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God Hand

Immer kräftig drauf hauen

„In the future everyone will be famous for fifteen minutes.” – Ein schlauer Junge war er, der Andy Warhol, und das schon in den Sechzigern. Den Entwicklern der Clover Studios wurde zwar ein wenig mehr Zeit gewährt, aber nach nur drei Jahren ist auch schon wieder Schluss. In Erinnerung bleiben die beliebten Titel Viewtiful Joe 2 und Viewtiful Joe: Red Hot Rumble, das jüngst gefeierte Okami und eben God Hand. Der letzte Titel scheint zu gleich auch der umstrittenste zu sein und trübt die Qualitätsbilanz.

Man hatte sich mit einem klassischen Beat’em Up ja auch viel vorgenommen: Das Genre erlebte vor weit über einem Jahrzehnt mit Titeln wie Golden Axe oder Street Rage seinen glanzvollen Höhepunkt und fristet seitdem ein Schattendasein. Moderne Spiele verbinden oft mehrere Genres miteinander, um ein größeres Publikum anzusprechen. God Hand ist hier eine der wenigen Ausnahmen und versucht sich an einer unverfälschten Umsetzung.

Eine elementare Zutat für ein gutes Spiel ist heutzutage eine gelungene Geschichte, die das gesamte Handeln lenkt und vorantreibt. Bei einer spannenden Story schaut der Spieler auch gern mal über die eine oder andere Schwäche im Gameplay hinweg. Und tatsächlich haben die Clover Studios hier ganze Arbeit geleistet: Der Hauptcharakter hört auf den Namen Gene und kämpft mit Hilfe der Fähigkeiten der God Hand gegen die Unterwelt. Diese außergewöhnliche Macht ist ihm allerdings ohne besonderen Grund zugefallen. Sein loses Mundwerk und ein Zufall führten dazu, dass er nun die Welt vor der Übermannung von Dämonen retten muss. Immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen sorgt er für viel Schmunzeln während des gesamten Spielverlaufs. Nicht fehlen darf natürlich eine Frau an seiner Seite. Wobei Olivia wohl eher Gene an ihrer Seite sieht, wenngleich er natürlich die Drecksarbeit verrichtet und sie brav das Hotelzimmer hütet.

Ein Tritt in die Familienjuwelen fällt selbst den dicksten Gegner

Das klingt alles noch ein bisschen zu gewöhnlich und wenig aufregend, doch die von Clover ausgewählten Settings und „Anpassungen“ lassen das Ganze schnell in einem neuen Licht erscheinen: Die erste von insgesamt neun Welten etwa macht Gene zum Westernhelden. Der Kampf gegen die bösen Dämonen nimmt aber schon hier groteske Züge an: Giftige Chihuahuas bedrohen arglose Bewohner und ein schwules Zwillingspärchen im schrillen Rio-Karnevals-Look zeigt großes Interesse an Gene. Die beiden sind die dämonischen Vorboten des ersten Bösewichts Elvis. Im dritten Abschnitt, dem Jahrmarkt, lockern fünf kleine und vor allem gewaltbereite Power Rangers das Spiel auf. Mit dem letzten Zwerg des Kommandos hat man fast Mitleid, scheint der rosa Kämpfer doch schwere Identitätsprobleme zu durchleiden. In Level Numero Fünf müssen zwischen Grachten und Kähnen einer aufstrebenden Rockband die Leviten gelesen werden.

Es ist absurd, übertrieben, sexistisch, trashig und gerade deswegen witzig. Die oftmals vermeintlich unfreiwillige Komik stellt sich als kühl kalkuliertes Konzept für saubere Unterhaltung heraus, die ziemlich gut bei der Stange hält. Ganz abgesehen davon, dass auch in Kämpfen selbst entsprechende Spaßelemente integriert wurden. Lacher folgen so beispielsweise von einem unsichtbaren Publikum, wenn der männliche Gegner gezielt an diese eine, ganz besonders empfindliche Stelle getreten wird. Aber auch die bösen Mädchen kommen nicht zu kurz: Sind sie nach einigen Schlägen etwas benommen zu Boden gegangen, hat Gene die Möglichkeit, sie zu schnappen, um ihnen einmal kräftig den Hintern zu versohlen. Und eins ist sicher: Der angehende Gott geht mit den Damen nicht zimperlich um.

So befördert man einen Bösewicht in den Orbit

Ähnlich erheiternd präsentiert sich auch das Repertoire an Moves, die im Kampf eingesetzt werden können. Neben banalen Kicks und Haken befinden sich „Pimpprügler“ und „Betrunkene Faust“ in der Auswahl. Insgesamt gibt es ganze 114 dieser Bewegungen, 11 von ihnen können einer Tastenkombination zugeordnet werden. Die Kreis-Taste ist allerdings schon als Aktionstaste für Konter-Attacken oder das Einsammeln von Gegenständen belegt. Unter die Kategorie „Einsammeln“ fallen allerdings nicht nur Heilfrüchte oder ähnliches, sondern auch herumliegende Schlagwaffen wie beispielsweise ein Hammer oder eine Straßenlaterne. Die restlichen Tasten lassen sich jedoch effektiv nutzen: Sechs Attacken können durch mehrmaliges Drücken der Quadrat-Taste erreicht werden, die restlichen fünf verteilen sich auf die beiden übrig geblieben Buttons sowie auf die Kombinationen einer der drei Tasten mit gesenkten Analogstick. Das macht die Steuerung übersichtlich und einfach zu handhaben.

Für den Faustkampf stehen noch zwei weitere Angriffsoptionen zur Verfügung, die, wie sollte es anders sein, die God Hand betreffen. Zum einen heizen starke Spezialattacken à la „Götterschlag“ oder „La Bomba“ den feindlichen Horden ein, zum anderen sorgt eine Art Adrenalin-Modus für eine gewisse Überlegenheit. Und während die besonders starken Angriffe Roulette-Kugeln verbrauchen, wird für die kurzzeitig erhöhte Schnelligkeit eine aufgefüllte Spannungsleiste benötigt. Zunächst ist die ausbaufähige Anzeige auf maximal drei Kugeln begrenzt, der Adrenalin-Schub auf wenige Sekunden. Aber wie die Leiste für Energie, können sie durch Einkäufe im Shop erhöht werden.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Stephen

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