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Die Legende von Beowulf

Beowulf nicht 'Be a wolf'

Letztere ließen sich theoretisch ganz gut durch Beowulfs dunkle Macht aushalten. Sobald der ständig vor sich hinbrüllende König sauer genug wird, wandelt er sich auf Wunsch zum Berserker. Feinde werden zu Dutzenden vor Euch fallen, während Ihr die Scharen wie Moses das rote Meer teilt. Einen kleinen Nachteil hat diese Macht natürlich: Beowulf unterscheidet nicht mehr zwischen Freund und Feind. Wenn der Bildschirm sich rot verfärbt, wird alles niedergemacht.

Na und? Ich bin Beowulf! Nicht ganz. Hier zeigt das Spiel, dass es leider auch keine brauchbare KI bieten kann. Sobald alle Eure Weggefährten in Odins Halle speisen, heißt es auch für Euch Game Over. Und dummerweise setzen sie alles daran, möglichst schnell nach Walhalla zu kommen. Während eines Kampfes haben sie die meiste Zeit nichts besseres zu tun, als sich möglichst weit zu verteilen und als leichte Beute anzubieten.

Zusätzlich zu all den anderen Problemchen des Kampfes – wie die eher mäßige Steuerung, dem Ansturm von selten weniger als vier Feinden und der minimalen Lebensenergie – müsst Ihr Euch auch noch um Eure bedrängten Schützlinge kümmern. Die simpelste Gruppensteuerung mit vier Befehlen, zwei davon für den Kampf, rettet nichts. Genauso wenig reißt die Heldenaura, die Beowulf verströmt, zur Unterstützung der Kameraden etwas. Und so heißt es häufig genug zum Berserker werden und das beste hoffen.

Auf diese Weise dürft Ihr dann auch wenigstens während der normalen Scharmützel den Quicktime-Events entgehen, die Euch Beowulf an jeder nur denkbaren Stelle aufzwingt. Ihr fandet es schon bei Kratos nervig, dass er für jede Kiste zehn Buttonklicks zum Öffnen brauchte? Macht Euch auf schlechte Nachrichten gefasst.

Row, row, row your boat, gently down the stream, merrily, merrily, life is but a dram.

In Beowulf gibt es zwar keine Kisten, dafür aber wichtige Kampfmoves, die von Euch so etwas erwarten. Jeder Endgegner wartet mit drei solcher Spiele auf, ohne dass Ihr besonderes Geschick mit der normalen Steuerung beweisen müsstet. Und dann ist da noch das Singspiel. Immer wieder müsst Ihr Euren nutzlosen Trupp mit noch mehr Buttonfolgen anfeuern. Nach Beowulf werdet Ihr jedes Spiel zelebrieren, das auf Quicktime-Events verzichtet...

Und hegt Ihr zum Schluss noch die Hoffnung, dass das Spiel wenigstens so gut aussieht wie der Film: Pech gehabt. Mit Beowulf bekommt Ihr kein schönes Spiel, bestenfalls eines, was zum Launch der 360 noch mit seiner hohen Auflösung hätte prahlen können. Nur wenige Szenen und Licht- oder Wassereffekte erinnern daran, vor der weißen neuen und nicht der alten schwarzen Box zu sitzen. Den einzigen Trost spendet Euch der Original-Filmsoundtrack, welcher zwar auch nur Klischees bedient, das aber zumindest ganz ordentlich.

Wo geht’s hier noch mal zum Set von Herr der Ringe?

Einen optischen Effekt gibt es dann aber doch, der vielleicht den einen oder anderen von Euch ansprechen mag. Beowulf hält sich brav an die 'wenn Du sie nicht überzeugen kannst, dann schocke sie'-Regel. Spätestens im Berserkermodus zeigt das Spiel, das ihm die Jugendfreigabe nicht ohne Grund versagt wurde. Rot, rot, rot. Soweit das Auge reicht. Wer es mag, findet hier jede Menge davon. Macht das irgendetwas besser? Dass müsst Ihr selbst wissen.

Aber etwas außer Pixelblut müsst Ihr doch beim Kauf von Beowulf bekommen! Sicher. Eine Plastikbox mit einem zornigen Dänen auf dem Cover, die einen Raum von 266 Kubikzentimeter in Eurem Regal beanspruchen wird. Sie wird diesen Platz auch die meiste Zeit brauchen, denn nur selten werdet Ihr das Verlangen verspüren, den hässlichen und praktisch spaßfreien Trip mit Beowulf zu starten. Vielleicht ist die Zeit für einen Pin oder Stoßstangenaufkleber gekommen: 'Ich bin NICHT Beowulf!'

Wer möchte kann sich Beowulf ab sofort auf PS3, Xbox 360 oder PC antun. Wer gerne unterwegs leidet, greift zur PSP-Version. Wer schlau ist, kauft die Reclam-Ausgabe für 5 Euro.

3 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel
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Beowulf

PS3, Xbox 360, PSP, PC

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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