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MotorStorm

I wanna leave you far behind...

Wie schon erwähnt, wurden alle Strecken bis an den Rand der Perfektion geschliffen. Da ist es nur recht und billig, dass MotorStorm diesen Anspruch auch an den Spieler stellt. Einige Schanzen sind so hoch, dass die Fahrzeuge einige Dutzend Meter durch die Luft fliegen. Sie sind aber gleichzeitig auf der Gegenseite so schmal, dass ein minimales Versetzen beim Abflug sofort bestraft wird. Mit Glück landet man auf einer weiteren Fahrbahn und muss nur einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. In der Regel endet ein unpräziser Sprung aber in einem Felsen. Dementsprechend hoch ist der Thrill, wenn man sich so einer Schanze nähert. Von nassen Händen bis zum Aufspringen von der Couch ist alles dabei.

Springen ist ein gutes Stichwort. MotorStorm spielt viel damit, tonnenweise Metall durch die Luft zu wirbeln. Zum Teil vermutlich zum Technik-Show-Off, zum anderen erreicht das Spiel dadurch eine unglaubliche Dynamik. Auf einem Bike oder Quad fühlt man sich zeitweise wie ein Skifahrer, der im Schuss über eine Buckelpiste brettert und nur noch punktuell die Richtung wechseln kann. Es geht also nicht nur um Geschwindigkeit, sondern auch um Kontrolle. Diese trotz des irren Tempos zu behalten, ist eine der großen Herausforderungen.

MotorStorm unterstützt natürlich den Sixaxis-Controller. Das funktioniert zu einem gewissen Grad auch sehr gut; wesentlich schneller und genauer ist man aber natürlich mit dem Analog-Stick unterwegs. Schmerzlich vermisste habe ich hingegen das Rumble-Feature. Aber das kann man dem Spiel nicht anlasten. Wo nichts ist, ist nichts.

Leave You Far Behind

Die Fahrzeuge wurden detailliert modelliert.

Einen Teil seiner Rasanz gewinnt MotorStorm natürlich aus seiner Grafik. Texturen, Animationen und Effekte – alles vom Feinsten. Und dabei werden keine Kompromisse gemacht. Keine eingeschränkte Sichtweite und – bis auf einmal während der gesamten Spielzeit (!) - kein Aufploppen von Polygonen. Es kann allerdings sein, dass ich es aufgrund der Geschwindigkeit einfach nicht wahrgenommen habe. Ein Abfallen der Frame-Rate gibt es nicht, unabhängig davon, wie viele Gegner auf einmal dargestellt werden und wie viele davon gerade in ihre Einzelteile zerlegt werden. Auch wenn es abgedroschen ist: Es ist Next-Gen. Und es ist ein Gradmesser dafür, was wir in Zukunft auf der PlayStation 3 noch erwarten dürfen.

Eine besondere Auszeichnung verdient der Soundtrack. Er ist so gut, dass er nun schon seit gut drei Stunden im Hintergrund läuft, während ich diese Zeilen tippe. In dieser Zeit musste ich sogar zwei Mal iTunes bemühen, um Slipknots Before I forget und Dolls von Primal Scream gleich auf meinen Rechner zu laden. Downloadable Content mal anders. Aber jedes der Stücke passt wie die Faust auf's Auge zum Geschehen. Am besten wohl Leave you far behind von Elite Force, aber auch Nirvanas Breed ist immer wieder gut, die Stimmung so weit aufzuheizen, dass man – im Mittelfeld liegend – noch ein paar Plätze auf's Podium gutmacht.

Booster rein und ab durch die Mitte.

Das waren jetzt exakt 1.228 Wörter voll des Lobes. Kommen wir daher zu den Schattenseiten. Da wären zum einen die langen Ladezeiten; vor einem Rennen lässt sich das noch verkraften, aber mehrere Sekunden warten zu müssen, wenn man im Auswahlmenü nur schnell die zur Verfügung stehenden Fahrzeuge durchzappen will, ist unverständlich und ärgerlich.

Zum anderen zickt die Kamera, wenn man mit einem kleineren Fahrzeug unterwegs ist und ein gegnerischer Truck am Heck klebt. Teilweise wird dadurch komplett die Sicht auf die Fahrbahn verdeckt. Als Vertreter von Evolution würde ich sagen: Dann wechsle eben schnell die Perspektive. Das verhilft in der Tat Abhilfe, aber bei der Action verliert man dadurch immer ein wenig die Konzentration.

Der „Reset" nach einem Crash wirft bei mir ebenfalls Fragen auf. Spektakuläre Crashs werden in Zeitlupe dargestellt, aber die Uhr läuft und die Gegner fahren munter weiter. Da kann man bei einem dichten Feld schon einmal von ganz vorne nach ganz hinten durchgereicht werden. Wenn das immer so wäre, könnte man es als Bestrafung für unzureichende Fahrkünste verstehen und auch akzeptieren. Manchmal jedoch wird das zertrümmerte Fahrzeug sofort wieder auf die Bahn gesetzt. Im Einzelspieler-Modus ist das natürlich nicht weiter schlimm, im Mehrspieler-Modus dürfte das aber natürlich zu deutlichen Wettbewerbsverzerrungen führen. Mit Bestimmtheit können wir das allerdings nicht sagen, weil der Multiplayer-Modus leider noch nicht getestet werden konnte. Wir werden weiterhin täglich den zur Verfügung gestellten Test-Server malträtieren und unsere Eindrucke nachreichen. Schließlich ist MotorStorm wie geschaffen für heiße Mehrspieler-Rennen.

Ich muss zugeben, MotorStorm hat mir den Spaß an Rennspielen zurückgebracht. MotorStorm ist brachial, intensiv und schnell. Wer Spielspaß gerne in Excel-Tabellen berechnet, wird sicher aufgrund der geringen Anzahl an Strecken und Fahrzeugen mangelnden Abwechslungsreichtum als Kritikpunkt ausmachen. Aber definiert der sich wirklich aus einer Zahl heraus? MotorStorm IST abwechslungsreich – weil der Rennverlauf immer wieder überraschen kann und keine Runde der anderen gleicht. MotorStorm hat sich durch die Konzentration auf das Wesentliche seinen Platz im Rennspiel-Olymp redlich verdient. Wenn jetzt noch der Multiplayer-Modus das hält, was er verspricht und bisher von ihm zu sehen war, wird man noch einige Zeit von einem Titel sprechen, der von vielen bereits abgeschrieben wurde und dann doch mit Vollgas über die Ziellinie gebrettert ist.

MotorStorm erscheint zum Launch der PlayStation 3 am 23. März 2007.

9 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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