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Ridge Racer 7

Same procedure as every year.

Silvester und „Dinner for One“ gehören einfach zusammen - das ist bei Euch doch bestimmt genauso. Jedes Jahr zappen wir durch die Dritten Programme, um jene Sendung zu suchen, die wir schon seit Ewigkeiten auswendig mitsprechen können. Dieses Ereignis gleicht einem Ritual, das von vornherein festgelegt zu sein scheint: Das erste Kichern Eurer Silvester-Runde erfüllt spätestens mit Freddie Frintons Auftritt das Wohnzimmer, während sich beim ersten Stolpern über den Tigerkopf die Meute nicht mehr halten kann.

Wenn dann der Butler auf einmal dem erlegten Tiger ausweicht, ist der eine oder andere Gast, zumindest bei mir, schon mal dem Erstickungstod nahe gewesen – so dass man glauben könnte, die Leute hätten noch nie in ihrem Leben „Dinner for One“ gesehen. Aber gerade das Gegenteil ist der Fall. Je öfter man den Sketch sieht, umso besser scheint er zu werden.

So ähnlich ist es irgendwie auch mit der Ridge Racer-Reihe. Im Prinzip hat sich seit 14 Jahren nichts geändert und trotzdem macht jeder Teil aufs Neue einen Heidenspaß. Gut, kleine Neuerungen gab es doch. Mit dem ersten Ridge Racer für die PSP führte Namco beispielsweise den Nitro-Boost ein, der seitdem auch brav in den danach erschienenen Teilen Einzug fand. Natürlich gibt es in jedem Teil ein paar neue Strecken im Repertoire, das zusätzlich meist mit den besten Kursen aus den Vorgängern angereichert wird. Und neue Wagen sind zumindest teilweise auch dabei. Irgendwie muss Namco Bandai ja auch die neue Nummer hinter dem Titel rechtfertigen.

Der Director's Cut

Nitro aktiviert und die Umgebung fliegt an einem vorbei.

Gerade im vorliegenden Fall aber dürfte selbst der hartgesottenste Fan, wie ich es einer bin, ein klein wenig angesäuert sein. Kaum war mein Motor von Ridge Racer 6 abgekühlt, erwartete ich für den neuen Teil zumindest viele neue Strecken, auf denen ich mein fahrerisches Können beweisen wollte. Das hatte ich jedenfalls noch gehofft, als ich meine Rennsemmel für den ersten Wettbewerb klar machte. Die Ernüchterung folgte auf dem Gasfuß. Zwar prügelte ich meinen Boliden in den Rennen zwei und drei durch mir unbekannte Kurven, im weiteren Verlauf des Spieles kam ich mir jedoch zeitweilig vor, als wäre ich in einer Zeitschleife gefangen. Wäre nicht ab und zu einer der neuen Kurse auf dem Fahrplan gestanden, könnte man fast glauben, schon wieder im Cockpit des Vorgängers die Runden zu drehen.

Selbst grafisch unterscheiden sich Teil 6 und Teil 7 trotz der mächtigeren PS3-Hardware so gut wie gar nicht voneinander. Ok, ein klein wenig schon, denn im vorliegenden Teil nehmen selbst ungeübte Augenpaare leichtes Ruckeln in den Kurven wahr. Aber egal, wir wollen ja jetzt hier keine Erbsenzählerei beginnen. Oder etwa doch? Eigentlich bleibt einem nicht viel anderes übrig, bietet das Spiel nur in kleinen Punkten Unterscheidungsmerkmale, die es vom Vorgänger abheben. Wie gesagt, drei neue Strecken, das ist doch schon mal was. Ach ja, dann gibt es noch mit dem Windschattenfahren ein neues Feature, das sich mitunter entscheidend auf den Rennverlauf auswirkt. Dazu gesellt sich eine äußerst unübersichtliche Landkarte, auf der Ihr im Karriere-Modus Euren Geschwindigkeitsrausch auslebt.

