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Everybody's Golf 2

Spielt auf Par

Ich kenne Tiger Woods nicht. Ich kenne nicht mal den Berliner Golfmeister, wie auch immer er heißen mag. Eigentlich kenne ich nur Golfer, die genauso spielen wie ich. Wir gehen meist auf die Driving Range oder auf einen No-Name-Platz, der nett genug ist, jeden mit der Grundqualifizierung raufzulassen und keine lästigen Fragen bezüglich des Handicaps stellt.

Mein Golfset hat auch keinen berühmten Namen, sondern stammt von Tschibo. Spezielle Golfkleidung? Bitte, Ihr wisst was die kostet. Und es mag sein, dass sich die 20 verschiedenen Ballsorten im Laden durchaus unterschiedlich verhalten. Bei meinem Können und den Bedingungen, unter denen ich spiele, macht es wohl keinen großen Unterschied. Ich bin ein Jedermanns-Golfer. Ich habe einfach nur Spaß dabei und kümmere mich nicht groß um das Semi-esoterische Drumherum der Profis. Und genau dieses Spiel bietet Everybody's Golf 2 erneut auf der PSP.

Die Serie läuft schon seit einer Ewigkeit auf Sonys Maschinen und in Japan hängt sie EAs Tiger Woods-Reihe jeden Tag um Längen ab. Vielleicht liegt es an der positiven „Can Do!“-Einstellung, die aus den farbenfrohen Menüs tropft, an den aufmunternden Sprüchen, dem Sonnenschein auf dem kleinen Display, der jeden Platz in freundliches Licht hüllt. Vielleicht liegt es auch daran, dass uns die öffentlichen Plätze, selbst die etwas seltsamen in alten Westernstädten, einfach näher sind als Pebble Beach, wo die stattlich gebauten Herren bezahlen, um Golfer wie uns von den Fairways fernzuhalten.

Ihr werdet hier keine Markennamen finden, die Ihr Euch im richtigen Leben nicht leisten könnt. Everybody's Golf 2 drückt Euch einen Schlägersatz in die Hand, einen Ball dazu und ab auf den Platz. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Tiefe beim Customizing gäbe. Ihr habt eine Reihe - Golfer zu Wahl - ganz am Anfang nur zwei, der Rest wird freigespielt -, deren unterschiedliche Eigenschaften definiert sind.

Mit ihnen geht Ihr los und nach und nach verbessern sie sich. Ein gezieltes Training wird dabei nicht geboten und auch werdet Ihr nie alle Golfer zu Meistern in allen Fächern heranzüchten können. Jeder hat halt seine Stärken und Schwäche, dem einen liegt das Putten, der andere hat einen Mörder-Drive. Wie im richtigen Leben kann keiner alles.

Ihr solltet unempfindlich gegenüber Positiv-Overkills sein.

Dann gilt es vor jedem Spiel noch zu entscheiden, ob Ihr die einfach oder normale Steuerung wünscht. Sprich, ob Ihr Euch zutraut, sogar drei statt nur zweimal für einen Schlag auf einen Knopf zu drücken. Everybody's Golf 2 verlässt sich auf das seit dem Ur-Leaderboard bekannte und erprobte Balken-Klick-System. Ein Knopfdruck startet den Balken, der zweite bestimmt die Power und der dritte Hook oder Slice, letztere dank des recht hohen Balkentempos meist eher unfreiwillig.

Die leichtere Steuerung verzichtet auf den dritten Klick und gibt Euch fast immer einen perfekt geraden Schuss. Damit sollte das Spiel dann wirklich seinem Namen gerecht werden und jeder, wirklich jeder, schafft einen Traumschlag nach dem anderen. Ein wenig zu einfach, zumal Euch das Spiel bei der Punktezählung dafür scheinbar nicht bestraft.

Weniger simpel gestaltet sich dagegen die Kameraführung. Mit dem digitalen Kreuz, dem Analogpad und noch zwei Knöpfen für die Sichtlinienfahrt habt Ihr ganz gut zu kämpfen, wenn es darum geht, eine wirkliche Übersicht über einen verwinkelten Schlag zu bekommen. Mit genug Geduld gelingt es, nur macht es die prominente Konkurrenz Euch einfacher.

Jede gelungen Aktion, dazu zählt schon den Fairway zu treffen, wird mit Punkten belohnt, die dann wiederum Karten mit neuen Items freischalten. Diese geben Euch Boosts für die Fertigkeiten, und dass Ihr sie frei bei jedem Golfer kombinieren dürft, führt zu sehr skurrilen Erscheinungen auf dem Platz. Beispielsweise wenn Eure Golferin, einen Mundschutz als Kopfdeko und Basketballuniform am Leib, in einem Sportwagen vom Abschlag zum Landepunkt heizt. Alle Kombinationen sind möglich und egal, wie seltsam es wird: Zu dem Popcorn-Frohsinn-Feeling des Spiels passt es perfekt.

Ok, nicht alle Plätze sehen aus wie die, auf denen ich selbst spiele.

Die Punkte lassen Euch auch insgesamt im Ranking aufsteigen, so dass Ihr Euch vom Amateur zum Everybody-Pro mausert. Mehr Turniere eröffnen sich Euch, neue Kurse, mehr Golfer, mehr Optionen. Persönlich mag ich es Dinge freizuschalten, aber ein gewisses Grundset sollte schon beim Start da sein. Everybody's Golf 2 übertreibt hier ein wenig, denn beim ersten Einschalten erschüttert das magere Angebot schon ein wenig. Es geht zwar zügig voran, aber zwei Golfer und Kurse mehr zu Beginn hätte ich gern gesehen.

Immerhin dürft Ihr gleich bei einem Minigame loslegen, das Euch auf einem 9er Platz verschiedene Löcher präsentiert, die Ihr mit einem Schlag treffen müsst. Je weiter weg das Ziel, desto mehr Punkte gibt es. Auch ein paar Runden Strokeplay gibt es vom Start weg, aber auch bei diesen Varianten lässt sich natürlich noch mehr freispielen.

Der Onlinemultiplayer bietet alles, was gebraucht wird, um Euch Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Golfern zu geben. 8-Spieler Runden, Tournaments mit bis zu 16. Zumindest theoretisch, denn mit der Preview-Version lies sich noch kein Server finden. Mal sehen, ob vielleicht in der finalen Version hier echte Begeisterung aufkommt.

Wirkliche Begeisterung ist nämlich genau das, was mir beim jetzigen Stand von Everybody's Golf 2 abgeht. Engländer würden dies einen „By the Numbers“-Titel nennen. Alles wird richtig gemacht, alles ist da, nur das gewisse Etwas, das es aus dem guten Bereich in spektakuläre Höhen erhebt, fehlt leider komplett. Es spielt sich sauber und bewährt, die Fröhlichkeit lädt zur Unbeschwertheit ein. Nett, aber nicht groß. Jedermanns-Golf halt und nicht die PGA-Tour.

Everybody's Golf 2 wird ab Juni für die PSP erhältlich sein.

In diesem artikel

Everybody's Golf 2

PS3, PSP

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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