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J! - Afrika

Stealth Safari

Na, das war ja mal wieder klar. Das Spiel heißt Afrika, spielt in Afrika, dreht sich um die Fauna Afrikas und die Hauptrollen werden von zwei Weißen übernommen. Ein Doppelpack aus Klischee-Quoten-Frau und Eurotrash-Typ mit Beanie-Mütze, beide frei jeglicher Persönlichkeit. Der einzige Schwarze ist der Jeep-Chauffeur. Typisch. Und realistisch? Vielleicht. Weiß ich nicht. Nur hätte man zumindest in einem Spiel um fiktive Safaris ja neutral bleiben und Auswahl bieten können. Aber was soll's, die beiden Fotografen auf der Jagd nach den perfekten Motiven in der Tierwelt sind eh nur Zierde am Rand, die wahren Stars sind Land und Tiere.

Genau darum geht es in Afrika – japanischer Titel Hakuna Matata –, einem interessanten Experiment, das sich Sony dann wohl doch nicht traute, aus dem eigenen Heimatland zu entlassen. Die Überlegung dahinter dürfte hart kalkulierte Finanz sein. In den USA verkaufen sich nur die Wildlife-Spiele, in denen man dann auch mit der Flinte anlegen darf, und auch den Europäern traut man nicht so richtig zu, an einem Spiel Spaß zu finden, in dem Ihr nichts andres tut, als Viecher in freier Wildbahn zu fotografieren.

Damit das überhaupt einen Sinn hat, muss es einfach zumindest einen Teil der Schönheit des Vorbildes einfangen, und in einem gewissen Rahmen hat Sony dabei Erfolg. Man merkt Afrika leider an vielen Ecken an, dass hier nicht Production Values eines Killzone 2 dahinter stecken, nichtsdestotrotz reicht es immer noch für ein hübsch bis in einzelnen Augenblicken wirklich schön.

„Zebras...warum ausgerechnet müssen es Zebras sein?“

Einen großen Einfluss auf diese Abstufung hat die Tageszeit. Die Savanne im hellen Tageslicht wirkt eher weitläufig-langweilig, bei Sonnenaufgang, wenn sich die ersten Strahlen der Sonne zart auf den Rücken der Zebras brechen, sieht es schon ganz anders aus. Richtig schön kitschromantisch, wie es sich gehört, und dabei leistet auch der Soundtrack einen wertvollen Beitrag. Das klanglich aufgeweichte Ripp-Off von Williams Jurassic Park klingt nach Drama und Hollywood-Afrika, selbst wenn eigentlich nur der Jeep durch ein recht lebloses Flussbett wackelt.

Überhaupt wirkt Afrikas Afrika über weite Strecken ein wenig leblos. Nicht an den Stellen, zu denen Euer Local Guide bringt, es sind die Strecken dazwischen, auf denen Ihr Euch häufig mit einem recht vereinsamten Karibu begnügen müsst, das vor dem Motorendröhnen dann auch noch Reißaus nimmt. Mir ist bewusst, dass weite Teile des riesigen Kontinents nun nicht nur von Giraffenhorden überrannt werden und Schwärme von Rhinozerossen die Ernte weggrasen. Jedoch blüht bereits nur eine Bodenwelle weiter die Wüste auf und Dutzende von Tieren scheinen aus dem Nichts zu einem besonders fotogenen Fleckchen gefunden zu haben.

Dieses kleine Missverhältnis macht dafür Eure Arbeit weit einfacher. Zum Start mit einer billigen, zu allem Überfluss auch noch „Tzetze“ genannten Kamera bewaffnet, sollt Ihr bestimmte Tiere fotografieren. Es beginnt harmlos mit einem fast beliebigen Schnappschuss eines Zebras, dann folgen bestimmte Posen – die Giraffe soll trinken und nicht Euch angucken – bis hin zu wirklichen Momentaufnahmen. Eine Porträtaufnahme von einem Elefanten, der sich Wasser mit dem Rüssel auf den Kopf prustet, braucht nicht nur Geduld, sondern auch bessere Ausrüstung.

Afrika - Trailer

Für Eure Aufnahmen werdet Ihr bezahlt und zwar abhängig vom Rating des Bildes. Aufgeteilt in Kategorien von Winkel, Motiv oder Entfernung entscheidet National Geographic, ob sie was mit Euren Bildchen anfangen können, und ein gutes Rating lässt auch die Motivationskurve nach oben schnellen. Es fühlt sich nach einem netten, virtuellen Schulterklopfen an. Mit der „Tzetze“ allein kommt Ihr nicht weit und bald wird es –natürlich – das Spitzenmodell von Sony sein, mit einem großen Bildspeicher, Shuttern, Blenden und vielen anderen Extras.

Zum Glück kann das virtuelle Werkzeug nicht mit der überbordenden Komplexität der Originale mithalten, den Sprung von der Billigknipse zu den Möglichkeiten eines Paparazzischlachtschiff werdet Ihr jedoch schnell in der Qualität Eurer Bilder wiederfinden. Noch wichtiger als gute Ausrüstung ist am Ende jedoch die Geduld des Jägers. In der Hocke kriechend nähert Ihr Euch nur millimeterweise Eurem Ziel. Dann verharrt Ihr ruhig ein paar Sekunden, bis das Nashorn aufhört, nervös mit den Ohren zu zucken. Dann wieder einen halben Schritt. Der Analogstick reagiert sehr sensibel und nicht die Steuerung, sondern nur die eigenen Ungeduld kann Euch am Ende einen Strich durch die Rechnung machen.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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