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Ferrari Challenge

Leidet am Schumi-Syndrom

Wer früher regelmäßig die Formel 1 verfolgt hat, erinnert sich wahrscheinlich noch mehr als genau an die Dominanz von Michael Schumacher und Ferrari. In eben jener Zeit schwand allerdings gleichzeitig mein persönliches Interesse an dieser Form des Motorsports.

Der Grund dafür ist relativ einfach auszumachen: Eintönigkeit. Schumi hier, Schumi da. Nahezu jedes Rennen wurde dominiert, alles verkam irgendwie zur Langeweile. Nennen wir es Schumi-Syndrom. Und exakt darunter leidet auch Ferrari Challenge. Allerdings nicht deswegen, weil man hier ausschließlich Ferraris fahren kann.

Ganz im Gegenteil: Immerhin hat ähnliches bereits mit Need for Speed: Porsche einwandfrei funktioniert. Das Problem von Ferrari Challenge ist vielmehr die mangelnde Abwechslung. Im Prinzip fährt man immer und immer wieder ständig nur im Kreis. Klar, so läuft das in normalen Rennen, aber wenigstens etwas mehr Variation wäre wünschenswert gewesen. Zwar hat das Spiel unter anderem auch Qualifikationsrunden zu bieten, aber die eigentlichen Events verlangen lediglich von einem, dass man nach fünf, zehn oder gar 15 Minuten auf dem ersten Platz steht. Und zwar in jedem einzelnen Rennen.

Wenn man dafür wenigstens in den Genuss eines gutes Geschwindigkeitsgefühls käme, wäre es wahrscheinlich ein wenig erträglicher. Wer sich in einen Rausch fahren möchte, wird vermutlich vorher eher einschlafen. Wie es richtig gemacht wird, zeigt beispielsweise Project Gotham Racing 4 - selbst in nahezu allen anderen Bereichen.

Die KI-Fahrer stellen meistens kein Problem dar.

Mit den Flitzern aus dem Hause Ferrari darf man über insgesamt 16 Rennpisten in Italien, Europa und Amerika rasen. Das Portfolio umfasst dabei bekannte Kurse wie Monza, den Hockenheimring oder Ferraris hauseigene Teststrecke in Maranello. Alle haben eines gemeinsam: Es sind richtige Rennstrecken. Einerseits schön für diejenigen, die genau so etwas mögen. Andererseits glänzt die triste Umgebung hier nicht gerade mit abwechslungsreichen Sehenswürdigkeiten.

Keine schillernden Städte. Keine Tunnel. Keine schmalen Gassen. Einfach nur Rundkurse, die man nach kurzer Zeit schon satt hat. Was mitunter daran liegt, dass pro Rennwochenende stets zweimal die gleiche Strecke gefahren wird - Qualifikation und Training nicht mit einbezogen. Außerdem wiederholen sich die Pisten speziell zu Beginn doch recht häufig.

Steuerungstechnisch bewegt sich Ferrari Challenge irgendwo zwischen realistisch und Arcade, allerdings mit einem leichten Hang zur Simulation. Insgesamt muss man aber sagen, dass die Lenkung meist ein wenig zu träge reagiert. Besonders die Bremswege fallen sehr lang aus, während der Analog Stick in den Kurven bis zum äußersten Rand geschoben werden möchte, damit das Fahrzeug wirklich richtig einlenkt.

Sollten Probleme auftauchen, stehen eine Vielzahl von Fahrhilfen zur Verfügung, unter anderem für Schaltung, Ideallinie, Drehzahlanzeige, ESP-Stärke, TK-Stärke, ABS-Stärke, Lenkrad- oder Pedalsensitivität. Profis schalten diese natürlich ab, Neulingen dienen sie jedoch als hilfreicher Einstieg in die Welt von Ferrari Challenge.

Immer schön Runde um Runde fahren.

Austoben darf man sich damit in verschiedenen Spielvarianten. Neben der Meisterschaft (Rundkurs, Rundkurs, Rundkurs...) laden noch der Arcade-Modus, die Herausforderungen, Trophäen- und Zeitrennen zu einer kleinen Runde ein. Selbst dabei verfliegt die Eintönigkeit nicht. Mit der KI hat man in den wenigsten Fällen ernsthafte Probleme, muss dank fehlendem Schadensmodell nicht auf den Zustand seines Vehikels achten und ist in der Lage, seine Kontrahenten einfach mal so von der Strecke zu schieben. Im Gegenzug erhält man bereits eine dicke Strafe, wenn das Fahrzeug einmal versehentlich durch eine Schikane brettert. Fairness, anyone? Immerhin schaltet man durch Siege verschiedene Boni frei, zum Beispiel Karten für das im Spiel integrierte Quartett. Die lassen sich sogar online mit anderen Gamern tauschen. Alternativ rast man mit bis zu 16 Teilnehmern via Internet um die Wette.

Wie zuvor schon erwähnt, zeigt Ferrari Challenge ausschließlich triste Rennstrecken mit unspektakulärer Umgebung. Insgesamt betrachtet sieht das Spiel zwar nicht schlecht aus, aber Luft nach oben ist reichlich vorhanden. An Gran Turismo 5 Prologue, Race Driver: GRID oder Colin McRae: DIRT führt jedenfalls kein Weg vorbei. Umso unverständlicher sind die teilweise sehr langen Ladezeiten, bis man endlich mal am Steuer Platz nehmen darf. Manchmal starrt man bis zu einer Minute lang ungeduldig auf den Bildschirm. Als Entschädgigung trumpft Ferrari Challenge wenigstens mit gelungenen Fahrzeugmodellen auf.

Das Problem von Ferrari Challenge ist schlicht und ergreifend, dass es nichts Besonderes ist. Die sich ständig wiederholenden Aufgaben ("fahre x Minuten und gewinne") haben mich jedenfalls bereits nach wenigen Rennen gelangweilt. „Dank“ des fehlenden Geschwindigkeitsgefühls wirkt das dann gleichzeitig auch noch wie eine halbe Ewigkeit. Auf jeden Fall eine schlechte Voraussetzung, um mich länger als eine halbe Stunde vor den Bildschirm zu fesseln.

Solltet Ihr zu denjenigen zählen, die rasante, markante und variantenreiche Rennspiele á la GRID, DIRT oder Project Gotham Racing 4 bevorzugen, meidet Ihr Ferrari Challenge lieber. In diesem Fall greift Ihr am besten wirklich nur dann zu, wenn Ihr gerne Runde für Runde über Rennstrecken fahrt, Ferrari-Fans seid oder ansonsten schon alle Konkurrenztitel durchgezockt habt.

Ferrari Challenge wartet bereits in der Boxengasse auf Euch.

6 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Ferrari Challenge

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

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