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King's Bounty: The Armored Princess

Bunt in den Frühling starten

Am Ende brachte es im letzten Winter höchstens Dragon Age: Origins auf mehr Spielstunden bei mir. Und das, obwohl ich nur bis Ende Januar spielen konnte. Dann meldete sich ganz unverschämt das Zeitlimit meiner Testversion von King's Bounty: The Armored Princess und meinte, dass ich nach fast zwei Monaten nun doch endlich zu einem Ergebnis gekommen sein müsste. War ich ja auch und das sogar schon deutlich vorher. Es ist erstaunlich, dass eine solche Perle fast vier Monate brauchte, um endlich einen Publisher zu finden und übersetzt zu werden. Aber besser spät als gar nicht, heißt es wohl.

Der Publisher DTP hat sich nun also des Werkes angenommen und ihm eine deutsche Übersetzung und Hülle verpasst, auf das jeder endlich in das quietschigste Fantasy-Universum überhaupt abtauchen kann. Quietschig war ja auch das Markenzeichen der ursprünglichen Might-&-Magic-Reihe des lange verschiedenen Hauses New World Computing und die bastelten auch das weniger fluffige, ursprüngliche King's Bounty, dessen Wiederauferstehung mit einem Remake im Jahr 2007 gefeiert wurde. Wie auch die direkte Fortsetzung The Armored Princess verbinden beide das Spielprinzip des Originals mit der Farbenfreude des ehemaligen Entwicklers und schicken euch in die besten Fantasy-Rundentaktiker seit Heroes of Might & Magic. Ebenfalls ein Vorfahr in direkter Linie, aber eine Sache fehlte diesem: Ein brontal mächtiger Babydrache.

Es gab mal diese Kneipe, die hieß 'Gandalf'. Da hab ich auch so bunte Farben gesehen.

Das Land ist nach einem Etappensieg im Vorgänger in Armored Princess wieder in Gefahr und so zieht diesmal die Tochter des Königs aus, um Truppen zu sammeln, Verbündete anzufreunden und schließlich mit einer Streitmacht einen bösen Magier zu erledigen. Weil sie jedoch zum zarten Geschlecht gehört, bekommt sie einen auf den ersten Blick höchstens bedingt gefährlich wirkenden Mini-Drachen zur Seite, der allerdings schon nach wenigen der grundsätzlich rundenbasierten Taktikkämpfe klar macht, dass er genau weiß, wo der Hammer hängt.

Die schon zu Beginn mächtigen Angriffe und verheerenden Zauber, je nachdem, welchen der angebotenen sechs Begleiter ihr herausgepickt habt, lassen sich mit Erfahrung erweitern und sorgen dafür, dass einige Kämpfe deutlich zügiger ablaufen als es noch im Vorgänger der Fall war. Das Kampffeld besteht dabei aus kaum mehr als einem Screen, aufgeteilt in Hex-Felder. Schnelle Wolfreiter sprinten zu trägen, aber wehrhaften Riesen, Ritter wehren Harpyien ab - das Feld der Fantasywesen ist weit gefächert und Langeweile kommt bei der Auswahl kaum auf. Die meisten Figuren haben noch ein paar Sonderattacken, die nicht ignoriert werden sollten. Den Gegner vor Furcht erstarren zu lassen oder die doppelte Felderzahl in der Runde hinter sich zu bringen ist einfach zu wertvoll. Der Kampf gibt sich über die gesamte Spielzeit recht frisch, nur könnte er zum Ende hin doch etwas epischer ausfallen. Das Schlachtfeld und die Anzahl der eingesetzten Einheiten bleiben halt doch klein.

Vergesst die Monster vorne. Der wahre Killer ist der gelbe Knuffel im Hintergrund.

Das ändert aber nichts an dem Spaß daran, die erstaunlich lebendige Welt zu erkunden, dabei immer wieder gegen Bares neue Einheiten anzuheuern, die perfekte Söldnerbande abzumischen und eine Unmenge an größeren und kleineren Quests zu meistern. In den meisten Fällen läuft es bei diesen auf Wanderungen von A nach B mit ein paar Kämpfen hinaus, aber so witzig, wie sie teilweise geschrieben sind, mindert das den Reiz dieser Aufgaben kaum. Einen Multiplayer gibt es leider nicht, aber einsame Streiter werden auch so grob 40 Stunden bis zum Finale beschäftigt sein. Für den zum offiziellen deutschen Release leicht gesenkten Preis erhaltet ihr also ganze Menge Spiel für das Geld.

Es ist schnell offensichtlich, dass King's Bounty: The Armored Princess nicht das innovativste Spiel auf der Welt ist. Wer den Vorgänger oder auch die Heroes-of-Might-&-Magic Sachen kennt, weiß genau, was hier passiert. Aber das macht es gleichzeitig so sympathisch, weil deren Spielelemente sowieso schon fantastisch zusammenpassten und Armored Princess sie wie kein anderes Spiel kompetent, ausgewogen und schlicht und ergreifend mit (noch) mehr Charme in sich vereint. Es markiert den bisherigen Höhepunkt dieses Mini-Genres und ist eines dieser Spiele, mit denen man die ganze Nacht verbringt. Und diesen Umstand erst dann wahrnimmt, wenn die Sonne aufgeht. Es war die Nachtigall und nicht die Lerche? You wish.

King's Bounty: The Armored Princess gibt es leider nur für den PC, dort aber ab heute (offiziell) in Deutschland und das zum sehr fairen Preis von etwa 30 Euro. Die Import-Version mit englischen Texten ist bereits seit letztem November erhältlich. Wer erstmal testen möchte, lädt sich die Demo herunter.

8 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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