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Blur

Liebe geht durch den Wagen

Richtige Highscore-Jäger stört übrigens selbst das Ende der Level-Leiter nicht: Denn das Liverpooler Studio ermutigt euch dazu, eure Freunde mit euren Bestleistungen zu nerven. Einerseits postet ihr, so ihr denn wollt, Erreichtes auf eurer Facebook- oder Twitter-Seite. Wirklich spielerischen Mehrwert haben aber die Friend-Challenges. Habt ihr einen Freund, der ebenso Blur-begeistert ist wie ihr, könnt ihr eure geschaffte Fan-Zahl, Zeiten oder Lichter an bestimmte Bedingungen geknüpft als Herausforderung an ihn verschicken, die er dann binnen sechs Tagen knacken muss.

Es ist eine der schönsten Belohnungen, wenn man sieht, wie sich ein Bekannter darin verbeißt, ein bestimmtes Rennen auf „Schwer“ mit sechs Lichtern und einer bestimmten Anazhl von Fans zu schaffen. Schätze ich jedenfalls, ich habe mir an einer Herausforderung vom eg.net-Kollegen Tom Bramwell böse die Zähne ausgebissen. Hier hat Bizarre ein sehr elegantes Ingame-Tool geliefert, das Rennfans lange beschäftigen dürfte.

Neben den normalen Rennen bietet die Karriere außerdem noch den Destruction- und den Checkpoint-Modus, die die Formel wilder Power-Up-Rennen auf willkommene Weise durchwürfeln und zu immer neuen Höchstleistungen motivieren. In Ersterem müsst ihr mit dem Bolt langsam vorausfahrende Autos abschießen, um euer Zeitlimit um wertvolle Sekunden zu verlängern und gleichzeitig euren Punktestand in die Höhe zu treiben. In den Checkpoint-Rennen müsst ihr unter der gnadenlos heruntertickenden Uhr zwölf Etappen durchfahren, während ihr gleichzeitig Nitros (für Tempo) und Stoppuhr-Icons (für zwei zusätzliche Sekunden auf der Uhr) aufsammelt.

In diesen beiden Modi können die Fahrphysik und das Handling der Karossen vom Offroad-BMW bis zum übermotorisierten Königsegg durch spürbare Unterscheidbarkeit und nachvollziehbares Verhalten besonders überzeugen. Auch die unterschiedlichen Bodenbeläge machen sich deutlich bemerkbar, ohne den Arcade-Spaß zu beeinträchtigen. Hier verheiratet Blur Zugänglichkeit und Anspruch ziemlich gekonnt.

Man merkt einfach, dass Bizarre die letzten zehn Jahre nichts anderes gemacht hat, als exzellente Rennspiele zu programmieren, auch wenn die Grafik in Sachen Detailgrad und Polygoncount im Vergleich mit dem letzten PGR oder etwa Split/Second beachtlich abfällt. Das dürfte allerdings dem großen Fahrerfeld geschuldet sein, das spielerisch einen echten Gewinn darstellt, und fällt auch dank des ausgezeichneten Geschwindigkeitssinnes nicht allzu schwer ins Gewicht.

Blur - Los Angeles

Im Mehrspieler-Modus geht es, wie schon die Beta vermuten ließ, noch deutlich ruppiger zu als in der Karriere. Menschliche Gegenspieler suchen härteren Karosseriekontakt, das hier fehlende Gummiband und das erwähnte, ansprechende Fahrmodell sorgen aber dafür, das Rennspiel-Aficionados das Spiel letzten Endes deutlich besser beherrschen als der Gelegenheits-Raser. Ein bisschen schade fand ich allerdings, dass sich der Einzelspieler-Fortschritt in keinster Weise auf den Mehrspieler-Part auswirkt. Hier muss jedes einzelne Auto aufs Neue freigespielt werden und der gesamte Fan-Status wird auf Null zurückgesetzt.

Das ist einerseits gut für den Mehrspieler-Modus, da es so wieder reichlich freizuspielen gibt. Allerdings hätte ich mir schon gewünscht, dass sich ausgezeichnete Leistungen in der Karriere auch auf irgendeine Weise im Multiplayer-Part widerspiegeln. Dennoch ist dieser so gut gelungen, dass man fast meinen könnte, er könne auch ohne den Einzelspieler-Part existieren, was die Tatsache, dass die Karriere im Online-Modus keine Spuren hinterlässt, ja auch irgendwie unterstreicht. Bereits in der Beta habe ich gerne bis zum Level Cap von damals 15 gespielt und ich werde dies auch gerne in der Vollversion wieder machen, da hier die breite Mod-Palette, mit der sich Waffenzusammensetzung und Status-Boni frei konfigurieren lassen, sowie zusätzliche Spielmodi (wie das Team-Rennen und der Destruction-Derby-artige Motor Mash) locken. Die freigiebige Natur des Titels (Fans, Mods, Level, waffen- und manöverbezogene Mini-Challenges) und die große Optionsvielfalt (ein Rennen mit Freunden ohne Power-Ups? Kein Problem!) dürfte dafür Sorgen, dass sich um Blur eine Community versammeln wird, die noch mit dem Freischalten beschäftigt ist, wenn wir bereits von dem Nachfolger sprechen.

Für mich ist das England-Derby Split/Second gegen Blur also zugunsten des Bizarre-Titels ausgegangen - und zwar noch eindeutiger als die Differenz von einem Punkt es jetzt vielleicht ausdrücken mag. Blur ist zwar weder der innovativste noch der hübscheste Renntitel und die Beschränkung auf Nacht- und Dämmerungsrennen dürfte für Fans sonniger Arcade-Racer ein dickes Minus darstellen. Die überlegte und sinnige Integration aller Features sorgt zusammen mit dem gewohnt tollen Handling der Fahrzeuge und der großzügigen Natur des Titels aber dafür, dass man in Blur noch spannende und hitzige Runden drehen wird, wenn man andere Renner geistig schon lange auf der Schrotthalde abgestellt hat.

Insofern: Ja, man fühlt sich von Blur geliebt - und wenn ihr ihm eine Chance gebt, liebt ihr es vielleicht zurück.

8 / 10

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In diesem artikel

Blur

PS3, Xbox 360, PC

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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