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Infinite Space

Unendliche Weiten...

Wollt ihr ein stark gepanzertes Schlachtschiff, das in erster Reihe auch einmal konzentriertes Feindfeuer übersteht? Oder eher einen geräumigen Frachter, der von anderen Schiffen beschützt werden muss? Jedes Modell hat seine Vor- und Nachteile. Panzert ihr eure Schiffe, bleibt nicht viel Platz für Frachtraum, was den Handel erschwert. Investiert ihr in Waffen und Sensoren, bekommt ihr ein Angriffsschiff mit extremer Reichweite, aber schwacher Verteidigung.

Nur eine kluge, ausgewogene Zusammensetzung der Flotte führt im späteren Spielverlauf zum Erfolg. Genauso wichtig ist später dann die Besetzung der wichtigsten Mannschaftspositionen. Vom ersten Offizier, der eurem Schiff vielleicht ein Spezialmanöver beschert, bis hin zum Koch, der die Mannschaftsmoral hoch hält, könnt ihr den über 100 Charakteren des Spiels Positionen zuweisen. Auch hier ist kluge Planung von Vorteil, manche Figur hat auch mehrere Stärken, die ihr als guter Captain berücksichtigen solltet.

Stilistisch orientiert sich Infinite Space weniger an westlichen Weltraum-Opern Marke Kampfstern Galactica oder Star Trek, sondern eher an den japanischen TV-Klassikern. Macross, Captain Harlock oder auch in Deutschland bekannte Serien wie Leiji Matsumotos Die Königin der Tausend Jahre standen den Figuren und vor allem den Raumschiffdesigns Pate – verständlich, ist gerade die japanische Zielgruppe doch mit eben genau diesen Serien aufgewachsen. Und habt auch ihr in jungen Jahren zur Tele5-Fangemeinde gehört, dann werdet ihr euch in Infinite Space schnell wie Zuhause fühlen.

Oben verfolgt ihr die grafisch nicht allzu spektakuläre Schlacht, unten gebt ihr eure Kampfbefehle.

Lediglich ein Hindernis gibt es da leider noch: Ohne stabile Englischkenntnisse seid ihr leider ein wenig aufgeschmissen. SEGA hat zweifellos aus wirtschaftlich durchaus nachvollziehbaren Gründen auf deutsche Texte verzichtet und so setzt das eigentlich exzellente Infinite Space einen traurigen Trend der letzten Monate fort...

Ohne eine ordentliche Eindeutschung schließen eigentlich herausragende Titel wie Miles Edgeworth: Ace Attorney Investigations, Yakuza 3 und jetzt eben auch Infinite Space einen großen Teil der potentiellen Käufer und Fans leider von vornherein aus. Klar, es sind Nischenspiele – aber ohne eine ordentliche Übersetzung haben solche Titel auch gar nicht erst die Chance, ihre Nische zu verlassen. Wie man es dreht und wendet, es ist ein Teufelskreis.

Lasst ihr euch nicht von der englischen Sprache und der hohen Einstiegshürde abschrecken, dann werdet ihr mit Infinite Space viel Spaß haben. Auch wenn man es dem DS, dem technisch schwächsten System auf dem Markt, nicht zutrauen würde, so funktioniert ein Genre, das früher die Domäne hochgezüchteter Heimcomputer war, auf dem kleinen Bildschirm sehr gut. Dadurch, dass sich Infinite Space keinen Deut um die Portabilität der Hardware schert und einfach sein Ding durchzieht, mag es vielleicht sperrig und wenig elegant wirken, dafür geht es aber spielerisch und inhaltlich keine Kompromisse ein.

Genau diese Kompromisslosigkeit ist es, die Infinite Space auszeichnet. Es ist groß, komplex, elegant und wird euch in den ersten Spielstunden jede Menge Nerven kosten. Ja, eigentlich widerspricht Infinite Space so ziemlich jeder modernen Spieldesign-Philosophie, insbesondere was Handheld-Spiele angeht. Und trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – funktioniert es. Die Einstiegshürde ist teuflisch hoch, die Komplexität fühlt sich eher nach einem PC-Titel der 90er Jahre als nach einem zeitgenössischen DS-Titel an und das Design spricht all jede an, die mit japanischen SF-Animes der 70er und 80er Jahre aufgewachsen sind. Allesamt nicht gerade die Garanten für gute Verkäufe und fast schon der Albtraum jedes Marketing-Managers.

Aber ebenso wie den Marketing-Leuten beschert Infinite Space auch euch Spielern schlaflose Nächte – aber im positiven Sinne! Habt ihr euch erst einmal durch die ersten Stunden gekämpft und das Spielsystem verinnerlicht, dann steht einer großen Karriere als Kapitän nichts mehr im Weg. Und nach vielen durchgezockten Nächten mit harten Raumschlachten, spannenden Entdeckungen und einträglichen Transaktionen könnt ihr dann guten Gewissens zu Captain Jean-Luc Picard, Captain Harlock, Captain Mal Reynolds und meinetwegen auch zu Captain Zapp Brannigan Kumpel sagen.

Infinite Space ist für ca. 35 Euro für den Nintendo DS erhältlich.

8 / 10

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