Hatte ich eigentlich die vollkommen unnötige Tuning-Option erwähnt, mit der sich die weitgehend bekannten Wagen aufmotzen lassen? Die ist jedenfalls auch neu, sorgt für ein wenig mehr Drumherum, wirkt aber mehr aufgesetzt als geschickt integriert. Insgesamt fühlt sich also Ridge Racer 7 eher wie Ridge Racer 6,5 an. Der Director's Cut, wenn man so will.

Der perfekte Drift

Grafisch hätte man es durchaus besser machen können.

Ich bin mir bewusst, dass das alles nicht so nett klingt, aber ich hoffe, ich verwirre Euch nicht allzu sehr, wenn ich dem Spiel trotzdem eine Kaufempfehlung ausspreche. Wer den direkten Vorgänger noch nicht gespielt hat, muss als Rennspielfan sowieso zuschlagen. Aber auch wer (wie ich) stundenlang um den Gesamtsieg in Ridge Racer 6 kämpfte, darf über den Kauf nachdenken - denn auch der aktuelle Teil übt einen unvergleichlichen Sog aus, der während der Raserei fast immer in einem tranceartigen Zustand endet. Kaum leuchtet in riesigen Lettern das Wort „START“ auf, beginnt die Hatz um den ersten Platz, deren Geheimnis die Drifts sind. Mit jeder weiteren Kurve blendet man die Außenwelt aus, und sieht nur ein Ziel vor Augen: Mit fehlerlosen Drifts zur schnellsten Runde.

Ähnlich wie ein Surfer, der auf der Suche nach der perfekten Welle nicht mal seine Sonnenbrände bemerkt, versuche ich meinen Wagen auf der Ideallinie um die Kurven zu schleudern, um ihn am Ende scheinbar mühelos wieder aufzufangen und vergesse dabei das Blinzeln. In diesem Moment habe ich verdrängt, dass man es bei Namco nicht nötig zu haben scheint, mehr als drei neue Strecken zu entwerfen. Oder dass mich die Übersichtskarte in den Wahnsinn treibt. Ich bin im Flow des Spiels gefangen und nicht mal die Ladepausen reißen mich heraus. Dabei ist es nicht so sehr das Geschwindigkeitsgefühl, das mich in diesen leicht apathischen Zustand versetzt. Das vermitteln Burnout und Konsorten viel eindrucksvoller. Ich will einfach immer nur noch besser sein und meine Gegner aus meinem Windschatten haben – was im Übrigen nicht mehr so einfach ist wie im Vorgänger. Gerade im späteren Verlauf wird deutlich, dass die KI eine weitaus bessere Fahrschule hinter sich hat als noch in den Vorgängern auf PSP und Xbox 360. Gut so, denn so wächst mein Ansporn, noch eleganter um die Kehren zu gleiten und noch präziser auf der Ideallinie zu bleiben.

Namcos Arcade-Raserei bleibt für mich weiterhin ein Rätsel. Während man anderen Titeln völlig zu Recht Innovationslosigkeit vorwerfen würde, sind die meisten Fans der Serie wahrscheinlich geradezu irritiert, wenn sie auf einmal - wie im vorliegenden Fall - fast gezwungen werden, ihren Wagen zu tunen. Anders werdet Ihr die härteren Rennen jedenfalls kaum für Euch entscheiden. Am eigentlichen Gameplay ändern die Entwickler gar nichts, und das ist auch irgendwie gut so. Denn durch das spartanische Drumherum macht das Spiel ganz besonders deutlich, dass es nur eines will, aber vor allem auch kann: Driftend um den Sieg kämpfen. Ich will das auch - deswegen gefällt mir Ridge Racer 7 definitiv besser als der Vorgänger. Und weil ich überzeugt bin, dass die Reihe mit jedem Teil besser wird, freue ich mich schon auf Ridge Racer 8.

Ridge Racer 7 erscheint pünktlich zum PlayStation 3-Launch am 23. März exklusiv für die PS3.

7 / 10

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In diesem artikel

Ridge Racer 7

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Über den Autor

Tobias Lampe

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