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Medal of Honor: Heroes 2

Marschier oder stirb!

„Die wahren Quellen des Krieges springen tief in unserer Brust, und alles Grässliche, was zuzeiten die Welt überflutet, ist nur ein Spiegelbild der menschlichen Seele, im Geschehen sich offenbarend.“ Dies schrieb der umstrittene Literat Ernst Jünger. Problematisch sein Überhöhen des Krieges als metaphysisches Erlebnis, als Menschwerdung in Stahlgewittern. Für Humanisten unerträglich, denn Jünger malt das Bild einer Zivilisation, die trotz aller Kultur, Kunst und Wissen auf dünnem Eis wandelt – einmal eingebrochen fällt der Mensch wieder in den Urzustand der Triebe, des Instinktes, der Gewalt zurück. Kill or be killed. Eine Prämisse, die sich direkt auf die Medal of Honor-Reihe übertragen lässt.

Es ist also mal wieder Zweiter Weltkrieg, D-Day. Eine große Anzahl der Weltkriegs-Shooter haben sich auf diesen Tag verlegt und Medal of Honour: Heroes 2 macht da keine Ausnahme. Überhaupt macht Medal of Honor: Heroes 2 keine Ausnahmen. Unvermittelt wird der tapfere GI an den Strand der Normandie geschubst und soll Nazis reihenweise umnieten. Die sind dann wenigstens auch so freundlich und rennen in Scharen ins feindliche Kreuzfeuer. Finessen sind also nicht gefragt, das Dasein auf amerikanischer Seite beschränkt sich auf das Suchen guter Deckung, Verschanzen hinter selbiger, damit durch kurzes Hervorlugen den Landsern ordentlich Metall entgegen geschleudert wird. Strategisches Vorgehen? Nicht erforderlich.

Auch ein MG-Stand darf genutzt werden, was jedoch nur wenig Abwechslung bietet, denn auch vor großen Geschützen hat die Wehrmacht keinen Respekt und springt munter in den Bleivorhang. Anschließend lösen sich die Leichen in Nichts auf, vom blutigen Geschäft des Krieges, den Gräueln, bleibt nicht viel übrig – einzig ein Munitionskästchen oder eine neue Waffe zeugen von der Elimination gegnerischer Kräfte. Die heikle Thematik wird nicht reflektiert, der Krieg ist ein Schauplatz wie jeder andere auch. Medal of Honor macht es sich einfach und geht den Weg eines Arcade-Shooters.

Äh, Nein. Kein Zombies. Sondern Landser. Stolpern aber genauso hirnlos durch die Botanik.

Doch gerade einer kurzweiligen Arcade-Action funkt die unhandliche Steuerung dazwischen: Über die rechte Tastenreihe lenkt man den Blick, über den Analog-Stick wird der Kriegsheld in spe gesteuert. Granaten und Waffen sind über die Richtungstasten auszuwählen, die ebenfalls auch Ducken und Aufstehen regeln. Kriegsgerät lässt sich über die rechte Schultertaste einsetzen, mit der linken bringt man das Gewehr in Anschlag, um genauer zu zielen. Alle Funktionen sind recht unglücklich belegt und wollen nicht ins Blut übergehen. Die Tasten auf der rechten Seite ersetzen einfach keinen zweiten Analog-Stick und so wirkt die Steuerung etwas steif, ein Fluss stellt sich nicht ein.

Zwar lassen sich über die Optionen noch andere Steuerungsschemata einstellen, diese sind jedoch genauso wenig zu gebrauchen. Wer den Kampf gegen die Kontrollmechanismen und damit auch gegen die braune Brut endlich gewonnen hat, kann sich nur sehr kurz an seinem Triumph in der Single-Player-Kampagne weiden: Kaum mehr als ein paar Stündlein währt der Sturm in die Innereien der deutschen Linien; aufregende Missionen lassen sich dabei kaum bis gar nicht blicken. Der geneigte Spieler ist also gezwungen, auf die Mulitplayer-Modi auszuweichen. Doch dazu ist zunächst eine Anmeldung bei EA erforderlich, erst dann kann man sich in die allseits bekannten Capture the Flag- und Death Match-Schlachten stürzen. Immerhin kann das System bis zu 32 Mitspieler auf einer Karte vertragen. Ein zwar manchmal chaotisches, aber recht solides Erlebnis. Und auch der größte Lichtblick des Titels.

Das Gerangel um den besten Liegeplatz am Strand wird jedes Jahr heftiger. Nächstes Jahr dann doch lieber wieder nach Bottrop zu Tante Inge.

Solide ist auch die Grafik, die in den oberen Rängen der PSP mitmischt. Dennoch haftet Medal of Honor: Heroes 2 eine seltsam leblose Atmosphäre an. Das mag daran liegen, dass die Kriegsschauplätze mit wenig Flair und Details ausgestattet wurden. Und auch daran, dass sich Explosionen oder Schüsse nicht in der Umgebung niederschlagen. Herumstehende Laster halten problemlos jeder Salve stand und lassen sich auch von Granaten nicht beeindrucken. Das ist deutsche Wertarbeit, aber etwas wenig Bumm und Rumms für einen Kriegsschauplatz.

Es ist ok, dass sich Medal of Honour: Heroes 2 als Arcade-Shooter präsentiert. Zwar wäre eine differenziertere Auseinandersetzung mit der Thematik in heutigen Zeiten schön gewesen, aber das sollte dem Titel nicht angekreidet werden. Schließlich muss nicht der Moralist mit dem Zeigefinger hinter jeder Ecke stehen. Nein, viel schwerer fällt ins Gewicht, dass es für einen Action-Shooter einfach an einer ausgereiften Singleplayer-Kampagne fehlt, an einer durchdachten Steuerung und vor allem an einer knackigen Gegner-KI.

Medal of Honor: Heroes 2 ist keine sonderlich heroische Angelegenheit, sondern Business as usual. Es wird nichts geboten, was man nicht schon aus unzähligen anderen Spielen mit WWII-Thematik kennt. So solide und sauber Medal of Honor: Heroes 2 abgesehen von den beschriebenen Mängeln programmiert ist, fehlt es einfach an zündenden Momenten, um den Spieler in den Bann zu ziehen. Trotz Kriegsthematik eine blutleere Geschichte, bei der lediglich der Mehrspielerpart Laune macht.

Medal of Honor Heroes 2 ist für PSP erhältlich. Die Wii-Version zeigt sich hierzulande nicht.

6 / 10

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In diesem artikel

Medal of Honor: Heroes 2

Nintendo Wii, PSP

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Über den Autor

Martin Kreischer

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