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Overlord

It's good to be bad?

Kaum betretet Ihr das erste Dorf in Spree, reicht ein einziges Kommando, und die kleinen Trolle schwärmen in alle Himmelsrichtungen aus, um Wohnungen zu plündern, Schafe niederzumeucheln und ganze Marktstände zu verwüsten. Mit einem leicht wahnsinnigen Glitzern in den Augen kehren sie alsbald zurück und präsentieren Euch als Herren und Meister die gefundenen, goldglänzenden Schätze, dass es einem ganz warm um's Herz wird.

Da die Schergen alles mitnehmen, was nicht niet- und nagelfest ist, verwundert es kaum, dass neben Schätzen auch Kriegsgeräte jeglicher Art von der kleinen Privatarmee konfisziert wird, um so die Schlagkraft der Truppe zu erhöhen. Wie allerdings ein ausgehöhlter Kürbis auf der hässlichen Rübe eines Schergen die Angriffswerte erhöhen soll, ist mir ein Rätsel – aber es zeugt vom skurrilen und schwarzen Humor in Overlord.

Die Monster bei der Arbeit, hier im Kampf mit Feuerkäfern!

Neben diesen zugegebenermaßen moralisch fragwürdigen Aktionen helfen Euch die Schergen auch beim Öffnen von Zugbrücken oder dem Wegräumen von Hindernissen. Eine kleine Ziffer gibt die benötigten Schergen an, die auf Kommando beispielsweise fleißig beginnen, an einer Kurbel zu drehen. Und schon öffnet sich das nächste Tor, um weiter ins Innere der Fantasywelt vorzudringen. Dort finden Eure kleinen Helferlein ebenfalls wertvolle Schätze, die im gemeinsamen Hauruck-Verfahren zum nächsten Portal gehievt werden, um sie in den Turm zu beamen. Erst dann erhöht sich beispielsweise die Zahl der maximal zur Verfügung stehenden Schergen in Eurer Truppe, Eure Lebensenergie oder es winkt göttliche Magie.

In der größten Not greift Ihr als Overlord auch direkt ins Kampfgeschehen ein. Entweder mit Axt, Schwert oder Morgenstern, je nach Ausbaustufe und persönlichem Gusto, oder Ihr macht auf coolen Jedi und setzt auf die berühmte Machtnummer. Aus Eurer starken Hand schwirren Feuerbälle riesigen Getreidefelder entgegen, die Sekunden später in Flammen aufgehen und die darin befindlichen Halblinge schön knusprig rösten. Passend zum Fantasy-Setting könnt Ihr die gegnerischen Horden auch per Telepathiezauber dominieren, übertragt den eigenen Zorn auf die kleinen Helferlein oder schützt Eure Schergen mit einem Schildzauber – und das haben einige eurer Lakaien dringend nötig.

Wie im wahren Leben: Mädels stehen auf böse Buben!

Während die braune Einsatztruppe kampferprobt ist, sind blaue, rote und grüne Schergen im Kampf mehr Opfer als Täter. Doch gerade hier beginnt die faszinierende Komplexität des Overlord, denn jede Fraktion hat ihre Stärken und Schwächen. Braune Schergen sind für den Einsatz gegen Einhörner, Elfen und kleinwüchsiges Halblingsgesocks perfekt geeignet, scheitern aber in späteren Szenarien - wie dem brennenden Schloss Rauschingen oder bei den riesigen Seen nahe der Stadt Himmelsspitze -, denn Schwimmen und Brände löschen wurde in deren Schergenschule nicht gelehrt. Dafür gibt es die blauen Schergen, die „Schwimmen wie die Fischlein“, um einen braunen Schergen zu zitieren, oder die roten Diener, die mit Feuerbällen aus der Distanz angreifen und Brände im Handumdrehen löschen.

Richtig geheimnisvoll ist die grüne Fraktion, die zusammengerottet fast unsichtbar wird und Überraschungsangriffe landet, sowie grüne Giftwolken unschädlich machen kann. Sind anfangs nur einzelne Schergentruppen zum Lösen der Rätsel notwendig nimmt die Komplexität in den fünf wunderschönen Szenarien in Spree kontinuierlich zu.

Ein kleines Beispiel aus der Herberge der Halblinge: Um das Zwergenheim zu verlassen, muss ein kleines Holztor mit einer Winde geöffnet werden. Allerdings wird diese von dicklichen Köchen bewacht, die Eure braunen Schergen ganz fix zu Mus verarbeiten. Hier kommen die roten Schergen ins Spiel, die in sicherer Entfernung platziert werden und fortan die Fantasy-Gastronomen mit Feuerkugeln rösten. Eure braunen Schergen haben freie Bahn und können in Ruhe das Tor öffnen. Genau diese Art von Rätsel machen das einzigartige Spielkonzept aus und fesseln auch Einsteiger schnell ans Pad!

Overlord fasziniert von der ersten bis zur letzten Minute – das stimmungsvolle, mittelalterliche Setting sucht auf der Xbox 360 seinesgleichen, selbiges gilt für den spannenden und komplexen Mix aus Strategie, Action und Rollenspiel. Allerdings merkt man dem Titel seine PC-Wurzeln deutlich an, in positiver wie negativer Hinsicht. Selten haben 360-Spieler eine derart detaillierte und wunderschön animierte Welt zu Gesicht bekommen, aber auch selten gab es so viele PopUps zu beklagen. Fest steht jedoch, dass Triumph die kleinen Schwächen der Preview-Version gut in den Griff bekommen hat und dem ungetrübten Fantasy-Treiben somit kein Stein im Weg liegt.

Ich bin einfach zu nett, egal wie ich mich in Overlord verhalte. Das könnte allerdings daran liegen, dass Triumph zwar die Möglichkeiten bietet, im Laufe des Spieles richtig verdorben zu werden, sobald man Unschuldige tötet, dies aber entgegen der Ankündigungen das Gameplay kaum beeinflusst. Lediglich die Magie des Overlords wird diabolischer! Abgesehen von dieser kleinen Enttäuschung ist Overlord mit seinem erfrischenden Genre-Mix eine leckere Fantasy-Suppe, die keinen bitteren Nachgeschmack hinterlässt, sondern Appetit auf mehr macht. Hoffen wir, dass die Holländer Gas geben und bald einen Nachfolger ankündigen!

Ab dem 29. Juni beginnt auf Xbox 360 und PC die lustige Schergenschlacht und der knallharte Kampf um die Weltherrschaft.

8 / 10

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