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Import Tuner Challenge

Viel Tuning, kaum Challenge

Cruisen, aufblinken und die Konkurrenz die Abgase aus dem verbreiterten Auspuff schnuppern lassen – das ist die Essenz von Import Tuner Challenge. Bereits beim früheren Teil der Serie Tokyo Highway Challenge auf dem Dreamcast, durften deutsche Fans japanischer „Reisschüsseln“ die Autobahnen der Metropole unsicher machen. Damals wie heute erkundet der Spieler nächtliche Straßen, die echten Tokioter Highways nachempfunden wurden.

Durch ein kurzes Aufblenden lassen sich potentielle Gegner zu einem Duell herausfordern. Das Repertoire an erwerblichen Autos fällt im Vergleich zu Konkurrenztiteln sehr mickrig aus. Gerade einmal 18 Modelle umfasst die Auswahl: Der RX-7 und RX-8 von Mazda, ein Mitsubishi Lancer Evolution IX, drei Varianten des Nissan Skyline (darunter der GT-R BNR34) und diverse andere Nissan-Modelle. Zudem zwei unterschiedliche Subaru Impreza-Varianten und von Toyota gibt es den Supra, Crown, Celsior und den Aristo.

Fummeln bis der Arzt kommt: Man kann die kleinsten Details modifizieren – hier der Mazda RX 7.

Wie das Wörtchen „Tuning“ im Titel verrät, dürfen sich Hobby-KFZ-Mechatroniker und „Pimp my ride“-Fans nach Herzenslust austoben. Liefen die Rennen gut und genügend Kohle sammelt sich auf der hohen Kante an, geht es in der Garage zur Sache. Einstellungen wie beispielsweise Übersetzung, Winkel des Heckspoilers, Bremsbalance lassen sich penibel genau aufeinander abstimmen. Bei einem Ausflug auf die Teststrecke kann der Spieler jederzeit nachvollziehen, wie sich seine Modifikationen auf das Fahrverhalten auswirken. Der Wagen lässt sich optisch mit Vinylfolien, verschiedenen Unterbodenbeleuchtungen und anderen Verzierungen ausstaffieren. Ihr könnt sogar zum Innenausstatter avancieren, indem Ihr unter anderem das Lenkrad, die Farbe der Türverkleidung und die Armaturen modifiziert.

Leider scheint der Entwickler Genki bei aller Tuning-Vielfalt den Spaß auf der Strecke ein wenig aus den Augen verloren zu haben. Das Fahrverhalten fällt für einen Titel der Anspruch auf Realimus legt, recht aracadelastig aus. Fordert man einen Gegner (durch blauen Pfeil gekennzeichnet) heraus, blenden sich zwei Energieanzeigen ein - für jeden Teilnehmer eine. Je weiter einer der beiden Duellanten in Rückstand gerät, desto schneller leert sich seine Leiste. Ist sie komplett geleert, verliert der entsprechende Fahrer. Einerseits beschert dieses System spannende Duelle. Wer nicht aufgibt und über mehrere Kilometer am Gegner klebt, kann auch mit einer beinah leeren Anzeige noch überholen und gewinnen.

Ärgerlich: Besoffener Kameramann.

Andererseits schwindet die Energie auf der Anzeige auch bei den Kollisionen mit einem Gegner, der Bande und dem Gegenverkehr. Genau dieser Umstand sorgt für eine etwas seltsame Spielstrategie, mit der sich allerdings fast alle Rennen im Handumdrehen gewinnen lassen. Direkt nach dem Start rammt man seinen Gegner ca. zehn Sekunden lang in die Bande. Er kollidiert mit der Straßenbegrenzung und Eurem Auto und schon leert sich seine Energieleiste doppelt so schnell wie Eure. Danach macht Ihr einen Schlenker zurück auf die Straße und rempelt ihn ein weiteres Mal an - allerdings ein wenig vorsichtiger als zuvor. Dies führt dazu, dass die KI nachgibt und sich hinter Euch setzt. Jetzt müsst Ihr nur noch ein paar weitere Sekunden vor ihm bleiben und schon habt Ihr den Sieg in der Tasche. Einfach, oder?

