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Warhammer: Mark of Chaos

Ich wollte es nicht wa(h)r ham

Was haben Warhammer und Rambo gemeinsam? Nein, keine Panik, ich bringe jetzt keinen haarsträubenden Vergleich von Metzeleien muskelstrotzender Mutanten. Stattdessen wühle ich in meinem wohl gefüllten Sammelsurium nutzlosen Wissens und fördere da folgendes zu Tage: Andrew Wajna war seinerzeit zusammen mit Mario Kassar Produzent von Rambo 2. Heute produziert er immer noch Filme (er hält zum Beispiel die Rechte an der Terminator-Reihe), ist aber gleichzeitig der Boss von Black Hole Entertainment, einem ungarischen Spielehersteller. Tja, und da schließt sich der Kreis. Von diesem Team stammt Warhammer: Mark of Chaos. Warum ich das erzähle? Nun ja, weil dieses zugegebener Maßen angestaubte Hollywood-Trivia-Wissen immer noch deutlich spannender ist als das Spiel.

Otto Gruber hat ein Probleme: Er will den Mächten des Chaos zum Sieg über das Imperium verhelfen. Muss dafür aber die eigene Seite verraten. Das macht er im Lauf der Warhammer-Kampagne dann auch tatsächlich. Außerdem besitzt er einen wirklich lächerlichen Namen für einen sinistren Chaos-Diener. Stefan von Kessel klingt zwar auch nicht besser, hat aber zumindest einen Adelstitel. Der blaublütige Helden-Anwärter - Eure Hauptfigur für die erste Solokampagne - will dem fiesen Otto und noch weitaus gemeineren Herrschern des Chaos entgegen treten. Und da Warhammer: Mark of Chaos ein reinrassiges Echtzeitstrategiespiel ist, verfolgt er diesen Plan mit zig Truppen. Anders als in Dawn of War, das im verwandten Warhammer 40.000-Szenario spielt, erntet man hier jedoch keine Rohstoffe und baut Gebäude, um Soldaten zu rekrutieren. Stattdessen heuert man vor jeder Schlacht Truppen an, die mit Gold bezahlt werden. Das wiederum bekommt man für Siege. Ab und an ist auch schon mal etwas in einer einsamen Truhe auf dem Schlachtfeld zu finden.

Daneben gibt’s noch Helden, wie eben Stefan von Kessel. Oder auch den einen oder anderen Magier, der mit seinen Sonderfähigkeiten die Gefechte nachhaltig beeinflusst. Stefans Multiattacke verletzt gleich mehrere Gegner auf einmal. Ein gut platzierter Feuerball erledigt mit etwas Glück sogar einen ganzen Trupp. Apropos: Man steuert, abgesehen von den Helden, nie einzelne Soldaten, sondern immer ganze Verbände. Deren Stärke, Kondition und Moral zeigt ein darüber schwebendes Banner an. Allerdings neigen die Dinger dazu, sich gegenseitig zu überdecken, sobald sich die Gegner erstmal richtig ineinander verkeilt haben. Dann hilft nur noch ein Blick in die Steuerleiste, wo dieselben Infos angezeigt werden.

Truppen mit Format(ion)

Wenn sich die Armeen ineinander verkeilen, ist die Übersicht schnell futsch.

In den Schlachten sind vor allem zwei Dinge entscheidend. Zum einen muss man darauf achten, dass die Truppen immer die richtige Formation einnehmen. Droht Beschuss durch Katapulte, sollte man seine Leute weit voneinander entfernt Aufstellung beziehen lassen. Für schnelle Märsche eignet sich am besten der Kolonnenmarsch. Und wer es schafft, dem Feind in die ungeschützte Flanke zu fallen, hat fast schon gewonnen. Zudem besitzt jeder Einheiten-Typ Stärken und Schwächen. Imperiale Pistoliere (also Reiter mit Pistolen) zählen zur leichten Kavallerie. Sie sind schneller und beschießen feindliche Truppen aus der Distanz, können dafür aber nicht so viel einstecken wie Ordensritter. Ebenfalls sehr wichtig: Die Moral. Werden die Verluste zu groß, sinkt auch die Moral. Irgendwann bricht sie und die Leute nehmen Reißaus. Ab dann kann man sie nicht mehr kontrollieren, bis sie sich entweder wieder beruhigt haben. Oder aber komplett von der Karte verschwinden.

Und das passiert sehr schnell, was vor allem daran liegt, dass die Karten, auf denen die Schlachten ablaufen, allesamt sehr klein geraten sind. Maximal zwei Minuten dauert es, bis die Einheiten von einem Rand bis zum anderen gelaufen sind. Erreichen sie den, sind sie auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Aber die kleinen Karten bieten noch weitere Nachteile: Es gibt nur sehr selten Alternativwege. Meist kann man nur über einen einzigen Pfad in die Schlacht ziehen. Taktische Finessen, etwa das Umgehen des Feindes, um ihm in den Rücken zu fallen, können sich so nie entfalten. Sehr langweilig, das alles. Generell sind die Schlachten allesamt sehr statisch. Wenn die Einheiten sich gegenüberstehen, bewegen sich hauptsächlich die Stärkebalken. Der Rest verharrt fast bewegungslos. Ab und an wird mal ein Schwert geschwungen, aber das war’s im Wesentlichen schon. Immerhin sehen die Einheiten noch gut aus und wenn man ganz nah dran zoomt, kann man sogar die individuellen Details pro Einheit erkennen. Die karge, braun-grau-grüne Landschaft ist hingegen enttäuschend.

