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Anno 1701

Alle Mann an Land!

Sehr praktisch: Anders als beim PC-Anno muss man Rohstoffe und Waren nicht umständlich per Schiff zum Heimathafen transportieren. Es reicht völlig, sie in irgendeinem Kontor zu deponieren. Dadurch sind sie Produkte überall verfügbar.

Aber auch wer noch so fleißig baut, wird irgendwann die Forderungen des eigenen Volks nicht mehr erfüllen können. Bei mir waren es die Pralinen, die mich beinahe an den Rand des Ruins getrieben hätten. Die kleinen Kerle wollten unbedingt ihren Süßkram haben. Zuerst übernahm ich die bewährte Erziehungsmethode meiner Mutter: »Lass’ sie quengeln, die beruhigen sich auch schon wieder.« Was bei mir seinerzeit gut klappte, funktionierte in Anno DS aber so gar nicht.

Stattdessen zogen die Leute in Scharen weg, das Loch in der Staatskasse wurde immer größer. Kakao ließ sich zudem nirgendwo anbauen, also kaufte ich die notwendigen Bohnen beim virtuellen Händler zu Apothekenpreisen ein. Erfreulicherweise kann man in der DS-Version jederzeit handeln und muss nicht warten, bis ein Kaufmann vorbei kommt. Genauso lassen sich auch eigene Waren verschachern. Ich besaß zum Glück eine florierende Eisenmine samt Schmelze und konnte so die Leckereien meiner Untertanen gegenfinanzieren.

Seit dem allerersten Anno von anno 1998 frage ich mich, was eigentlich das Militär in diesem Spiel verloren hat. In jeder Fassung wirkt dieser Teil völlig aufgesetzt und passt so gar nicht zum Rest. Das ist auch in Anno 1701 DS nicht anders, eigentlich sind die Soldaten sogar noch überflüssiger, als in den PC-Versionen.

Das liegt zum großen Teil daran, dass man keinerlei Armeen bewegen kann. Stattdessen baut man eine überteuerte Kaserne, lässt dort den einzigen Truppentyp rekrutieren und wartet auf den Feind. Sobald der sich nähert, schickt man ihm die Soldaten entgegen. Kommt es zur Schlacht, regieren fortan Zahlen statt Sprites.

Von den Kämpfen sieht man außer ein paar schnöden Zahlen überhaupt nichts.

Zwei Ziffern zeigen die eigene und die gegnerische Stärke an und tickern gegen Null. Wer zuerst keine Truppen mehr hat, verliert. Das sieht nicht nur hässlich aus, sondern macht auch überhaupt keinen Spaß. Zum friedlichen Aufbauen und Handeln, samt der niedlichen Animationen, passt der kriegerische Part also überhaupt nicht. Mein Tipp fürs nächste Mal: Weglassen.

Zum Glück kommen die Kämpfe im Endlosspiel praktisch gar nicht vor. Lediglich in der Kampagne spielen sie ab und an eine geringe Rolle. Viel häufiger muss man aber irgendwelchen Verbündeten Waren oder Rohstoffe liefern. Oder Feinde durch solche Lieferung zu Verbündeten machen. Das ist am Anfang ganz spannend, wenn man die ersten paar Lieferungen Tee oder Zucker an einen Kameraden schickt, dessen Siedlung in Not geraten ist. Oder Eingeborenenstämme auf diese Art zu Freunden macht. Allerdings entstehen dadurch im Laufe des Spiels immer wieder mal Leerlaufphasen. Dann wartet man minutenlang darauf, dass die Lieferung endlich ankommt und die nächste Aufgabe gestellt wird.

Anno 1701 DS sieht genauso aus, wie man es sich vorgestellt hat. Zwar erreicht die Handheld-Portierung bei weitem nicht die Qualität der wunderschönen PC-Version. Dafür wirkt alles schön, idyllisch und man kann trotzdem noch Details, wie Fischernetze oder Segel, erkennen. Ich bin froh, dass die Entwickler der Versuchung widerstanden haben, die deutlich gröbere 3D-Grafik des DS zu nutzen. Dann wäre der Bildschirm zwar frei drehbar gewesen, aber es hätte deutlich hässlicher ausgesehen.

Ein donnernder Applaus gebührt den Keen Studios für die eingängige und umkomplizierte Steuerung. Die Eigenheiten des DS werden nahezu perfekt genutzt. Der obere Bildschirm bietet immer schön ordentlich alle wesentlichen Infos zu dem, was man auf dem unteren Screen gerade sieht. Die Karten- und Bausteuerung per Stift ist präzise. Sogar an Linkshänder wurde gedacht. Nicht so schön: Für den Mehrspielermodus mit drei Gegnern braucht jeder Teilnehmer ein eigenes Modul.

Nach dem allerersten Schock mit dem Absturz (der Sound dudelte weiter, doch die Menüs ließen sich nicht mehr aufrufen) hatte ich plötzlich ein ungutes Gefühl. Doch der Rest der Testphase verlief vollkommen fehlerfrei. Und das eigentliche Spiel hat mir ja schon in der Vorschauversion reichlich Spaß gemacht. Ich hätte echt nicht gedacht, dass man dieses komplexe Spielkonzept derart perfekt auf Nintendos Winzkonsole umsetzen kann. Fürs nächste Mal wünsche ich mir aber ein paar etwas spannendere Kampagnenmissionen… und lasst das Militär einfach weg. Das ist generell ein guter Tipp fürs Leben.

Seit dem 8. Juni 2007 dürft Ihr auf dem DS lossiedeln.

8 / 10

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