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F.E.A.R.

Wer hat Angst vor kleinen Mädchen?

Maximaler Schmerz

Sehr hilfreich ist dabei die Tatsache, dass Euer Alter Ego alles andere als ein Jedermann ist. Dank anständig gepimpter Reflexe verlangsamt Ihr á la Max Payne die Schusswechsel zu Euren Gunsten und seht in Zeitlupe zu, wie MG-Salven als einzelne Kugeln an Euch vorbei brausen, der Putz von Decken und Wänden in dichte Staubwolken aufgeht und getroffene Widersacher dank derber Ragdoll-Animationen leicht überzeichnet durch die Luft fliegen. Mit steigender Übung inszeniert Ihr ein schön-schreckliches Ballett des Todes, das direkt aus einem John Woo-Film stammen könnte. Die deutsche Fassung erfuhr zwar starke Schnitte (Gliedmaßen bleiben wo sie sind, blutleere Gegner), nachdem ich aber meinen ersten Klon-Krieger mit dem „Penetrator“ Bolzengewehr an die Decke (!!) genagelt hatte, wusste ich, dass in diesem Spiel trotzdem noch mehr als genug Pfeffer steckt.

In allen anderen Spielern würde der Kamerad im Hintergrund die Treppe nehmen.

Zugegeben: F.E.A.R.s Jahrgang errät man nicht nur anhand der detailarmen Waffenoptik. Wände und Wege wirken glatt und steril und die Gegnermodelle weisen kaum Feinheiten auf. Kurz: Auf der 360 gibt es deutlich schönere Spiele. Andererseits besitzen Bildrate, Licht und Schattenspiel ihren Reiz. Ebenso wie die zahlreichen Partikeleffekte, nachdem man mal wieder einen ganzen Raum mit Shotgun, Strahlengewehr und Tretminen in Schutt und Asche gelegt hat.

In der Vorwärtsbewegung ist das Spiel einfach unglaublich stark. Wenn man sich mit dem Schießprügel im Anschlag und dem Finger über der Zeitlupentaste Millimeter um Millimeter vorwärts tastet, blendet man das Grau-Schwarze Büro- und Industriehallen-Gelangweile aus – ist allein mit sich und den gewissenlosen Killern, die selbst auf ein Aufblitzen der Taschenlampe noch reagieren. Allein mit dem kleinen Mädchen in seinem Kopf.

Erst wenn man zufällig mal wieder den Rückwärtsgang eingelegt hat, fällt einem auf, dass die Welt von F.E.A.R. nicht viel zu bieten oder gar zu sagen hat. An diesen Stellen läuft Monoliths Baby Gefahr, dem Spieler mächtig auf den Geist zu gehen: Überall Regale, deren Böden Eimer, Ölkanister und Hämmer säumen. Schreibtische, auf denen stets dieselben Bildschirme mit denselben Bildschirmschonern stehen und austauschbare, uninteressante Räume, in denen alleine die Leichen über die man gehen musste davon künden, dass man in die falsche Richtung gelaufen ist.

Eher zum Abgewöhnen ist auch die wieder einmal sehr flache und unaufregende deutsche Synchronisation – der einzige Flecken auf einem ansonsten hochwertigen Soundteppich.

Live Horro

Schulterpolster sind wieder im kommen.

Dies wird aber niemanden (in Zahlen: 0 Personen) davon abhalten, den harten, aber kurzen Psychotrip zu beenden. Streckt Paxton Fettel (Ich liebe diesen Namen) nach knapp 10 Stunden der Single-Player-Kampagne endlich die Waffen, lockt – neben dem nächst höheren Schwierigkeitsgrad natürlich – noch der „Sofortaction“-Modus den Joypad-Schützen zurück ins Gefecht. In vier Szenarios gewährt man Euch 15 Minuten Zeit, allen gegnerischen Widerstand zu brechen. Die Abschnitte setzen sich aus einer neu zusammen gewürfelten Auswahl bekannter Räumlichkeiten, Plätze und Korridore zusammen. Egal ob Triumph oder Niederlage: Am Ende wird Euer Punktestand zum internationalen Vergleich ins Netz hochgeladen. Kompliment an die Day: 1 Studios! Man hat tatsächlich Gedanken um die Bedürfnisse der Konsoleros gemacht.

Der Eindruck bestätigt sich auch in den sechs Multiplayer-Modi für bis zu 16 Spieler. Ok, man versuchte erst gar nicht, den Netzwerk-Ego-Shooter neu zu erfinden, jede Variante funktioniert aber vor allem technisch sehr, sehr gut. Zwar wird eine Lobby nur vor einer Partie zur Verfügung gestellt, im Test konnte mich F.E.A.R. mit seinen zehn gelungenen Maps und guter Performance überzeugen. Bleibt zu hoffen, dass die zeitliche Nähe zu Blockbustern wie Gears of War und Rainbow Six: Vegas der Online-Komponente von F.E.A.R. nicht die Beachtung verwehrt, die sie verdient.

Beste Portierung eines PC-Spieles auf Konsole ever? Gut möglich, allerdings warte ich immer noch auf Black & White für die PSone (wahrscheinlich bringen sie gleich den zweite Teil…). Bis dahin aber hat F.E.A.R. diesen Titel zweifelsfrei gepachtet. Schwieriger zu beantworten ist da schon die Frage, ob die Xbox 360 ihre neue Ego-Referenz begrüßen darf. Denn F.E.A.R. hat gar nicht vor, Euch in eine fremde Welt zu entführen, Euch außergewöhnliche Plätze zu zeigen. F.E.A.R. will auf Euch schießen, sich mit Euch messen, Euch Horden um Horden seiner gerissensten Gegner entgegenstellen - F.E.A.R. will Euch Angst einjagen.

Wenn es das ist, was Ihr wollt, dann – liebe Leute – habt Ihr Eure neue Referenz gefunden!

F.E.A.R. schlägt mit ca. 60 Euro zu Buche.

8 / 10

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