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Echochrome

Echo... Echo...

Die einfachsten Puzzler sind immer die besten. Echochrome ist so einer. Genau genommen macht man nämlich nichts anderes, als die Kamera zu drehen – und zwar so lange, bis man alle perspektivischen Gesetzmäßigkeiten auf den Kopf gestellt hat. Vergleiche zu den unmöglichen Figuren und Räumen des niederländischen Künstlers M. C. Escher liegen nahe, Echochrome ist aber glücklicherweise wesentlich leichter zu begreifen – und verblüfft während seiner 96 Level (entgegen den 56 der Download-Variante aus dem PSN) trotzdem regelmäßig.

Das Spiel basiert auf nur fünf Prinzipien, die eine angenehme Frauenstimme im kurzen Tutorial erklärt. Da wäre zunächst einmal die Perspektivenreise. Egal wie weit sie auch auseinander liegen, scheinen sich zwei Stege durch geschicktes Verändern der Perspektive zu berühren, dann tun sie dies auch. An der Schnittstelle verschwinden ihre Kanten und die Figur kann ihren Weg auf den nun angrenzenden Block fortsetzen.

Prinzip Nummer zwei ist die Perspektivenlandung. Fällt der Drahtgitter-Spaziergänger durch eines der kreisrunden Löcher im Boden, landet er auf allem, was unter ihm zu sein scheint. Das Prinzip des Perspektivensprunges ist dessen logische Umkehrung. Betritt die Figur eines der kreisförmigen Sprungfelder, wird sie in die Höhe geschleudert und bekommt an dem Ort, der über ihr zu sein scheint, wieder Boden unter den Füßen. Dreht Ihr die Kamera geschickt, überwindet Ihr auf diese Weise große Distanzen.

Perspektivenexistenz und Perspektivenabsenz ermöglichen es Euch, Sprungfelder, Löcher und Lücken zwischen Plattformen verschwinden zu lassen – ganz einfach, indem Ihr Euren Blick auf das Levelkonstrukt so dreht, dass diese Hindernisse verdeckt werden. Könnt Ihr die Gefahr nicht sehen, ist sie auch nicht da.

Gameplay-Video

Jedes dieser Puzzles aus länglichen Quadern, Treppen, Löchern und Sprungfeldern darf in drei Varianten gespielt werden: „Solo“, „Paare“ und „Andere“. Es bewegen sich stets eine oder mehrere Drahtgitter-Figur(en) selbstständig über die zunehmend verschwurbelten Gebilde. In „Solo“ gilt es, das Männchen zu einer bestimmten Anzahl von Echos – seinen schattenhaften Ebenbildern – zu geleiten. In „Paare“ müssen jeweils ein schwarzes und ein weißes Pärchen zusammengeführt werden, bevor sie schließlich zu einer Figur vereinigt werden können. Und in „Andere“ befinden sich neben Eurem weißen Schützling noch schwarze Konkurrenten in den Leveln. Berührt Eure Figur diese Konkurrenten, wird sie auf ihre Ausgangsposition zurückgesetzt.

Eure Spielweise ändert sich aber nicht wesentlich. Fast immer beginnt Ihr nach einigen Momenten des Ausprobierens, Euren eigenen, vermeintlich unmöglichen, Kurs über die dreidimensionalen Rätsel abzustecken. Stürze in den Tod nehmt Ihr billigend in Kauf, schließlich ist die Anzahl Eurer Versuche lediglich durch ein Zeitlimit begrenzt. Das stellt Euch in einigen Leveln mit seinen knappen drei Minuten aber mehr als genug auf die Probe.

Wie schon bei Crush im letzten Sommer, ist es in Echochrome die größte Herausforderung, den Teil des Hirns abzuschalten, der für das räumliche Denken verantwortlich ist. Im Gegensatz zu Crush ist Echochrome allerdings wesentlich einfacher zu spielen. Das liegt zum einen daran, dass die extrem minimalistische Schwarz-Weiß-Optik, die Aufgaben und Möglichkeiten des Spielers deutlich klarer umreisst, als das etwas anstrengende bunte Chaos aus durchlässigen und nicht durchlässigen Blöcken, das Segas Perspektiven-Knobler seinerzeit zu einem etwas anstrengenden (aber nichtsdestotrotz motivierenden) Erlebnis machte.

Nichts ist unmöglich

Echochrome ist sozusagen eine elegant aufs Wesentliche reduzierte Variante von Crush. Euer Einfluss auf die Figur beschränkt sich darauf, sie anzuhalten oder ihren Gang zu beschleunigen. Trotzdem ist die Bedienung nicht ohne Tücken. Es ist nicht immer so genau vorhersehbar, welchen Weg Euer Schützling einschlagen wird – besonders nach einer Perspektivenlandung flaniert der Kamerad gerne Mal in die entgegengesetzte Richtung. Die Stopp-Funktion, mit der ihn innehalten lassen könnt, ist überaus hilfreich, reagiert aber leider immer etwas zu spät. Obendrein kommen beim Verbinden der Plattform-Kanten trotz der hilfreichen „Einklinken“-Taste (die die Feinarbeit übernimmt, falls gewünscht) hin und wieder nahtlose Übergänge zustande, die dennoch nicht betreten werden können. Und manchmal stürzt das Strichmännchen vollkommen unvorhersehbare Abgründe hinunter.

Echochrome verfügt trotz seiner zwangsweise minimalistischen Gestaltung über einen ungeheuren Schauwert. Zeigt es Eurem Besuch – Gamer oder nicht – und er oder sie wird es unweigerlich spielen wollen. Die großen Augen, die man anfangs noch voller Staunen über Sonys Wunderwelt der Perspektiven macht, werden zum Ende hin zwar etwas kleiner. Dem Spaß mit dem unverbrauchten Spielerlebnis tut dies aber keinen Abbruch.

Zugegeben: Ohne die angesprochenen Probleme wären der komfortable Leveleditor oder die Jagd nach Bestzeiten wohl deutlich attraktiver. Das ändert aber nichts daran, dass Echochrome für die mehr als angemessene Dauer seiner Kampagne dennoch eine überaus unterhaltsame und frische Angelegenheit ist.

Echochrome ist ab sofort auch für die PlayStation Portable erhältlich.

8 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

echochrome

PS3, PSP

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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