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Resident Evil Archives: Resident Evil

Reanimiert

Alles, was Resident Evil Archives: Resident Evil nun tut ist, dieses zweifelsohne absolut hervorragende Remake schnell und schmerzlos auf die Wii zu konvertieren. Bis auf den 480p-Modus hat sich an der Grafik im 4:3-Format nichts getan, die Steuerung ist fast identisch mit der des Gamecube-Originals. Sämtliche Steuerungsvarianten von WiiMote über Classic- bis hin zum Gamecube-Controller werden unterstützt, auch wenn sich das Zielen per WiiMote als ausgesprochener Rohrkrepierer erweist. Ihr zielt nicht wirklich, deutet ihr mit der WiiMote auf den Bildschirm, ziehen Chris oder Jill lediglich die Waffe. Aber zum Glück ist diese kleine Neuerung optional und muss ohnehin erst im Optionsmenü aktiviert werden.

Überhaupt war die Steuerung seit jeher ein wenig die Achillesverse von Resident Evil. 1996 aus der technischen Notwendigkeit entstanden, wurde die Resident Evil´sche „Panzer-Steuerung“, bei der man die Figur lediglich vorwärts und rückwärts bewegen und um die eigene Achse drehen kann, schnell zum Standard des ganzen Survival-Horror-Genres. Der Spieler ist durch die ungelenke Steuerung den übermächtigen Gegner noch ein Stück mehr ausgeliefert als sowieso, das Gefühl der Hilflosigkeit wird nicht nur durch Umgebung, Munitionsmangel und begrenzte Speichermöglichkeiten erzeugt, sondern auch dadurch, dass es einfach schwierig ist, sich gekonnt seiner Haut zu erwehren.

Und genau dieser gezielte Einsatz der eigentlich schwachen Steuerung macht es schwer, diese zu kritisieren. Hätte der Spieler mehr Kontrolle über die Bewegungen und Aktionen seines Helden oder seiner Heldin, dann wäre das Machtgefühl stärker, die Monster weniger bedrohlich und die Anspannung beim Spielen weit geringer. Wozu das führt, haben wir bei Resident Evil 4 und 5 dann ja auch deutlich gesehen. Es führt zu tollen Actionspielen, denen aber durchweg vorgeworfen wird, das Erbe seiner Vorgänger zu ignorieren und zu verraten.

Auch wenn der Tyrant nicht mal Hosen trägt, ist er doch ein ausgesprochen furchteinflössender Boss.

Auch andere Kritikpunkte sind schwer anzubringen. Natürlich sind die Rätsel irgendwie doof und unlogisch. Passende Schlüssel für passende Schlösser finden, Embleme einsetzen - den Charme einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (im Volksmund bekannt als „Idiotentest“) konnten die Resident Evil-Puzzles noch nie abschütteln. Natürlich nervt auch das begrenzte Inventar. Insbesondere wenn ihr Chris Redfield mit seinen gerade einmal sechs Gegenstands-Slots spielt, dann kommt ihr oft um lästige Touren von Kiste zu Kiste nicht herum und flucht bald über die unnötig gestreckte Spielzeit.

Und natürlich sind auch die begrenzten Speichermöglichkeiten schon seit jeher ein Ärgernis. Aber eben ein Ärgernis, das auch ein wenig den Reiz eines Resident Evil ausmacht. Wenn ihr wild ballernd durch das Haus walzt und bei jeder Gelegenheit schnell mal zwischenspeichert, dann kann es tatsächlich vorkommen, dass ihr euch in eine Sackgasse manövriert. Aber das ist dann auch eure eigene Schuld – Resident Evil ist ein Spiel aus alten Hardcore-Zeiten und denkt gar nicht daran, den Spieler, wie heute gerne mal üblich, an die Hand zu nehmen. Im Gegenzug ist das Spiel aber auch fair. Ja, manche Zombies sind besonders aggressiv und verfolgen euch schon mal länger. Aber auch mit denen könnt ihr fertig werden, unverschuldet lässt euch das Spiel nicht ins Messer laufen.

Fassen wir also zusammen: Das Spielgefühl entspricht so ziemlich exakt der Gamecube-Fassung von 2002. Und ganz ehrlich: Wirklich schlimm ist das nicht. Denn im Gegensatz zum PSone-Spiel ist das Remake ganz hervorragend gealtert. Die Renderhintergründe sind zeitlos schön und gruselig, die Figuren sehen auch nach sieben Jahren noch hervorragend aus und atmosphärisch muss sich Resident Evil vor keinem modernen Horrorspiel verstecken und bietet im Gegensatz zur aktuellen, actionlastigen HD-Episode weitaus mehr Nervenkitzel und Horror.

Und jetzt wollt ihr von mir eine Kaufberatung? Nun, ich sag das mal so. Resident Evil ist ein zeitloser Klassiker, der in den Augen seiner Fans fast sämtliche Schwächen souverän zu Stärken ummünzt. Und selbst ich als eigentlicher Gegner des Kanonisierungsgedankens wage zu behaupten, dass Resident Evil ein Titel ist, den wirklich jeder einmal gespielt haben sollte. Das gilt insbesondere für das Remake. Daher ergeht das halbwegs salomonische Urteil: Kennt ihr Resident Evil und sein Remake tatsächlich noch nicht, dann bietet die Archives-Version für angenehme 30 Euro die perfekte Gelegenheit, diese Wissenslücke zu schließen. Nennt ihr dagegen bereits die Gamecube-Fassung euer Eigen, gibt es wirklich nicht den geringsten Grund, erneut zuzugreifen.

Resident Evil Archives: Resident Evil ist ab sofort für Wii im Handel erhältlich. Für ca. 30 Euro!

8 / 10

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In diesem artikel

Resident Evil Archives

Nintendo Wii

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Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

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