Für etwas Abwechslung sorgen die so genannten Heldengefechte. Denn wenn einer der eigenen Heroen auf einen gegnerischen Helden trifft, kann er den zum Duell fordern. Dann wird ein Kreis um die beiden Streithähne gezogen, und sie können sich nur noch gegenseitig verletzen - mit Spezial-Angriffen und jeglichem Schnickschnack. Andere Attacken haben ihnen bis zum Ausgang des Duell nichts mehr an. Allerdings geht das Gemetzel drumherum trotzdem weiter. Wer sich also ausschließlich auf das Duell konzentriert, verliert trotz Sieg unter Umständen die eigentliche Schlacht.

Gold gegen Leben

Wer nicht aufpasst, kann sich die benötigten Torrammen nicht leisten und muss zu einem älteren Spielstand greifen.

Zwischen den Gefechten bewegt man den Haupthelden über eine extrem farbarme und hässliche Hauptkarte. Dort stößt man auch auf Lager, wo sich die die Truppen wieder auffrischen lassen. Oder man investiert das gewonnene Gold in neue Rüstungen, Schwerter oder den einen oder anderen Heiltrank. Allerdings kann man sich leicht in eine Sackgasse spielen. Und das geht so: Wir sollten eine Burg belagern und uns mit Rammen den Weg ins Innere bahnen. Nur hatten wir vorher schon alles Gold ausgegeben. Es half nichts, wir mussten einen alten Spielstand laden, der mehrere Schlachten zurücklag. Ähnliches passiert, wenn man eine Schlacht mit hohen Verlusten gewonnen hat, aber danach nicht mehr genug Gold besitzt, um die Krieger für das nächste Gefecht wieder fit zu machen. Mit dem neuen Patch kann man zwar die Einheiten für die Hälfte des Preises verkaufen, aber wenn man kaum Einheiten besitzt, ist das wirklich sinnfrei. Kurz: Sparen, sparen und nochmals sparen - sonst nimmt der Frust schnell überhand.

Ach ja: Speichern scheint den Entwicklern von Black Hole Entertainment nicht sonderlich wichtig zu sein. Wie sonst könnte man die äußerst dumme Entscheidung erklären, dass man während der Gefechte den Spielstand nicht sichern kann.

Nicht verschwiegen werden soll die zweite Solokampage, in der man auf Seiten des Chaos gegen die imperialen Truppen antritt. Von der eigentlichen Spielmechanik - Kämpfe dich von einer Schlacht zur nächsten, nimm eine Burg ein, etc. - unterscheidet sich der Verlauf aber nicht. Nur die Völker, Einheiten und der Held ändern sich. Anstelle von Hellebardenträgern, Elfen und Stefan, gibt's dann Skaven, Axtwerfer und Thorgor. Die Befehle bleiben auf beiden Seiten gleich.

Bis zu sechs Metzelwillige können sich auch via LAN oder Internet bekämpfen. Hier werden die Fans der Tabletop-Vorlage sicherlich auf ihre Kosten kommen. Allein schon, weil sie sich nicht in Sackgassen spielen können und die Gefechte spannender ablaufen. Ist ja auch kein Wunder bei menschlichen Mitspielern.

Mark of Chaos ist kein einfacher Fall. Auf der einen Seite gibt es die Tabletop-Spieler, wie meinen Kollegen Mark. Der vergöttert den Titel übrigens jetzt schon, weil er für ihn eine gelungene Umsetzung des Brettspieles ist und dessen düstere Welt und Kämpfe perfekt transportiert. Hinsichtlich des Mehrspielermodus teile ich da auch seine Meinung. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob auch wirklich jeder Warhammer-Fan die Änderungen der Regeln gut heißt. Auf der anderen Seite muss ich hier aber bewerten, wie sich Mark of Chaos als reines PC-SPIEL schlägt. Und da gibt es schlicht und ergreifend Defizite.

Mit der kargen Landschaftsgrafik hätte ich leben können, auch mit den spartanisch animierten Truppen. Die sehen ja zumindest noch fesch aus. Vielleicht hätte ich mich auch noch mit der fehlenden Speicherfunktion in den Schlachten arrangieren können (wenn auch nur äußerst widerwillig). Aber dass man sich später so richtig verzetteln kann, geht nun mal gar nicht. Ich hasse es, wenn ich in eine Sackgasse stolpere, nur weil die Entwickler plötzlich etwas von mir fordern, mit dem ich nicht rechnen konnte. Stichwort: Torrammen. Und wenn ich mit Ach und Krach eine Schlacht gewinne, will ich belohnt werden und nicht bestraft. »Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen, können aber trotzdem nicht weiterspielen, weil Ihnen das Gold fürs Truppenauffüllen fehlt.« Und warum kämpfen meine Truppen in den Heldengefechten einfach weiter? Wieso halten sich Gegner mit leeren Barrikaden auf? Stimmt, das soll ja ein Feature sein, das die Tabletop-Veteranen kennen und lieben. Mag für die sicherlich klasse sein, in einem PC-Spiel wirkt es trotzdem deplaziert. Kurzum: Nur aufgrund des gelungenen Mehrspielermodus schrammt Mark of Chaos haarscharf an der 6 vorbei.

7 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor

Mick Schnelle

Contributor

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