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Retro auf Raten - Wii Virtual Console

Teil 2: Mit Siebenmeilenstiefeln in Richtung 16Bit - TurboGrafx-16

Eine Sache, die mich an Nintendos Virtual Console-Service schon von Anfang an besonders reizte, war die Möglichkeit, endlich all die Spiele nachzuholen, die ich zwar schon immer mal spielen wollte, für die mir als Teenager aber Gerätschaft oder Geldbeutel fehlten. Besonders sexy für mich damals: Die PC-Engine. So ungefähr zu der Zeit, als es hierzulande das höchste der Gefühle war, ein NES sein Eigen zu nennen, durfte man in Japan damit schon 16Bit-Luft schnuppern.

Zwar war die Ende Oktober 1987 in Nippon erschienene Kooperation von NEC und Hudson Soft rein technisch gesehen ebenfalls nur ein 8Bit Gerät, dem Softwareaufgebot, das zu einem guten Teil aus nahezu perfekten Arcade-Portierungen bestand, sah man den architektonischen Flaschenhals aber nicht an – im Gegenteil. Leider platzierte man die PC-Engine (hier und in den USA bekannt als TurboGrafx-16) viel zu spät und noch dazu recht überteuert auf dem europäischen Markt. Die frühreife Daddelkiste kam hier nie über den Exotenstatus hinaus.

Nachdem wir vergangenen Freitag das VC-Angebot an NES-Titeln unter die Lupe genommen haben, möchten wir Euch heute die besten TurboGrafx-16 Spiele vorstellen, die es auf der Virtual Console für Geld zu kaufen gibt. Mit von der Partie: Alte Bekannte, seltsam Vertraute und ein paar echte Geheimtipps. Mit einer Ausnahme kostet Euch jede Expedition ins Reich des Konsolen-Exoten 600 Wii-Punkte. Die weniger Peripherie- oder Kabel-Begeisterten wird es freuen, dass auch für den Genuss der TurboGrafx-16 Games bereits die Wii-Fernbedienung vollkommen ausreicht.

Bomberman 93

  • Hersteller: Hudson Soft
  • Erschienen: 1993
  • 60 Hz Kompatibel

Für eine Partie Bomberman 93 lässt meine gesamte WG alles (vornehmlich aber Abwasch- und Putzdienste) stehen und liegen. Neben The Legend of Zelda - The Twilight Princess ist Bomberman 93 der Titel, der am häufigsten in den Hauptspeicher meines Wii geladen wurde. Und das zu Recht! Vergesst die unsägliche Act Zero-Reinkarnation für die Xbox 360, das hier ist Bomberman wie es leibt und lebt. Solo „nur“ passabel, ist die bunte Knallerei im Mehrspielermodus nämlich ein ewig loderndes Freudenfeuer. Bis zu fünf Kumpels malträtieren sich in mehr oder weniger komplizierten Labyrinthen und bomben sich im Kampf um die zahlreichen Extras gegenseitig aus dem Weg. Der Wahnsinn geht solange, bis nur noch einer steht.

Bomberman 93 ist mit seinem flinken Einstieg und dem simplen, im Wettbewerb aber fordernden Spielablauf als Pausensnack ebenso geeignet wie als Hauptdisziplin einer Abend füllenden Multiplayer-Session. Und damit der stärkste Titel der schon jetzt wirklich guten TurboGrafx-16-Palette. Uneingeschränkt Empfehlenswert.

Wertung: 5/5 Goldmünzen!

Bonk’s Adventure

  • Hersteller:Hudson Soft
  • Erschienen:1990
  • 60 Hz kompatibel

Man muss nicht allzu viel Zeit mit Bonk’s Adventure verbringen, um zu merken, dass der süße Hüpfer als freche Antwort auf Super Mario Bros. gedacht ist. Relativ frei von Innovationen durchquert Steinzeitbaby Bonk eine lineare Jump'n'Run-Welt und erwehrt sich wütender Saurier mit seinem schlagkräftigen Dickschädel. So weit, so simpel. Mit fortschreitender Spieldauer offenbart das geradlinige, aber schräge Comicspielchen ein paar interessante Facetten: Führt man Bonks Kopfattacke in schneller Folge während eines Sprunges aus, gleitet der freundlich dreinblickende Wilde langsam zu Boden und in die Luft geprügelte Gegner spucken ein Extra-Leben aus – vorausgesetzt, Ihr haltet sie, einem Fussball ähnlich, lange genug mit Eurem harten Schädel in der Luft.

Leichte Schwächen im Leveldesign verhinderten zwar, dass Bonk jemals in derselben Liga spielte wie das große Vorbild, dennoch ist Bonk’s Adventure unterm Strich ein hübsches und vor allem charmantes Jump and Run geworden, für das ich gerne wieder 600 Wii-Punkte lassen würde.

Wertung: 4/5 Goldmünzen!

Dungeon Explorer

  • Hersteller: Hudson Soft
  • Erschienen: 1989
  • 60 Hz kompatibel

Neben einer ganzen Reihe wirklich ausgezeichneter Spielhallen-Konvertierungen bot die PC-Engine vor allem eines: Eine Plattform für Clones und Verschnitte bekannter und erfolgreicher Spielprinzipien. Ein Hybrid zweier Bahn brechender Spiele verbirgt sich hinter Dungeon Explorer. Hier erweiterte man eine simple Draufsichtklopperei der Marke Gauntlet um eine offene Spielwelt a lá Zelda und zahlreiche Rollenspielelemente (acht Charakterklassen, Erfahrungs- und Hitpunkte, Zauberkräfte). Rein optisch wird bei Dungeon Explorer zwar auch kaum mehr als NES-Niveau geboten, wenn man aber mit Unterstützung von bis zu vier Freunden durch die farbarme Pampa bolzt, ist man schon recht dankbar über die sparsame, aber übersichtliche Aufmachung.

