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Eurogamer wählt...

Heute: Die Piraten

Eurogamer 6. Gibt es für sie Unterschiede zwischen der Suchtproblematik von Internet-Glücksspiel und Online-Rollenspielen wie World of WarCraft?
Jens Seipenbusch

Ja, die gibt es. Bei World of WarCraft ist man in gewisser Hinsicht auch süchtig nach der Gemeinschaft, das ist bei Glücksspielen aus meiner Sicht nicht unbedingt so. In der Tat sehe ich in der Suchtgefahr im Gegensatz zur 'Killerspiel-Gefahr' sogar ein ernstes Problem für Kinder und Jugendliche. Dies muss die Spielebranche am besten mit den Eltern gemeinsam angehen.

Eurogamer 7. Empfinden Sie den deutschen Jugendschutz als ausreichend?
Jens Seipenbusch

Man muss zwischen den Vorschriften und der Praxis unterscheiden. Die Vorschriften sehe ich als ausreichend an. Aber wie die anhaltenden Diskussion um den Alkoholkonsum Minderjähriger zeigt, müssen die Vorschriften auch umgesetzt werden. Dabei meine ich nicht polizeiliche Massnahmen, sondern das gesellschaftliche Verhalten. Aktuell versuchen wir teilweise, unseren Kindern Regeln beizubringen, die große Teile der Gesellschaft gar nicht vorleben. Das ist Doppelmoral und kann nicht gelingen. Wir sollten da öfters ehrlich mit uns selbst sein, anstatt auf unserem Nachwuchs rumzuhacken.

Eurogamer 8. Wie erklären Sie es sich, dass im restlichen Europa PEGI genutzt wird, während Deutschland auf ein eigenes System setzt? (PAN European Game Information - eine Kennzeichnung, die nur Altersempfehlungen gibt, aber die finale Verantwortung bei den Eltern sieht.)
Jens Seipenbusch

Unabhängig davon, wie er zustandegekommen ist, macht es keinen Sinn an diesem Sonderweg festzuhalten. Ich plädiere sehr dafür, sich dem System ebenfalls anzuschliessen. Man könnte in einem ersten Schritt die USK stärker an PEGI angliedern. Allein die Tatsache, dass es in Europa ja einen deutschsprachigen Markt jenseits Deutschlands gibt, ist bereits Grund genug, dies anzustreben.

Eurogamer 9. Wie wichtig ist Ihnen Medienkompetenz (der Eltern) und wie wollen Sie diese stärken?
Jens Seipenbusch

Die Eltern sind natürlich immer gefragt und verantwortlich, aber sie sind genausowenig perfekte Menschen wie jedermann sonst. Es müssen daher leicht zugängliche und zeitsparend nutzbare Angebote für Eltern her. Man kann Eltern nicht in gleichem Maße Medienkompetenz beibringen wie Schülern. Denjenigen Eltern, die aus welchem Grund auch immer nicht ausreichend Medienkompetenz besitzen, gilt es zu helfen, indem man Informationsangebote macht, wie sie sich in diesem oder jenen Fall verhalten können oder womit sie sich auch mal auseinandersetzen sollten.

Eurogamer 10. Welche Veränderungen würden Sie als Wahlsieger in punkto Neue Medien und Jugendschutz vornehmen?
Jens Seipenbusch

Die Veränderungen im Bereich 'Neue Medien' würden hier den Rahmen sprengen, da wir zu diesem Punkt viele Vorschläge haben. Kurz gesagt laufen die darauf hinaus, dass man endlich anerkennt, dass Neue Medien auch neue Regeln benötigen und die Vorteile der Neuen Medien auch allen zugute kommen sollen. Der Jugendschutz sollte keinesfalls weiter verschärft werden, da ist Deutschland ja sowieso schon schärfer als andere europäische Staaten. Vielerorts gibt es ein Umsetzungsproblem, das nicht durch neue Regelurierung gelöst wird, sondern durch eine ehrliche und differenzierte Herangehensweise. Jugendliche sollten auch nicht ständig wie Kinder behandelt werden, denn im weitesten Sinn müssen die Regeln des Jugendschutzes den Zweck verfolgen, den Jugendlichen das Erwachsenwerden zu ermöglichen, nicht, sie davor zu schützen.

Eurogamer 11. Wie steht ihre Partei zu der Sperrung von Webseiten? Befürworten Sie das neue Telemediengesetz?
Jens Seipenbusch

Nein, wir sind vehement dagegen. Dieses Zensurgesetz verstößt gegen unsere Verfassung, missachtet unser Bürgerrechte und die Gewaltenteilung sowie den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Der Prozess des Zustandeskommens ist darüberhinaus eine Schande für unsere parlamentarische Demokratie. Das Verhalten von Frau von der Leyen ist ethisch und moralisch nicht mehr zu unterbieten, sie hat hier gezielt mit Lügen operiert. Darüberhinaus wird mit diesem Gesetz kein einziges Kind vor Mißbrauch geschützt, sondern es wird das Wegschauen zum Prinzip erhoben, so dass sich selbst Mißbrauchsopfer gegen diese Internetsperren stellen (MOGIS).

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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