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Guitar Hero World Tour

Solo-Held auf Bandpfaden

Wem die geerdete Gestaltung der Rock Band-Hotelzimmer-Verwüster gefallen hat, muss sich erst wieder an die unrealistischen und knalligen Bühnen und die doch ziemlich steifen Musiker eines Guitar Hero gewöhnen. Die Rock Band-Animationen mögen nicht die besten sein, die Guitar Hero-Performances überschreiten trotz des aufwendigen Motion Capturings diverser Stars (Haley Williams, Paramore / Zakk Wylde, Black Label Society / Travis Barker, Ex-Blink / Ozzy himself / Sting) hin und wieder die Grenze zur Hampelei.

Auch empfand ich die Mischung aus eher realistisch nachempfundenen Originalmusikern und den größtenteils – gelinde gesagt – „ästhetisch benachteiligten“ Guitar Hero-Bühnenkaspern als alles andere als homogen. Das ist natürlich alles einer ganz bewussten Stilentscheidung im Hause Neversoft geschuldet und damit durchaus Geschmackssache. Weniger diskutabel ist allerdings, dass RB mit seinen stilvollen Lichtshows, Filtern und Fangesängen viel stärkere Live-Atmosphäre erzeugt. Ich müsste aber lügen, wenn ich behauptete, dass diese Punkte beim eigentlichen Spielen wirklich wichtig wären.

Denn hier trumpft GHWT mit berühmt-berüchtigter Konstanz auf. Nach dem leichten Formtief in Legends of Rock, mit seinen teils unlogischen bis willkürlichen Noten-Anordnungen, spielen sich die neuen Stücke wieder wie zu den besten Zeiten. Gesang und Bass funktionieren wie gehabt und werden (ebenfalls wie gehabt) meistens ungebetenen oder unliebsamen Gästen überlassen. Der Mann / die Frau am Mikro gibt den Singstar, während der Bassist nun an Bass-losen Stellen lässig die leere E-Saite massieren darf. Die guten Notencharts ermöglichen es dabei, die exzellenten Instrumente noch besser zu genießen. Allen voran das phänomenale Schlagzeug.

Nach seiner Auszeit in 'Legends of Rock' ist Clive Winston nun wieder mit von der Partie.

Allerdings funktionierte auch unser Testexemplar ab Werk nicht korrekt. Die rote Trommel (Snare) musste man bis zur Besinnungslosigkeit prügeln und auch die beiden Becken hätten deutlich sensibler eingestellt sein dürfen. Das Problem wurde von Activisions vorbildlichem Kundenservice aber auf unsere Nachfrage hin ausgebügelt. Mit einem (natürlich kostenlosen) Midi-USB-Kabel ließ sich das Drumkit an den PC anschließen und mit einer sehr übersichtlichen und benutzerfreundlichen Software auf ein Optimum nachregeln.

Hat man diese kleine Klippe umschifft, merkt man erst, wie gut es tut, dass GHWT die Becken über Snare, Tom und Big Tom erhoben hat. Wer einmal auf dem gut verarbeiteten Drumset gespielt hat, wird nie wieder zum Rock Band-Klapperkasten zurückwollen – so nah ist das GHWT-Schlagzeug an echten Drums. Trommeln wie Becken unterscheiden in den Improvisations-Abschnitten der Songs verschieden harte Schläge und sind sogar unterschiedlich gefedert: So fühlt sich die Snare deutlich härter an als die Big Tom, während die mittlere, blaue Trommel irgendwo dazwischen liegt.

Insgesamt sorgt die dicke Gummierung der Pads dafür, dass Drumschläge insgesamt deutlich angenehmer und leiser klingen und vor allem sehr schön federn. Das erleichert besonders schnelle Schlagfolgen deutlich und sorgt allgemein für ein wesentlich besseres Spielgefühl. Hatte man zu Rock Band 1-Zeiten noch Angst, man könnte was kaputt machen, berserkt man in Guitar Hero unbesorgt und mit größter Wonne auf seinem Schlaginstrument. Dies wird durch die vereinzelten Akzent-Noten, die man für Extra-Punkte besonders stark schlagen muss, sogar noch gefödert.

Ho Ho Ho! Gitarrenpapst Zakk Wylde in Weihnachtslaune.

Die Fußmaschine ist etwas solider und registriert, anders als das Rock Band-Gegenstück, nicht einen bestimmten Kippwinkel des Pedals, sondern das Auftreffen eines Klöppels auf eine Sensorplatte. Der Weg ist etwas kürzer, was ich etwas gewöhnungsbedürftig, aber keinesfalls schlecht fand. Das einzige, was bei mir zuhause etwas störte, ist das Fehlen einer Halterung für das Pedal. Auf meinem Dielenfußboden rutschte es deshalb immer etwas hin und her. Teppichböden oder Fließen sollten für die gummierten Füße aber kein Problem darstellen.

Die Drums sind so gut, dass sie das gesamte Spiel aufwerten. Und nicht nur das, ich habe mir fest vorgenommen, das erste Rock Band damit erneut durchzuspielen – wenn man so etwas von einer Peripherie sagen kann, dann hat der Hersteller wahrlich alles richtig gemacht. Ich sehe bei allen geplanten Verbesserungen am Rock Band 2-Drumkit nicht, wie man mit der logischen Anordnung der exzellenten, leisen GH-Trommeln mithalten will.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Guitar Hero World Tour

PS3, Xbox 360, PS2, Nintendo Wii, PC

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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