PSP Go & Gran Turismo PSP

Aber eine Konsole ist bekanntlich nichts ohne Software und so schickte man uns mit dem Spiel auf die Reise, von dem viele schon glaubten, dass es sowieso nie mehr kommen würde: Gran Turismo PSP.

Und bevor wir hier in die Vollen gehen, muss ich mich und auch einige Leser für unseren Zynismus und unsere Giftigkeit Anfang des Jahres bei der großen PSP-Vorschau entschuldigen. Sorry, Yamauchi, aber es fiel schwer, den wahren Glauben zu bewahren. Es hat so lange gedauert, wir fielen ab und huldigten falschen Göttern. Du hast gesagt, Du würdest liefern und das hast Du getan. Und wie!

Als man hörte, dass das hier ein Gran Turismo 4, nur in klein, wird, war alles klar. Klein heißt abgespeckt. Grafisch, spielerisch und auch sonst in allem. Mit 60 Frames - so Sony, ich zählte nicht nach, aber beim Spielen zweifelte ich auch nicht daran - und Butter-bei-Schmelztemperatur-Flüssigkeit ziehen 800 perfekt modellierte Wagen aller möglichen Hersteller von BMW über Honda bis Zonda die Bahnen. Ok, keine Ahnung, ob ein Zonda dabei ist, denn leider reichte die Zeit des ersten Intermezzos nicht aus, um so viele Credits zu sammeln und gänzlich in die unglaubliche Tiefe dieses Autosammlertraums abzutauchen. 800! Das ist eine Zahl, die man sich sehr zart auf der Zunge zergehen lassen sollte. Wir reden hier von einem portablen Download.

Damit nicht genug. 35 Strecken, 70 mit Reverse und Einzelabschnitten, würden in einem „großen“ Spiel reichen, hier erscheint es gewaltig, zumal diese ihren Pendants der PS2-Gran-Turismos in nichts nachstehen. Beinahe alle Details fanden ihren Weg auf den kleinen Screen, aber was noch weit wichtiger sein dürfte, ist das Fahrgefühl. Und während mein verblendeter Schreiberling-Gehirnvorderlappen nach zynischen Spitzen suchte, krabbelte im Kleinhirn des Rennfans in mir längst die Wahrheit unauslöschbar ans Tageslicht: Das steuert sich genauso traumhaft wie die beiden letzten PS2-Teile oder GT5 Prologue. Sei es mit dem digitalen Kreuz oder dem Analogstick, die Geschmeidigkeit, mit der ihr hier in die Kurven gleitet oder zu einem Überholmanöver der Kategorie „stupid but ballsy“ ansetzt, verblüfft einfach und zwar nur positiv.

Der Ablauf ändert sich zwar im Detail, aber nicht zu sehr. Statt einer chaotischen Riesenkarte präsentiert sich GT PSP mit seinen Rennmissionen strukturierter und gradliniger, ohne jemanden dabei zurückzulassen. Mitmachen ist alles, ein wenig werdet ihr immer gewinnen und es dann in neue Fahrzeuge stecken. GT wie es lebt und nicht anders. Im Ad-hoc ließen sich drei Spieler verbinden. Vier sollen auch gehen, aber dafür waren wir wohl zu verwirrt, einen Lag konnten wir allerdings nicht feststellen. Ein Online-Modus soll Mithilfe einer Extrasoftware möglich sein, aber wie gut das läuft, driftet ab - und zwar in das Reich reiner Spekulationen.

Bleiben wir bei den Fakten, die mir Sony in die Hand gab. Ich mag die PSP Go. Sie ist kein Schnäppchen, keine Frage daran, aber ich hatte auch den Eindruck eines wirklich schicken Stück Hightechs, das alle Anforderungen, die man an modernes Unterwegsgaming stellen kann, erfüllt. Wenn ich etwas vermisse, dann ist es nicht einmal der UMD-Slot oder der größere Screen. Für Ersteres habe ich meine alte PSP und Zweites zeigt sich auch in etwas kleiner von der hochwertigen Seite. Ich wünschte lediglich, dass sich diese Hochwertigkeit, die wunderbare Verarbeitung der 1000, auch in der Go wiedergefunden hätte. Aber dafür wiegt diese einen Bruchteil davon und man kann wohl nicht alles haben.

Außer natürlich man spielt Gran Turismo PSP. Keine Kompromisse. Keine Zugeständnisse. Gran Turismo. Nicht mehr und ganz sicher nicht weniger. Das ist ziemlich viel für ein Portable-Game. Ich entschuldige mich hiermit für alle Gehässigkeiten, zynischen Anspielungen und Gemeinheiten. Ich ziehe den Hut und verbeuge mich vor Polyphony Digital. Ich habe für den Moment keine Zweifel, dass, wenn wir in Zukunft von einem echten Rennspiel auf einem Handheld reden werden, nur ein Spiel gemeint sein kann. Gran Turismo PSP.