Skip to main content
Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Brütal Legend

Das Lustspiel mit dem Axt-Effekt

Außerdem begegnet ihr einem gewissen General Lionwhyte, der für die Schergen des sogenannten Hairspray Metal steht. Ihr wisst schon, dazu gehören in der realen Welt Brüder wie die von Europe oder Mötley Crüe. Bands direkt aus der Schmusehölle eben. Lionwhytes pappige Haarspraymatte formt sich sogar zu Schwingen, die es ihm ermöglichen, zu fliegen. So viel zum Thema groteske Bösewichte, ich will schließlich nicht zu viel verraten.

Glücklicherweise sind auch Eddies Verbündete nicht ohne. Da wären die dusseligen, aber liebenswerten Headbanger, die ständig ihre Köpfe im Takt der Musik bewegen. Deren absurd stark ausgebildete Nacken bilden zwei dicke Muskelstränge, die an ein Hinterteil oder – wie meine Mone meint – wackelndes männliches Geschlechtsteil erinnern. Ich verbitte mir Rückschlüsse auf mich, vielen Dank.

Roadie Eddie jedenfalls erteilt den Headbangern wie später anderen Einheiten auch einfache Befehle á la „Folgt mir!“ oder „Greift an!“ und mutiert so zum Master of Puppets. Außerdem ist mit jedem Mitstreiter eine sogenannte Team-Aktion möglich. Die Headbanger etwa bilden auf Knopfdruck einen kreisförmigen, schützenden Moshpit, während der Meister in der Mitte die Finger einer Hand zum Teufelszeichen formt und in den düsteren Himmel reckt.

Gleich zieht Eddy gegen die riesige Metal-Spinne in den Kampf.

Wichtige Nebenrollen in Brütal Legend sind prominent besetzt: Der polygongewordene Lemmy, seines Zeichens Sänger und Bassist von Motörhead, mimt beispielsweise den erwähnten Kill Master, eine Art Heiler. Ozzy Osbourne tritt als Hüter des Metal auf. In dessen Motorenschmiede pimpt Eddie seinen Hot Rod, ein heißes Auto US-amerikanischer Bauart, verbessert Axt oder Gitarre oder lernt neue Kampfmanöver.

Mit der Klampfe aktiviert der Held zum Beispiel die „Gesichtsschmelze“, die mit Gegnern genau das tut, was die lustige Bezeichnung verspricht. Für derartige Aktionen spielt ihr möglichst fehlerfrei kurze Soli im Stil von Guitar Hero. Aufrüstpunkte regnet es für erledigte Primär- und Sekundärmissionen. Die Musiker in Brütal Legend haben bei der Originalfassung ihren Charakteren auch die passenden Stimmen verpasst. Ebenfalls mit von der Partie ist der Metal God himself, Rob Halford (für alle Dauerwellen: Sänger von Judas Priest). Wer will, genießt das Spiel entsprechend auf Englisch, was lobenswerterweise sogar mit deutschen Untertiteln möglich ist. Auch die lokalisierte Fassung klingt toll. Eddie labert mit der Stimme von Tobias Meister, der in Filmen nicht nur Jack Black Wortgewalt verleiht, sondern auch Brad Pitt.

Der ehemalige Viva-Moderator Phil Daub plaudert für Ozzy Osbourne und kriegt dessen ständig irgendwie nach verbotenen Betäubungsmitteln klingende Sprachmelodie gut hin. Schmunzeln ist angesagt, wenn er zum Beispiel seinem Besucher gegenüber beiläufig ein „Du hast da Dämonengedärm an der Stoßstange!“ fallen lässt. Selbst im Detail herrscht Professionalität: Kleine Rollen übernahmen Peter Nottmeier von Switch und Mirco Reseg (Sechserpack). Ohnehin nicht zu klagen braucht ihr angesichts der bekannten, brütal-brontalen 107 Heavy-Metal-Stücke

Der Protagonist und sein Gefolge von links: Ophelia, Lars und Lita.

Spielerisch erinnert Brütal Legend an die GTA-Reihe, dummerweise ohne praktische Minimap, sodass man häufig zwischen Spiel und Weltkarte hin und herschaltet, um sich anständig orientieren zu können. Auch bei der Missionsvielfalt hapert es im Vergleich zu Grand Theft Auto. So müsst ihr für die Hintergrundgeschichte dreimal einen Abschnitt spielen, bei dem ihr in eurem Wagen dem Tourbus eurer Freunde hinterher rast und auftauchende Feindesbrut mit dem Bordgeschütz wegpumpt. Das Wort „Abwechslung“ war anders definiert, soweit ich mich entsinnen kann.

Zappenduster sieht‘s bei den Extraaufgaben aus, weil sich diese schneller wiederholen als Filme im Fernsehen. Oft geht’s profan darum, ein paar Feinde zu verkloppen. Das finde ich besonders vor dem Hintergrund indiskutabel, dass die Story-Kampagne nur 50 Prozent des Spiels ausmacht und die 22 Missionen binnen rund sechs Stunden zu bewältigen sind. Zwischensequenzen strecken das Abenteuer. Die Animationsfilmchen sind freilich exzellent, man kann es nicht oft genug betonen. Keinesfalls wegen der Dialoge allein, sondern auch, weil die Mimik der Charaktere zum Schreien ist.