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Resistance: Fall of Man

Noch nicht Next Generation

Krieg: Schüsse jagen durch die Luft, Bomben explodieren, Raketen schlagen überall ein und ein Squad US-Soldaten kämpft sich durch zerstörte Häuserschluchten. Wir schreiben das Jahr 1951 und die amerikanische Armee ist immer noch in Europa beschäftigt. Doch diesmal nicht auf dem Festland, sondern direkt auf der britischen Insel. Und während die olivgrüne Uniform samt dem Sturmgewehr noch entfernt an den Zweiten Weltkrieg erinnert, wird dem Spieler spätestens beim ersten Feindkontakt schnell klar, dass hier etwas nicht stimmt. Denn statt den bösen Nazis stehen den tapferen Soldaten mutierte Wesen gegenüber, die nur durch Kühlrippen ihren hyperaktiven Metabolismus im Zaum halten können und statt einer ausgeleierten MP 40 über ein Hochenergie-Lasergewehr verfügen. Damit willkommen in dieser außergewöhnlichen Mischung aus Call of Duty und Quake, die den Quoten-Egoshooter für den Playstation 3-Launch stellt.

Doch nicht nur bei diesen beiden Klassiker-Serien haben sich die Ratchet&Clank-Entwickler von Insomniac kräftig bedient. Ob Halo oder Half-Life, aus jedem erfolgreichen Shooter der letzten paar Jahre findet man bei genauem Hinsehen Bestandteile, die sich hier zu einem seltsamen Mix vereinen. Selbst das herausragendste Feature, das wirklich einmalige Waffen-Arsenal, ist nicht wirklich eine Neuerung und erinnert in seiner Vielfalt und Ausführung an die hauseigene Ratchet&Clank-Reihe. Immerhin ist das Szenario mit seiner skurrilen Mixtur aus Zweiter Weltkrieg, Die Körperfresser kommen und Star Wars eine gelungene Abwechslung zum sonstigen Shooter-Einerlei. Lediglich die Hauptfigur, der stumpfe Seargeant Jonathan Hale, erfüllt mal wieder jedes Shooter-Klischee des stillen Helden, der dazu gezwungen wird, die Welt zu retten

Aller Anfang ist schwer

Halo lässt grüßen! Nach einmaligem Durchspielen bekommt man diese Maschinenpistolen.

Die Möglichkeit dazu bekommt er durch das tragische Ende seiner Einheit, bei dem er als einziger den Angriff der Chimera überlebt. Diese insektenartigen Wesen übertragen ihre Eigenschaften über eine Art Virus, gegen den der gute Mann scheinbar zumindest teilweise immun ist. Während der Rest seiner Truppe durch den Virus ebenfalls in diese hässlichen Monstrositäten verwandelt wurde, erbte er nur die Regenerations-Fähigkeiten. Ähnlich wie Halo schaffen sie eine partielle Wiederherstellung der Lebensenergie. Leider steht diese Fähigkeit erst nach dem Überfall der Chimera zur Verfügung, was bedeutet, dass man die erste halbe Stunde mit harten Kämpfen und ein paar Neustarts kämpft, weil die Entwickler hier mit Erste-Hilfe-Päckchen gegeizt haben.

Zudem kommt schon am Anfang des Spiels der nächste große Kritikpunkt zum Tragen. Von der ersten Minute an besitzen die Chimera das so genannte Bullseye-Lasergewehr, das in punkto Feuergeschwindigkeit und Streuung so ziemlich alles im Shooter-Universum weghaut, was in den letzten zehn Jahren auf den Bildschirm gezaubert wurde. Sitzt man selbst am Drücker, freut man sich natürlich über die hervorragenden Treffereigenschaften, die enorme Reichweite und die schnellen Nachladezeiten. Doch leider rennt auch so ziemlich jeder Alien mit der Superwaffe durch die Gegend. Da das Gegner-Pack auch noch hervorragend zielt und ganz gern auf Dauerfeuer geht, reicht ein Schritt aus der Deckung und man fängt sich gleich mehrere kleine Treffer ein. Angesichts des dicken Energiepolsters eigentlich kein großes Ding. Allerdings regeneriert sich die eigene Lebensenergie nur in Feuerpausen und es bleibt somit auch dem besten Spieler nichts anderes übrig als ständige Zwangspausen einzulegen. Das unterbricht den Spielfluss und sorgt an manchen Stellen schlicht und ergreifend für Frust. Besonders, wenn man vor lauter Kugeln den Gegner nicht mehr sieht.

Shooter-Fans im Waffenhimmel

Der Minenwerfer sieht zwar lustig aus, aber meistens sind die Gegner viel zu weit weg.

Abgesehen von diesem Fehlgriff ist das Waffenarsenal wirklich über jeden Zweifel erhaben. Neben der klassischen Bleispritze mit Granatwerfer und der erwähnten Bullseye, die mittels Peilsender auch um die Ecke schießen kann, gibt es wirklich für jeden Bedarf einen speziellen Schießprügel. Ob man mit dem Bohrer Wände tunnelt und so Gegner in Deckung erwischt, mit Klassikern wie Schrotflinte und Scharfschützengewehr im Nahkampf und auf die Entfernung Abschüsse erreicht oder aber mit der Hellstorm-Nagelkanone dank starker Abprall-Eigenschaften in jedem Tunnel einen Metall-Sturm auslöst, die Waffen sind perfekt auf das Spielgeschehen angepasst und spielen sich wirklich komplett unterschiedlich. Leider führt die Freiheit bei der Waffenwahl oft mangels Munition dazu, dass Ihr einige Waffen so gut wie gar nicht einsetzt. Das beste Beispiel hierfür ist der Alien-Minenwerfer, der durch seine kurze Reichweite wirklich nur für ganz wenige Gegnertypen geeignet ist und so meist ungenutzt im Arsenal verweilt.

