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Eragon

Lässt es krachen, aber nur mit Drachen

Wenn ein 15jähriger einen Roman schreibt, erwartet man keinen großen Wurf. Christopher Paolini ist aber genau der gelungen. Der junge Amerikaner schuf mit Eragon tatsächlich einen Bestseller. Das Komische dabei: Das Buch ist holprig geschrieben und nur mittelmäßig spannend. Trotz dieser Mankos lockte der Verkaufserfolg Hollywood auf den Plan. Und der Film, der demnächst bei uns in den Kinos anläuft, zieht wiederum die obligatorische Umsetzung für so ziemlich jede Konsole plus PC nach sich. Die PC-Version haben wir uns angeguckt. Und die könnte ebenfalls ein Bestseller werden, wenn dieselben Regeln wie für Paolinis Erstlingswerk gelten. Denn auch Stormfronts Eragon ist nur mittelmäßig spannend.

Von Brücken kann Eragon nicht in die Tiefe stürzen. Die Gegner schon.

Wie macht man aus einem Film ein Spiel? Das bewährte Verfahren heißt: Filmheld aus Polygonen nachbauen, ihm eine Waffe in die Hand modellieren, dazu ein paar Gegner basteln, die sich ihm in den Weg stellen. Schwups, schon ist das Spielkonzept fertig. Nach diesem Universalrezept funktioniert auch Eragon. Per Pad oder Tastatur steuert man den namensgleichen Helden durch 14 Levels, die nur so vor Feinden strotzen. Auf dem Weg zum jeweiligen Ende des Abschnitts muss er ab und an klettern und ein wenig hüpfen - auch das ist nichts Neues im Actionklopper-Genre. Zum Glück kann Eragon nicht aus Versehen in den Tod springen und springt nur an den dazu vorgesehen Ecken.

Auch die Kämpfe lassen wenig Taktik aufkommen. Meist reicht es, mit ein- und derselben Schwertattacke nacheinander in die Gegnerhaufen rein zu hacken, um den Sieg davon zu tragen. Parallel dazu steuert der Rechner Eragons Begleiter Brom, später storybedingt Jungheld Murtagh. Der stellt sich gar nicht mal dumm an und beschießt die Feinde gern aus der Entfernung mit Pfeilen, wirft sich aber auch in den Nahkampf. Wer mag, kann selber auch mit Pfeilen schießen, allerdings sind die Feinde meist viel zu schnell auf Tuchfühlung.

Mächtig mit Magie

Auf dem Drachenrücken macht das Spiel richtig Spaß – leider passiert das nur drei mal.

Fans der Buchvorlage wissen: Eragon ist schwer magiebegabt. So auch im Spiel. An einigen Stellen erscheinen blaue Symbole, vorzugsweise dort, wo Eragon und Brom nicht weiterkommen. Aktiviert Eragon seine Magie, schweben Baumstämme zur Seite und machen den Weg frei. Oder Wände brechen plötzlich auf, unüberwindbare Hindernisse werden passierbar. Viel Phantasie braucht man dafür aber nicht, denn der jeweilige Effekt tritt bei Aktivierung der Magie tritt ganz automatisch ein. Das Gleiche gilt für Stellen, an denen Eragon seinen Drachen Saphira herbeirufen kann. Die Echsendame erscheint dann und nimmt Feinde unter Beschuss, bringt Brücken zum Einsturz oder steckt ein komplettes Kornfeld in Flammen, in dem sich Hordenweise gegnerische Soldaten tummeln. Ab und an darf man Saphira aber auch selber steuern. Dreimal im Spiel sitzt Eragon auf ihrem Rücken und fliegt durch 3D-Sequenzen. Die Flugbahn ist – wie fast alles im Spiel - weitgehend vorgegeben, nur ab und an wählt man, ob es links oder recht am Felsen vorbeigeht. Dabei ballert man unentwegt auf Feinde in der Luft und am Boden.

Eine gute Klopperei lebt von interessanten Zwischen- und Endgegnern. In Eragons Welt sind diese Typen aber Mangelware. Einmal, nach gut der Hälfte des Spiels, tritt man einem Finsterling entgegen, der mit etwas Tücke besiegt werden muss. Das war’s dann aber auch schon. Der Kerl kommt im Endkampf zwar noch mal wieder, aber dieses Duell in der Luft gewinnt man selbst auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade binnen maximal zwei Minuten. Generell sind die wenigsten Gegner eine Herausforderung. Die Burschen sind bestenfalls Störfaktoren auf dem Weg zum Levelausgang. Den zu finden, ist teilweise deutlich schwerer. Das liegt vor allem daran, dass man oft nicht weiß, auf welche Mauern oder Vorsprünge man klettern kann und wo das nicht funktioniert. Und ganz selten muss man mal wo einen Schalter drücken, damit an anderer Stelle ein Durchgang frei wird.

Grafik von gestern

Manchmal kann man den eigenen Helden vor lauter Feinden kaum sehen.

Dass Eragons Heimat eigentlich die Current-Gen-Konsolen sind, merkt man nicht nur am Spielprinzip. Wie leider häufig ist die PC-Version mehrere Generationen von dem entfernt, was moderne Grafikkarten zu leisten vermögen. Und noch viel schlimmer: Viele Polygonkanten erinnern an Playstation-2 oder Xbox-Grafik von vor ein paar Jahren. Man kann sich zudem des Eindrucks nicht erwehren, dass die Entwickler von Stormfront die seinerzeit schon überholte Engine ihres zwei Jahre alten Demon Stone verwendet haben. Deutlich mehr Mühe hat sich das Team bei der Steuerung gegeben, die selbst via Tastatur sehr gut funktioniert. Am besten geht es natürlich mit einem Gamepad. Wer nicht gern allein spielt, kann jederzeit zusammen mit einem zweiten Spieler die Actionkämpfe bestreiten. Der schlüpft dann einfach in die Rolle von Brom oder Murtagh.

Eragon ist wie Fastfood. Während man es isst, findet man es okay. Aber danach ist man trotzdem unbefriedigt. Ein Actionspiel lebt eben zu einem guten Teil auch von der Grafik. Und die ist wirklich um Jahre hinter dem aktuellen PC-Standard. Vor allem die verwaschen Zwischensequenzen stören. An manchen Stellen sieht es sogar schlechter aus als das alte Demon Stone, weil sehr häufig braun-gelbe Farbtöne vorherrschen, die einfach langweilig wirken. Dafür sind andere Stellen, vor allem die 3D-Flugsequenzen, ganz nett gelungen. Allerdings gibt es viel zu wenig Abwechslung. Man kämpft und kämpft und kämpft. Und im Grunde immer mit den selben Tasten. Auf Spezialattacken, die ebenfalls möglich sind, habe ich aus Bequemlichkeit verzichtet. Warum sollte ich mir irgendwelche Tastenkombinationen merken, wenn ich so auch durchkomme? Recht nett sind immer wieder die Magieeinlagen, wenn man gespannt zuguckt, wie Eragon den Weg freiräumt. Weiterer Pluspunkt: Die Steuerung Die ist selbst mit Tastatur noch präzise - nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Außerdem geht es immer sehr fair zu und Gegner sind nie übermächtig. Alles in allem ein ordentliches Actionspiel, das allerdings absolut nichts Neues bringt. Am PC mangels Konkurrenz für Genrefans aber doch einen Blick wert.

7 / 10

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