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Resident Evil 4 Wii Edition

Über die Steuerung unter die Haut

Eine weitere Parallele zum erfolgreichen Launchtitel: Schwingt Ihr die Wiimote, zückt Leon blitzschnell sein Messer und zerstört Kisten oder erwehrt sich notdürftig dicht stehender Feinde. „Mittendrin statt nur dabei" ist nicht nur ein flachsiger Werbespruch, dieses Motto ist hier Programm vom Anfang bis zum Schluss.

Eine kleine Kritik muss ich bei diesem Punkt aber trotzdem anbringen. Zum einen ist die Inventarverwaltung etwas umständlich gelöst, was aber nicht groß ins Gewicht fällt, da Ihr nur nach einem Kauf neuer, Platz raubender Waffen eventuell ein wenig umsortieren müsst. Etwas unglücklicher hingegen finde ich die Steuerung in den Quick Time Events, die beispielsweise God of War zu einem einzigartig präsentierten Spielerlebnis gemacht haben.

Hier haben die Entwickler simple Button- oder Schüttelproben eingebaut, die kaum etwas mit der Bewegung zu tun haben, die Leon in diesem Moment ausführen muss. Da hätte ich mir ein wenig mehr Kreativität gewünscht, denn so rissen mich diese cineastischen Spielsequenzen ein wenig aus der Atmosphäre heraus, die in Resident Evil 4 Wii Edition hauptsächlich durch die direkte Steuerung dichter ist als in allen anderen Fassungen davor.

Wie ein Romero-Film, nur in gut

In dieser Situation muss heftigst und wenig nachvollziehbar mit der Wiimote gewedelt werden.

Die bereits mit der Eröffnungssequenz erzeugte Stimmung fängt Euch ein wie ein ultra-spannender Horrorfilm - das gilt heute genauso wie vor zwei Jahren. Ihr schlüpft wie gehabt in die Rolle von Leon Kennedy, der in Spanien nach der entführten Präsidententochter Ashley sucht. In einer beinahe gottverlassenen Gegend nehmt Ihr eine Spur auf und findet Euch unverhofft in einer lebensbedrohenden Situation wieder. Durchgeknallte Dorfbewohner, die scheinbar nicht mehr Herr ihrer Sinne sind, trachten Euch nach dem Leben.

Spätestens an diesem Punkt nimmt Euch das Spiel gefangen und lässt Euch bis zum Ende nicht mehr los. Nach und nach kommt Ihr einer großen Sache auf die Spur, die die Machenschaften der Umbrella Corporation wie ein Kinderspiel aussehen lassen. Bei abgedunkeltem Zimmer saugt Euch die Handlung, das Gameplay und vor allem die Spannung dermaßen ins Spiel, dass die Umwelt um Euch vollkommen verschwindet. Ihr seid plötzlich selbst in Spanien, kämpft um Euer Überleben und wollt unbedingt Euren Auftrag erledigen.

Im Dorf gibt es bereits zu Beginn mächtig Ärger. Da wird Gastfreundschaft eher klein geschrieben.

Das Bewusstsein, dass sich hinter jeder Ecke ein durchgeknallter Typ mit Kartoffelsack über dem Kopf und laufender Kettensäge in der Hand aufhalten könnte, lässt Euren Adrenalinspiegel in grenzwertige Höhen schnellen. Schon bei einem entfernten, unverständlichen Schrei seid Ihr bis in die Zehenspitzen in Alarmbereitschaft.

Die Meute von spanischen Landbewohnern verlangt Eure letzte Konzentration ab, immer sucht Ihr panisch nach einem Ausweg aus der Situation, bevor Euch die Munition ausgeht oder Euer Pixel-Alter Ego sein Leben aushaucht. Fette Endgegner bringen Euch an den Rand der Verzweiflung, bevor Ihr feststellt, dass es mit der richtigen Taktik kein Problem ist, den anfänglich als übermächtig eingeschätzten Obermotz zu besiegen. Ein paar Minuten später seht Ihr Euch wieder einem lockeren Rätsel gegenüber, das Eure grauen Zellen fordert und Euch eine willkommene Ruhepause spendiert.

Lange Rede, kurzer Sinn: Das Gamedesign von Resident Evil 4 schafft die perfekte Balance aus Atmosphäre, Action, Spannung, Grusel, Ruhephasen und Stressmomenten, knackigen Rätseln und morbider Faszination. Kein Wunder, dass man dabei jegliches Zeitgefühl verliert.

Bei einem solch aufreibenden Spielerlebnis fällt es schwer, das Spiel mit dem notwendigen Abstand zu bewerten, zu sehr versteht es Resident Evil 4 Wii Edition eine Atmosphäre zu erzeugen, die Euch nicht nur perfekt in das Spiel integriert, sondern förmlich einsaugt. Obwohl es im Grunde nicht mehr ganz taufrisch ist, hat es nichts von seiner Faszination eingebüßt.

Einen Vorwurf muss sich die Wii Edition trotzdem gefallen lassen: Es bietet inhaltlich nichts Neues. Zwar wurden die zusätzlichen PS2-Missionen eingebaut, abgesehen von der Steuerung und kleinen technischen Details ist das Spiel aber das Gleiche wie vor zwei Jahren. Allerdings veröffentlicht Nintendo den Titel zum attraktiven Preis von knapp 40 Euro, wofür Wii-Fans und Spieler, die das geniale Action-Adventure noch gar nicht kennen, definitiv zuschlagen dürfen oder sogar sollten – ach, was sag ich, zuschlagen müssen!

Mit Resident Evil 4 – Wii Edition darf sich seit 29. Juni 2007 gepflegt gegruselt werden.

9 / 10

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In diesem artikel

Resident Evil 4

PS4, Xbox One, Nintendo GameCube, PS2, PC, Nintendo Switch

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Über den Autor

Tobias Lampe

Contributor

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