gesamte Insel ist einfach wunderschön in Szene gesetzt. Wobei Figuren, Fahrzeuge und Gegenstände aus der Nähe nicht mehr ganz so schön aussehen. Dafür bewegt Ihr euch ohne Ladezeiten durch ein riesiges Areal, dass sogar größer ist als ganz San Andreas. Der Soundtrack ist nicht so umfangreich, aber dennoch prickelnd. Spanisch angehauchte Klänge, die perfekt zum Geschehen passen treiben den Spieler gut an. Zum Schluss sollte man vielleicht erwähnen, dass die Xbox 360-Version auf jeden Fall die beste Wahl darstellt. Am PC nervt zum Beispiel die unsensible Fahrzeugsteuerung, auf PS2 ist Just Cause wiederum technisch nicht so der Hit.

Doofe KI, Balancing-Probleme, eintöniges Sidequest-Design und trotzdem liebe ich es! Just Cause ist halt ein typischer Vertreter der „Hass oder Liebe-Fraktion“. Entweder seid Ihr davon völlig begeistert oder es kotzt Euch total an. Emotionslos betrachtet und mit einer Fehlercheckliste in der Hand, kommt man zwangsläufig auf ein eher mittelmäßiges Rating. Aber kommt schon, Leute! Es geht hier um Spiele und da sollte es nicht nur ums Hirn, sondern auch ums Herz gehen. Just Cause ist quasi das Paradebeispiel für eine „Wenn-es-Spaß-macht-bauen-wir-es-ein-Enwicklung“. Mein Bauch vergibt dafür 8 Punkte!

Just Cause ist auch für PS2, Xbox und PC erhältlich. Die 360er-Version stellt aber definitiv die beste Fassung dar.

8 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Just Cause

Xbox 360, PS2, Xbox, PC

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Eurogamer-Team

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