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SuM II: Der Aufstieg des Hexenkönigs

Lizenz-Stangenware für Strategie-Fans

Electronic Arts macht es dem geneigten Spieletester wirklich nicht leicht. Eigentlich will man ja gar nicht auf die Tränendrüse drücken und sich über die Produktpolitik beschweren, doch bei einem Add-On wie diesem ist es schwierig, keinen Kommentar abzugeben. Denn neben dem wohl längsten Namen der Games-Geschichte Herr der Ringe: Schlacht um Mittelerde II – Der Aufstieg des Hexenkönigs - das kürzen wir für den restlichen Artikel mal mit „Der Hexenkönig“ ab, sonst schreibt man sich einen Wolf -, wartet die Erweiterung kaum mit nennenswerten Besonderheiten auf. Lediglich das Szenario außerhalb der inzwischen schon tausendmal durchgekauten Ringkriege dürfte bei einigen Fans ein Lächeln über das Gesicht zaubern. Und nicht zu vergessen der Hexenkönig, mit dem die böse Seite von Mittelerde einen sympathischen Hauptdarsteller hinzugewonnen hat.

Für alle Frevler, die nur die Filmfassung kennen, noch ein paar Worte zur Hintergrundgeschichte – die ist gleichzeitig Thema der Hauptkampagne: Der Hexenkönig ist der Herr der Nazgul und begann tausend Jahre vor dem Ringkrieg seinen eigenen Siegeszug gegen das nördliche Königreich Arnor. Verstärkt durch Trolle, Numeroner und Geister gelang es dem Bösewicht, das gesamte Land einzunehmen und die Hauptstadt der Menschen zu vernichten. Mit seiner illustren Truppe, bestehend aus vier Rassen, stellt er auch die neue Fraktion, die sich neben ihren harten Schwertkämpfern vor allem durch mächtige Zauberer auszeichnet. Richtig eingesetzt können diese schnell mal das Schlachtglück wenden, auch wenn die Erforschung ihrer Fähigkeiten Ewigkeiten dauert. Ansonsten hat sich nicht viel verändert, zumal es in der Welt von Mittelerde auch keine technologische Entwicklung gibt. Die menschlichen und elbischen Gegner unterscheiden sich somit kein bisschen von ihren Nachfahren.

Altes System, neue Herausforderungen

Aragorn, Frodo und Gandalf gibt es nicht, dafür aber diese fiesen Schergen.

Das Kampfsystem beruht genau wie beim Hauptprogramm auf dem guten, alten „Stein, Schere, Papier“-Prinzip und erfordert stets eine ausgewogene Truppe. Beispielsweise machen Reiter binnen kürzester Zeit Bogenschützen und Schwertkämpfer platt, ohne auch nur einen Kratzer ab zu bekommen. Auf der anderen Seite reicht aber schon eine Einheit Pikeniere, um gleich mehrere berittene Truppen ins Jenseits zu stoßen. Das bewährte System funktioniert natürlich auch bei der Erweiterung hervorragend und sorgt für harte aber fordernde Kämpfe. Die künstliche Intelligenz der Gegner ist zwar nur mittelmäßig, trotzdem sorgen die fordernden Missionen nicht nur für viel Abwechslung, sondern für jede Menge Hochspannung. Nach ersten kleineren Scharmützeln werden die Schlachten nämlich immer gewaltiger und benötigen zum Teil bis zu einer Stunde. Im späteren Verlauf bekommen dann die Zaubersprüche der Fraktion eine immer größere Rolle. Spätestens in der Burgverteidigung oder bei einer Grabjagd kann man nur durch Magie die wichtigen Punkte halten – selbst, wenn sich gerade keine eigenen Truppen in der Nähe befinden. Einfach ein paar Orks, Geister oder Riesen beschwören und der Gegenangriff ist Geschichte.

Pimp my Hero

Der Hero-Builder oder: Wie bastel ich mir eine Figur im Selbstportrait.

Im Laufe der Kampagne gibt es zwar weniger Story als bei den beiden Vorgängern zum Ringkrieg, trotzdem macht es Spaß mit dem Hexenkönig wildernd durch die Länder zu ziehen. Doch egal, ob Gräber geschändet, Städte vernichtet oder die schönen Bäume der Elben zerstört werden müssen, wer es nett und brav mag, bekommt hier nichts geboten. Nur im Epilog kann der geneigte Menschenfreund den Spieß umdrehen und das Ende des Hexenkönigs besiegeln. Als Ersatz für eine „gute“ Kampagne eine magere Ausbeute. Begeisterte Kämpfer für das Gute spielen lediglich im „Ringkrieg“-Modus so richtig Weltenretter. Dieser wurde mit einem verbesserten Hero-Builder und Erfahrung sammelnden Truppen aufgewertet. Die neuen taktischen Möglichkeiten, die sich aus dieser Konstellation ergeben, kombiniert mit der neuen Fraktion, bereichern den Modus gewaltig und dürften geneigten Spielern viele schöne Stunden bescheren. Wer sich hingegen einzig auf die Kampagne fokussiert, wird von maximal acht Stunden Spieldauer nicht gerade begeistert sein. Hier bieten Fortsetzungen wie Dark Crusade deutlich mehr, wobei die Erweiterung sogar ohne Hauptprogramm spielbar ist.

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Bitte keine Fortsetzung

Trotz der älteren Engine sind die Effekte ein Hingucker - hier die Beschwörung des Astral-Wolfes.

Zum Ende noch ein paar warme Worte zu Technik und Sound. Der Titel kann zwar optisch nicht mehr mit anderen Echtzeitstrategiespielen wie Company of Heroes, Medieval 2: Total War oder selbst Mark of Chaos mithalten, schick sehen die Schlachten dank gelungener Animationen aber allemal aus. Auch beim Sound gibt es nicht viel Neues zu berichten: Klasse Musik und schöne Soundeffekte passen hervorragend, ohne aber zu beeindrucken. Der Hexenkönig ist eben eine Standarderweiterung, die angesichts des umfangreichen Quellen-Materials nicht die einzige bleiben wird. Im Prinzip könnten die Entwickler sogar noch einen dritten Teil dranhängen, ohne Tolkiens-Werk vollkommen auszuschöpfen. Die Frage ist nur, ob die Spieler noch weitere Szenarien und Kampagnen mit dem gleichen Spielkonzept wollen. Schon der Unterschied zwischen Teil 1 und 2 fiel deutlich zu gering aus.

Irgendwie komme ich in der letzten Zeit immer wieder in die Wertungszwickmühle. Beim reinen Spaßfaktor kann ich mich beim „Hexenkönig“ kaum beschweren, über die gesamte Spielzeit gab es kaum Durchhänger und ich verschlang den Titel ohne große Pausen einzulegen. Wenn man aber die subjektive Brille eines Echtzeitstrategie-Fans und Herr-der-Ringe-Liebhabers absetzt, bleibt eine mittelmäßige Erweiterung ohne Innovationen, die keine bleibenden Erinnerungen hinterlässt. Andere Hersteller, wie LucasArts mit ihrem Empire at War-Addon sind da zwar keinen Deut besser, trotzdem sollte man diese Häppchen-Politik nicht durchgehen lassen. THQ hat mit Dark Crusade bewiesen, dass es auch anders geht. Deswegen gibt es eine klare 7 mangels Innovationen und wirklich einmaliger Momente.

Die Schlacht um Mittelerde II: Der Aufstieg des Hexenkönigs erscheint am 30. November für den PC. In diesen Videos erfahrt Ihr mehr über das Gameplay und die Einheiten.

7 / 10

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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