Alles in allem ist Dungeon Explorer sicherlich kein Klassiker – dazu hat sich Atlus etwas zu großzügig bei der Konkurrenz bedient. Für Freunde des gepflegten Hack and Slays ist Dungeon Explorer aber durchaus ein Geheimtipp.

Wertung: 3/5 Goldmünzen!

Military Madness

  • Hersteller: Hudson Soft
  • Erschienen: 1989
  • 60 Hz kompatibel

In Japan unter dem Namen Nectaris erschienen, beeinflusste Military Madness eine ganze Generation rundenbasierter Strategiespiele. Auffälligstes Merkmal: Die Aufteilung der Spielkarte in sechseckige Einheiten. Der – vor allem in unseren Breiten – bekannteste Lehrling der Nectaris-Schule ist Blue Bytes Battle Isle, das auf dem Amiga und PC Anfang der Neunziger große Erfolge feierte. Wie die meisten Strategiespiele ist auch Military Madness ausgesprochen gut gealtert. Der Protoyp der Hexfeld-Stategie begeistert selbst heute noch mit fordernder Mondkrieg-Kampagne im Jahr 2089, gutem Zweispielermodus und flotter, schnörkelloser Strategiekost.

Für Fans von Advance Wars und Co. ist Military Madness die erste Wahl.

Wertung: 4/5 Goldmünzen!

R-Type

  • Hersteller: Hudson Soft
  • Erschienen: 1988
  • 60 Hz kompatibel

An dieser Stelle hätte ich eigentlich R-Type als zweiten Must-Have der Rubrik TurboGrafx-16 nominiert. Warum nichts draus wurde? Ganz einfach: Weil es wohl nur die größten Virtual Console-Enthusiasten einsehen werden, jetzt auf einmal 800 anstatt der ansonsten 600 veranschlagten Wii-Punkte pro TG-16-Spiel zu löhnen. So sehr ich die Virtual Console auch mag: Nintendo sollte sich wirklich an die eigenen Preismaßgaben halten. Es gibt keine logische Begründung dafür, dass ein 1988 erschienener Arcade-Port (also nicht einmal die originale R-Type Version) teurer sein sollte als jede TG-16 Exklusiventwicklung. Da lasse ich auch das Argument nicht gelten, dass das PC-Engine-R-Type seinerzeit aus Speichergründen auf zwei HU-Cards getrennt veröffentlicht wurde.

Ansonsten bietet sich natürlich das gewohnte Bild. R-Type ist immer noch einer der besten Horizontalshooter für Spieler, die keinen Wert auf ein ausgefeiltes Score-System legen. Brutal schwer, unbarmherzig und immer noch ziemlich attraktiv – nur eben viel zu teuer.

Wertung: 4/5 Goldmünzen!

Super Star Soldier

  • Hersteller:Hudson Soft
  • Erschienen: 1990
  • 60 Hz kompatibel

Der Shooter Super Star Soldier zeigt mit riesigen Gegnersprites und Bildschirm füllenden Geschossen recht eindrucksvoll die Pferdestärken des NES-Konkurrenten auf und ist bislang wohl das beste Benchmark aus der noch begrenzten VC-Spielebibliothek für NECs kompaktes Technikwunder. Hinter der opulenten Grafik verbirgt sich ein leidlich inspirierter, dafür aber solider, schneller und bodenständiger Vertikalshooter. Ähnlich wie R-Type taugt Super Star Soldier für große Highscore-Jagden nicht die Bohne, was schade ist. Bei der Materialschlacht fühlt man sich aber angenehm gefordert, wenngleich man bei Lebensverlust über die Gebühr bestraft wird - denn dann muss der Level von vorne begonnen werden.

Leider fehlt ein Zweispieler-Modus, sodass am Ende ein kurzes aber durchaus packendes Vergnügen ohne allzu großen Replay-Value zu Buche steht.

Wertung: 3/5 Goldmünzen!

Der Rest vom Fest

Wie schon beim NES-Angebot gibt es auf dem TG-16 natürlich Spiele, die sich aufgrund ihres stattlichen Alters besser nicht dem Test der Zeit gestellt hätten. Der von der organischen „Schrecksthetik“ des Schweizers H.R. Giger inspirierte Flipper Alien Crush ist für Flipper-Puristen zwar vielleicht einen Blick wert, die Aufmachung ist aber ehrlich gesagt das Einzige, was bei mir hängen bleiben mochte. Bei der wackeligen pseudo-3D-Raserei Victory Run muss man schon einen starken Magen haben und das an Micro Machines erinnernde Draufsicht-Rennspiel Motoroader lieferte mir ein halbes Dutzend Gründe, meine Investition zu bereuen. Die da wären: ein Euro, ein Euro, ein Euro, ein Euro, ein Euro und noch ein Euro. Überhaupt vermisse ich die komfortable Option, mir Demos der Virtual Console-Titel herunter zu laden.

Ob es reicht, wenn wir – die Kunden – nur laut genug schreien?

Weiter geht's mit NES, Sega Mega Drive und SNES

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