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God of War: Chains of Olympus

Das neue Testament

Anders als seine Vorgänger verliert Chains of Olympus eher wenige Worte. Das ist vermutlich der Plattform geschuldet. Schließlich will bei Ready at Dawn niemand, dass Ihr wegen einer langen Filmsequenz vergesst, die U-Bahn-Linie zu wechseln. Der Ton der Vorlage wird aber auf den Punkt genau getroffen, während in mundgerechten Happen und in exzellent nachbearbeiteter In-Game-Grafik die Vorgeschichte von Kratos erzählt wird.

Unauffällig wie ein netter Teppich legt sich die Story unter das God of War-Universum und verleiht dem verdorbenen Hauptdarsteller noch ein Quäntchen Tiefe. Doch aufgepasst, wer blinzelt, verpasst den Moment, in dem Kratos gütig lächelt. Er ist kurz, aber ich schwöre, es gibt ihn! Auch der Feldzug, den der Spartaner in Teil 2 gegen die Götter los tritt, erhält durch diesen Unterbau noch etwas mehr an Gewicht.

Zu Anfang ist es lediglich Morpheus, Gott der Träume, der scheinbar Sonnengott Helios gefangen hält, um die Welt in ewige Nacht zu hüllen. Doch natürlich ist auch hier wieder Täuschung und Verrat im Spiel und noch vor dem Showdown werdet Ihr, Kratos, vor eine grausame Wahl gestellt.

In Sachen Technik, Gestaltung, Story und Spielbarkeit steigt Chains of Olympus also mit breiter Brust mit seinen Vorgängern in den Ring. Es will auf Augenhöhe sein und das ist es eigentlich auch: Es funktioniert genauso, motiviert genauso und erschlägt einen fast genauso oft mit seiner technischen Brillanz. Allerdings muss es sich deshalb dann auch mit zwei der besten Spiele vergleichen lassen, die die PS2 jemals gesehen hat. So befremdlich der Vergleich "Handheld-Spiel gegen Heimkonsolen-Variante" auch wirken mag, diese kleine UMD drängt sich ganz alleine dafür auf. Und sie hat alles Recht dazu.

Dieser Herr hat behauptet, das Spiel sähe nicht nach PS2 aus. Er hat offensichtlich was am Auge.

Insgesamt erscheinen beide Vorgänger aber deutlich runder. Zum einen ist Chains' Spieldauer relativ kurz: Der erste Versuch nimmt auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad deutlich weniger als sieben Stunden in Anspruch. Im zweiten Durchgang, mit allen Waffen, erreichte ich auch ohne große Hetzerei oder Speedrunning-Ambitionen den letzten Speicherpunkt (die übrigens angemessen oft gesetzt wurden) vor dem finalen Boss nach sage und schreibe drei Stunden und 21 Minuten.

Zu wenig? Jein, denn dies ist durchaus die Sorte Spiel, die man gerne mehrmals löst. Einfach nur, weil das Spielen an sich Spaß macht, die Kämpfe auf den höheren Schwierigkeitsgraden einmal mehr bei aller Fairness angenehm fordernd sind und der Bonus Content (Kostüme, Challenges, Behind-the-Scenes-Videos) seinen Namen wirklich verdient. Nach all dem, was man in den letzten drei Jahren schon mit Kratos erlebt hat, wird man aber das Gefühl nicht los, dass dies hier insgesamt ein deutlich kleineres, weniger episches Abenteuer ist: Immer noch groß, aber eben kleiner als gigantisch.

Das liegt vielleicht auch daran, dass die Vorgänger deutlich abwechslungsreicher waren. Dank der hohen Ereignisdichte des kompakten PSP-Auftritts ist das allerdings nicht wirklich schlimm. Trotzdem soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Plattforming-, Kletter- und Rätselelemente, die in den PS2-Ausgaben für willkommene Abwechslung sorgten und den Leveln interessante Perspektiven verliehen, deutlich zurückgefahren wurden.

Nur sehr selten macht die Bildrate einen leichten Knicks.

Während man in den Vorgängern alle paar Räume über einen Balken balancierte, an einem Seil entlang hangelte, eine Kette hochkletterte - sich schlicht auf interessante Arten durch die Welt bewegte - ist man in Chains of Olympus fast immer im Laufschritt unterwegs, legt mehr Hebel um und öffnet deutlich großzügiger verteilte Kisten und Falltüren. Und auch mehr als die drei "echten" Bossfights wäre durchaus wünschenswert gewesen.

Das alles ist natürlich Meckerei auf hohem - eigentlich schon gottgleichem - Niveau. Die hochwertige Produktion stellt jedes andere tragbare Spiel ohne mit der Wimper zu zucken an die Wand, die allermeisten Tugenden der Serie werden feste hochgehalten und wer mit guten Kopfhörern auf den Ohren und dem Hosentaschen-Kratos auf dem Bauch in das Spiel eintaucht, wird Mal um Mal vergessen, dass er hier ein Handheld-Game vor sich hat. Trotzdem: Statt einem erneuten kreativem Meisterstück ist Chains of Olympus "nur" eine kompetente Umsetzung, an die man sich vor allem als herausragendes Beispiel perfekter Programmierkunst erinnern wird.

So ist auch diese Handheld-Umsetzung, trotz aller technischen Zauberei, wieder nur "fast so gut" wie die Vorlage - allerdings ohne auch nur eine Sekunde zu enttäuschen. Für mich jedenfalls ist auch das drittbeste God of War noch Grund genug, die stationären Rechenwunder mal auszulassen. Und sei es nur für sieben Stunden.

Wir wissen, Ihr könnt es noch nicht spielen. Schließlich erscheint Chains of Olympus erst am 28. März. Trotzdem findet Ihr morgen an gleicher Stelle schon einmal umfangreiche Tipps & Tricks-Sammlung zum Spiel.

8 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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