Gegen einige der Gegner tretet Ihr allerdings zu einem konventionellen Rennen mit Start und Zielpunkt und ohne Energieleiste an, so dass die „Rowdie-Masche“ hier nicht zieht.

Tokioter Straßenraser haben Angst vor Kurven. Zumindest wirkt es in Import Tuner Challenge so, da die computergesteuerten Rivalen viel zu zaghaft durch die scharfen Biegungen tuckern. Was natürlich auch seine Vorteile bringt – gerade zu Beginn des Spiels verschwinden die PS-starken Gegner auf der langen Gerade blitzschnell und tauchen als Punkt am Horizont auf. Bleibt Ihr dran, zieht Ihr bereits in der nächsten, engeren Kurven wieder an ihnen vorbei. Dieses unausgewogene Verhalten der Gegenspieler ist zwar unrealistisch, bringt aber durch das Katz-und-Maus-Spiel etwas Spaß in die Routine und ist besonders für Einsteiger hilfreich.

Im späteren Spielverlauf haben die Standard-Konkurrenten auch auf der Geraden leider kaum noch eine Chance gegen das eigene aufgemotzte Fahrzeug, so dass man unmotiviert einen Rivalen nach dem anderen abfertigt. Um den Rennausgang trotzdem noch einigermaßen spannend zu gestalten, mischen sich von Zeit zu Zeit gegnerische Raser in das Duell ein. Spezielle Lenkrad-Akrobaten warten auf den Parkplätzen am Rande der Strecke auf Euch. Beispielsweise der stärkere „Boss“-Gegner und die so genannten „Wanderer“. Letztgenannte lassen sich nur auf ein Rennen ein, wenn Ihr zuvor bestimmte Voraussetzungen erfüllt – hier müsst Ihr alle Feinheiten Eures Schlittens modifizieren, da tritt ein weiblicher Wanderer nur gegen ein Fahrzeug ohne prolligen Heckspoiler an.

Die leeren nächtlichen Highways eignen sich bestens dazu, den aufgemotzen Wagen mal richtig auszufahren.

Um alle Fahrer zu erwischen, muss der Spieler die Autobahn, die sich im Laufe des Spiels um immer mehr Teilstücke erweitert, zu drei verschiedenen Nachtzeiten abgrasen. Abends, zur Geisterstunde und in der Morgendämmerung geht es auf die Piste. Die meisten Gegner sind nur zu jeweils einer der drei Zeiten unterwegs. Neben dem beschriebenen „Quest-Mode“ bietet das Spiel auch einen „Time-Atack“-Modus. Wer wegen der seltsam anmutenden KI Duelle lieber die menschlichen Kontrahenten bevorzugt, darf sich via Splitscreen und Xbox Live austoben.

Import Tuner Challenge hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Zu unausgewogen fallen KI, Spielmechanik und Schwierigkeitsgrad aus. Mit einem entsprechend ausgestatteten Auto stellen die Gegner keine wirkliche Herausforderung mehr dar. Andererseits lassen die vielen Tuning- und Einstellmöglichkeit das Herz japanophiler Autonarren höher schlagen. Und auch auf der Piste gibt es einige spaßige Momente. In kaum einem anderen Rennspiel lässt es sich so entspannt fahren wie in diesem. Statt jede Zehntelsekunde höllisch aufpassen zu müssen, keinen fatalen Fehler zu machen, kann man bei ITC auch mal relaxed über die kilometerlangen Geraden heizen. Der belanglos vor sich hindüdelnde Japano-Pop lädt dazu ein, ihn auszustellen und bei einem basslastigen Techno-Mix von der Festplatte das Geschwindigkeitsgefühl zu genießen. Die karge Hintergrundgrafik und die Slowdowns lassen sich leider nicht abstellen – schade eigentlich. Einziger Lichtblick sind die Automodelle, bei denen sich auch kleinste Modifikationen detailgetreu darstellen. Meine Empfehlung: Autoliebhaber mit einer Vorliebe für das Land des Lächelns können probefahren. Für den Rest der Xbox 360-Spieler gibt es gerade im Rennspielgenre bessere Alternativen.

6 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Import Tuner Challenge

Xbox 360

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Über den Autor

Jan Wöbbeking

Contributor

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