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Limbo

Art is spelled L-I-M-B-O

Spätestens hier stellt man sich die Frage: Was genau ist euer Ziel, eure Motivation? Warum versucht ihr, all die tödlichen Hindernisse zu umgehen? Der Spielbeschreibung zufolge dreht sich die Geschichte um einen Jungen, der seine Schwester sucht. Dieser Marketing-Satz geht jedoch schnell im Meer der Hinweise unter, die viel Freiraum zur Interpretation lassen und euch noch über das Ende hinaus mit der Frage beschäftigen werden, was genau tatsächlich vor sich geht. Donnie Darko lässt grüßen. Das Ganze geschieht gänzlich ohne Text, Sprachausgabe oder Zwischensequenzen. Wirklich beeindruckend.

An dieser Stelle warne ich euch vor einem kleinen Spoiler, der jedoch hilft, die emotionale Kraft des Spiel zu verstehen. Wenn euer Kauf bereits feststeht oder ihr euch keine Überraschung vermiesen wollt, überspringt den folgenden Absatz.

Gegen Ende des ersten Drittels gelangt ihr in ein Lager von feindlich gesinnten Kindern. Nach der ersten Begegnung erreicht ihr eine Wand, vor der ein Kind sitzt. Während ihr langsam zum bewegungslosen Körper eilt, bricht der Boden unter euch zusammen und ihr fallt hinunter in den Abgrund. Das Kind hängt jetzt direkt über euch an einem Strick, der zuvor nicht zu erkennen war. In diesem Moment fiel mir der Controller fast aus den Händen, die gleichzeitig zu zittern begannen, ohne das ich jedoch irgendeine Form von Abneigung oder Ekel verspürte. Limbo ist eben ein Ort, in dem sich Gefahr und Trauer die Hand reichen und in der Tod ein tragendes Thema darstellt. Noch nie hat mich eine an für sich so simple Szene so stark berührt und über meine eigene Moral zweifeln lassen, wie weit ein Spiel wirklich gehen darf.

Diese Biester saugen an eurem Hirn und lenken euch ins Verderben.

Emotionen sind ein wichtiger Teil von Limbo. Dazu gehört auch Angst. Ein großer Faktor hierbei spielt die riesige Spinne, die euch in den ersten Kapiteln verfolgt und attackiert. Da ich unter einer leichten Arachnophobie leide, fixierten sich meine Blicke des Öfteren auf sämtliche Ecken in meinem Zimmer, um nach eventuellen Achtbeinern zu suchen. Ich hasse Spinnen und Limbo hat diese Angst perfekt ausgenutzt.

Neben diesen Situationen sowie der grafischen Gestaltung spielt auch die Musik eine zentrale Rolle, obwohl sie kaum vorhanden ist. Es erwarten euch keine melodischen Klänge á la Braid. Im Gegenteil: Die meiste Zeit gestaltet eure Umgebung die Musik. Ob Naturgeräusche im Wald, die stürmischen Klänge eines starken Regens, die schrillen Töne von tödlichen Sägeblättern oder die schlichten Fußstapfen des Jungen. Die minimalistische Untermalung intensiviert das Geschehen und kurz eingespielte Samples in der richtigen Situation wirken durch ihre Seltenheit umso kraftvoller.

Springt im richtigen Moment oder erlebt einen weiteren Tod des kleinen Jungen.

Gibt es bei all dem Lob überhaupt Kritik? Jein. Ich persönlich habe rein gar nichts an Limbo auszusetzen, weise aber auf eine Tatsache hin, die vielleicht einige Interessenten abschreckt. Da ich vor meinem ersten Durchlauf von Spielzeiten zwischen drei und sechs Stunden hörte, wollte ich es genau wissen. Nach dem Abspann zeigte meine Stoppuhr das ernüchternde Ergebnis: 2:52. Zwei weitere Durchgänge erledigte ich in jeweils unter 80 Minuten.

Ist das bei einem Preis von 15 Euro nun zu wenig? Darüber lässt sich sicherlich streiten. Abseits vom normalen Durchgang warten ein paar überaus schwer zu findende Eier auf euch, von denen bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht alle entdeckt wurden und deren genaue Anzahl nur Entwickler Playdead kennt. Allein diese Fundsachen können einige Stunden in Anspruch nehmen, da ihr die Welt auf sehr abstrakte Arten beeinflussen müsst. Zudem spornt ein weiterer Erfolg euch zu einem Durchlauf mit fünf oder weniger Toden an.

Diese Zusätze interessieren nur leider nicht jeden. Ist Limbo dennoch sein Geld wert? Für mich steht jedenfalls fest: Limbo ist keine reine Zeitüberbrückung, von der ihr euch nach dem Abspann distanziert. Es ist eine eindrucksvolle Erfahrung, die mich stolz macht, ein Spieler zu sein. Von der Angst vor der Riesenspinne über die Freude eines gelösten Rätsels bis hin zur Trauer, die viele Momente auslösen, hat mich noch kein Stück Software so ergriffen und zum Nachdenken angeregt. Es ist ein unvergleichbares Erlebnis, dem ich keinen Preis zuordnen kann und will.

Eine Zahl hingegen schon.

Limbo ist ab sofort exklusiv für die Xbox 360 erhältlich und schlägt mit 1.200 Microsoft Punkten (15 Euro) zu Buche. Kauft es, spielt es, liebt es!

10 / 10

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Björn Balg Avatar
Björn Balg: Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Limbo

iOS, Xbox One, PS3, Xbox 360, PlayStation Vita, PC, Nintendo Switch

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