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GTA: Vice City Stories

Portiertes Cover Revival

Jede Industrie kommt an den Punkt, an dem ihr mangelnde Kreativität und Ideenlosigkeit vorgeworfen wird. Schließlich muss der Schuh ja nicht jedes Mal komplett neu erfunden werden. Es folgen in der Regel Revival, Cover und in ganz extremem Fällen wird einfach nur 1:1 kopiert. Grün ist das neue Pink. Die gealterten Take That sind jüngst die größten Pop-Nervensägen. Und das neue GTA ist - Achtung, Achtung - eigentlich nur das alte GTA.

Wie das? Versuchen wir einmal ein bisschen Ordnung herein zu bekommen: Der aktuelle Sproß Grand Theft Auto: Vice City Stories für die PS2 ist eine direkte Portierung des gleichnamigen PSP-Spiels, welches wiederum eine Art Cover des sehr ähnlich klingenden PS2 Spiels ist, das wiederum auf der Achtziger Jahre Revival Welle mitschwimmt. Es steht nun aber immer noch GTA drauf und es ist auch immer noch GTA drin. Damit wäre doch eigentlich alles Wesentliche gesagt.

Ok, ok, woher soll ich schließlich wissen, ob Ihr GTA kennt? Wahrscheinlich mögt Ihr selbst dann trotzdem ein paar Kerninformationen zu Unterschieden hören wollen. Graben wir uns also von der Hülle des Spiels in seine Seele.

Da kommen Urlaubswünsche auf.

Vice City Stories wirkt optisch genauso rückständig wie eh und je. Zwar profitiert dieser Teil wie schon damals Vice City von den bunten, schrillen Achtziger Jahren, aber mittlerweile haben wir auch Entwickler erlebt, die mehr aus der altersschwachen PS2 rausholen konnten. Durchaus positiv anmerken muss man allerdings die kaum vorhandenen Ladezeiten und die durchaus riesige Welt, die sich einem auftut. GTA, und hier tauchen wir schon tiefer in das Spiel ein, brauchte noch nie eine technisch aufwendige Grafik, um zu überzeugen. Rockstar beweist, dass die Anzahl der Polygone und Atmosphäre keinesfalls im Zusammenhang stehen müssen. Die unerwartete Detailverliebtheit beschränkt sich dabei nicht auf Straßenlaternen und Mülleimer. Vielmehr ist es eine Art Gesamtkunstwerk, die alles andere herum vergessen lässt.

Ein entscheidender Beitrag hierfür ist auch der Soundtrack. Über 100 Musikstücke bieten die acht verschiedenen Radiosender. Nicht nur, wer in den Achtzigern sozialisiert wurde, wird sich beim Mitwippen ertappen. Hits wie „It´s my Life“ von Talk Talk, “Heart of Glass” von Blondie oder “I´m not in Love” von 10cc dürften auch jüngeren Musikfreunden ein Begriff sein.

Die heißen Flitzer der Achtziger Jahre.

Beim weiteren Erkunden des Spiels wird einem schnell klar, dass sich die Steuerung gegenüber den Vorgängern nicht geändert hat. Wieder macht es deutlich mehr Spaß mit zwei Analog-Sticks durch Vice City zu streifen, als sich mit dem Knubbel auf der PSP herumzuquälen. Kritisch fällt den Realismusfans hingegen sicherlich das Steuern der Fahrzeuge auf, welches ein wenig eigen anmutet. Jedoch tröste ich mich schon mit schicken Geschwindigkeitseffekten und den beiden neuen Fortbewegungsmitteln Jet-Ski und Helikopter. Als I-Tüpfelchen darf auch noch geschwommen werden. – Eine längst fällige Neuerung, in einem Spiel, dass zumindest versucht, die Realität halbwegs echt abzubilden. Natürlich bleibt ein Spiel immer nur ein Spiel, doch das geschaffene Universum mit seinen Regeln lehnt sich mehr oder weniger an der tatsächlichen Welt an.

Und damit hätten wir auch schon die Überleitung zur letzten Station unserer Reise, das Herz eines jeden Spiels, die Story. Victor Vance braucht Geld, um seinen kranken Bruder durchzubringen. Allerdings braucht er viel Geld, weil die Hälfte davon seine liebste Mutter für Crack ausgibt. Den Job bei der Armee, der ausreichend ertragreich war, hat er nicht lang. Schuld ist sein Vorgesetzter Martinez, der ihn mit kleinen Gaunereien zur Entlassung treibt. Zwar sorgt dieser ebenfalls dafür, dass er nicht ohne Arbeit bleibt, aber der herzensgute Vic gerät auch immer tiefer in den Sumpf aus Verbrechen. Krude Charaktere und ordentlicher Humor wissen zu unterhalten. Und das, obwohl die abwechslungsreichen Missionen allein schon bei Stange halten würden.

Rundflug gefällig?

Natürlich ist nicht alles alter Käse. Im Vergleich zur PSP Version wurde an Optik und Perfomance herumgeschraubt. Und tatsächlich bleiben Einbrüche in der Bildwiederholrate trotz erhöhter Weitsicht eher selten. Dafür wurde wie schon beim PS2-Port von Liberty City Stories der Mehrspielermodus gestrichen.

Ansonsten handelt es sich – wie schon erwähnt - tatsächlich um eine waschechte Kopie des Handheld-Abenteuers. Es dürfen also Gebäude gekauft und als Geschäft betrieben werden, man übernimmt Jobs als Taxi-, Krankenwagen oder Polizeiwagen-Fahrer und bestreitet einige interessante Nebenmissionen. Weiterhin ist der Unterhaltungswert einer Fahrt ohne Ziel mit Flashback FM im Radio und der Sonne im Rücken ungebrochen hoch.

Besonders kreativ war man bei diesem Titel nicht: Take 2 spendiert kein einziges Extra, verzichtet dafür aber wieder einmal auf den Multiplayer-Modus. Besitzer der Handheldversion werden so wohl kaum Interesse am Kauf verspüren, selbst wenn sie beinharte Fans sein sollten. Zudem hat der Charme bei Grand Theft Auto: Vice City Stories trotz bester Grundlage ohnehin etwas nachgelassen. Zwar ist es ohne Zweifel noch immer ein großartiges Spiel, aber die erzählten Geschichten waren schon mal besser. Ich streite nicht ab, dass es sich möglicherweise nur um Details handelt, aber gerade diese machen doch die Serie aus.

Überragendes wurde dafür wieder bei der Musikauswahl und bei der Atmosphäre geschaffen. Trotz altbackener Grafik wird man vom Spiel förmlich aufgesaugt und erst bei Spielende wieder ausgespuckt. Auch in Sachen Umfang wird der interessierte Spieler nicht enttäuscht und bekommt genug Abwechslung für etliche Stunden geboten. Letztendlich muss also abgewogen werden, aber viel falsch machen können alle geneigten Nicht-PSP-Besitzer beim Budgetpreis von rund 30 Euro eigentlich nicht.

GTA: Vice City Stories ist für die Playstation 2 ab dem 9. März im Handel erhältlich.

7 / 10

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Über den Autor

Martin Stephen

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