Auch sonst wirkt das klassische Run'n'Gun-Gameplay gegenüber der Xbox360 Konkurrenz – Rainbow Six: Vegas, Ghost Recon: Advanced Warfighter und dem indizierten Titel von Epic – wie ein Rückschritt. Gerade weil sich die Gegner recht intelligent verhalten und ständig hinter Ecken, Mauern oder sonstigem verschwinden, fehlt einem der einfache Knopfdruck, um in Deckung und damit dem Kugelhagel erfolgreich aus dem Weg zu gehen. Auch die spaßigen Fahrzeugsequenzen wirken nicht vollkommen durchdacht. Mal abgesehen davon, dass der fette 70-Tonnen-Panzer an einer schnöden Straßenlaterne scheitert und selbst heftigster Beschuss keine Auswirkungen auf die Umgebung hat, sind die Fahrten oft schlecht choreographiert. Kaum habt Ihr nämlich ein paar Feuergefechte in dem Metall-Monster geschlagen, bricht das Spiel die Sequenz urplötzlich ab und Ihr landet im nächsten Level. Lediglich die Fahrten mit dem Jeep sind etwas umfangreicher ausgefallen und zum Ende des Spiels wird Euch wenigstens eine ausführliche Zerstörungs-Tour mit einem Alien-Mech gegönnt.

Brillante Szenen, viel schmuckloses Beiwerk

Dieses Biest tritt übel zu und spukt außerdem mit Minen nach Euch.

Diese Vorgehensweise zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel. Während einige Abschnitte vor Atmosphäre nur so strotzen und an allen Ecken und Enden „Next Generation“ schreien, langweilen andere Bereiche wieder mit laschen Texturen und uninspirierten Schusswechseln. Ein ähnliches Bild auch bei der Story: Mal wird die Geschichte direkt per In-Game-Engine aus der Sicht von Sergeant Hale dargestellt, dann wird sie wieder in gezeichneten Zwischensequenzen von einer Wissenschaftlerin erzählt. So bekommt man zwar ein besseres Bild von den Geschehnissen, aber die Klasse eines Half-Life 2 bleibt unerreicht.

Doch zurück zur Präsentation, die neben guten Soundeffekten und einer dichten Musikuntermalung vor allem durch ein ungewöhnliches Art-Design begeistern kann. Die Mischung mag durchaus nicht Jedermanns Sache sein, aber langweilig kommen die abgedrehten Monstrositäten nicht daher. Selbst die Frame-Rate und die Effekte können überzeugen. Hier wird solide Qualität geliefert, die jedoch nicht ganz das Prädikat „Next Generation“ verdient. Playstation 2.5 würde besser passen. Vor allem, wenn man sich die Polygon-Armut und die schwachen Texturen einiger Abschnitte anschaut. Im Gegenzug bekommt man zum Teil recht große Schlachtfelder, deren Weitsicht nicht durch eine Nebelschwade getrübt wird und wirklich gigantische Gegner, die schon durch ihre Präsenz Respekt einflößen. Leider gibt es bei der Physik weniger Positives zu vermelden. Die Gegner fliegen zwar korrekt per Ragdoll-Animation durch die Gegend, dafür gibt es kaum manipulierbare Gegenstände und selbst kleine Kisten überstehen den Einsatz von den dicksten Geschossen, ohne auch nur einen Kratzer abzubekommen. Gerade in solchen Situationen haben Titel wie Half-Life 2 und das frische Rainbox Six: Vegas gezeigt, dass solche Details die Atmosphäre dramatisch verbessern.

Abschließend festigt der wirklich unbefriedigende Endkampf den etwas enttäuschenden Eindruck dieses hochgelobten Next Generation-Shooters. Da kann auch der zweite Durchgang mit neuen Waffen die Kohlen nicht mehr aus dem Feuer holen. Allein beim Multiplayer ist es Insomniac gelungen, die Erwartungen zu erfüllen. Mit Dutzenden Karten, bis zu 64 Mitspielern und vielen sinnvollen Modifikationen setzt Resistance Maßstäbe. Momentan lässt sich aber noch nichts darüber sagen, wie die Europäer den anspruchsvollen Multiplayer mit seiner enormen Komplexität annehmen. In den USA sind die Server auf jeden Fall prall gefüllt. Fest steht aber jetzt schon, dass sich alle anderen Shooter zumindest im Multiplayer-Bereich an Resistance messen müssen und Sony damit einen eindrucksvollen Beweis abliefert, dass sie Microsoft die Online-Krone nicht kampflos überlassen möchten.

Ich wollte Resistance wirklich erstklassig finden, schließlich mag ich ungewöhnliche Szenarien und bin ein großer Fan der Ratchet & Clank-Serie. Doch das Ergebnis war nach den letzten Xbox 360-Krachern eine echte Enttäuschung. Vor allem optisch liegt Resistance klar hinter der Konkurrenz zurück und spielt zu keinem Moment die angeblich überlegenen Eigenschaften der Playstation 3 aus. Selbst verglichen mit den Xbox 360-Launch-Titeln kann Resistance keinen echten Stich machen und präsentiert auch spielerisch nur "Current Generation". Bei der Waffenauswahl haben die Entwickler hingegen ein glückliches Händchen bewiesen und so das ideale Arbeitsmaterial für tolle Feuergefechte bereit gestellt. So bleibt Resistance dank dem hervorragenden Multiplayer und den spannenden Kämpfen immer noch ein guter Titel, der nur knapp die acht verfehlt, aber für eine Topwertung einfach zu viel Durchschnitt parat hält.

Resistance: Fall of Man erscheint am 23. März für die Playstation 3.

7 / 10

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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